Gewerbegebiet Mörscher Weg

Stadt erhöht bei Haubenlerche in Hockenheim Druck auf Landesregierung

Die FDP holt den Landtagsabgeordneten Dr. Christian Jung ins Boot, der in Sachen Haubenlerche eine Parlamentarische Anfrage stellen will.

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Matthias Mühleisen
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Hockenheim. Das Nest ist leer, der Zaun ist weg: Das Feld südlich des Mörscher Wegs liegt brach. Aber nicht mehr lang, wenn es nach dem Willen des Hockenheimer Gemeinderats geht. Der lautet, dass hier zwischen den Straßen Im Auchtergrund und Hinter den Bergen auf 7,85 Hektar ein Gewerbegebiet entsteht. Oder besser gesagt: das bestehende fortsetzt, denn auf der anderen Straßenseite des Mörscher Wegs reihen sich die Betriebe bereits aneinander. Die Zeit drängt, denn die Zusage an ansiedlungswillige Firmen hat die Stadt schon lange gegeben.

Doch das Regierungspräsidium Karlsruhe hat auf den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan „Gewerbegebiet Mörscher Weg“ von Ende Juni noch nicht reagiert. Das hat die FDP-Gemeinderatsfraktion zum Anlass genommen, den Landtagsabgeordneten der Liberalen Dr. Christian Jung aus dem benachbarten Landkreis Karlsruhe ins Boot zu holen. Jung kündigt eine Parlamentarische Anfrage an die Landesregierung in der Sache an. Und kritisiert seinen Kollegen Dr. Andre Baumann, der sich nicht für die Interessen der Stadt Hockenheim einsetze.

Oberbürgermeister Marcus Zeitler ist beim Ortstermin, zu dem der FDP-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Frank Köcher-Hohn ins Talhaus eingeladen hat, ebenso dabei wie die Mannheimer FDP-Europawahlkandidatin Julia Klein und Holger Höfs, der bei der Landtagswahl 2021 für die Liberalen im Wahlkreis Schwetzingen antrat. Für den OB ist die Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses eine der drängendsten Aufgaben.

„Es geht um Verhältnismäßigkeit“

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„Wir sind alle nicht gegen Artenschutz, aber es geht auch um die Verhältnismäßigkeit“, sagt der OB. Die Fläche, die die Haubenlerche für die Familienplanung auserkoren hat, sei im Regionalplan und im Flächennutzungsplan als Gewerbefläche ausgewiesen. Seit über zehn Jahre existiere ein Bebauungsplan, der die Ansiedlung von Gewerbe erlaube. Die Stadt habe für sehr viel Geld Grundstücke erworben – unter der Prämisse, hier Betriebe anzusiedeln.

„Wir haben einen enormen Druck unseres ortsansässigen Gewerbes, das expandieren will. Den Firmen sei es in der Stadt zu eng, doch auf Hockenheimer Gemarkung will Zeitler sie unbedingt halten. „Denn Gewerbetreibende zahlen nicht nur Gewerbesteuer. Sie tragen dazu bei, dass hier Leute einkaufen, sie schaffen Arbeitsplätze, die der Stadt Anteile an der Einkommensteuer einbringen.“ Seit Jahren habe die Stadt kein neues Gewerbegebiet mehr erschlossen. Dass die Unternehmen jetzt auf die Einhaltung der Versprechen pochten, die ihnen die Stadt seit über zehn Jahren macht, sei nur zu verständlich: „Wir stehen in der Pflicht.“

Dabei signalisiert der OB Kompromissbereitschaft: „Wir sind bereit, Geld in die Hand zu nehmen und den Vogel umzusiedeln.“ Es gehe um 200 bis 300 Meter, um die die Haubenlerche ausweichen müsse, damit die Stadt das Gebiet erschließen könne. „Aber bisher habe ich das Gefühl, das ist nicht gewollt.“ Bei der Blockade des städtischen Wunsches beziehe sich das Regierungspräsidium und damit die Landesregierung auf den europäischen Artenschutz und gehe dabei ähnlich „fernab von jeglicher Realität“ (Zeitler) vor wie beim Walldorfer Katzen-Lockdown.

„Deshalb schreien wir als Hockenheimer um Hilfe und klammern uns an jeden Strohhalm“, machte der Oberbürgermeister die Dringlichkeit des Anliegens deutlich.

Artenschutz ist auch für Christian Jung eine wichtige Aufgabe. Der Landtagsabgeordnete brachte daher „affenfeste Zäune“ ins Gespräch, die in Zoos brütende Vögel schützen. Das könnte die Haubenlerchenbrut auch vor Störchen auf Beutesuche bewahren. In seinem Wahlkreis haben einige Kommunen ähnliche Probleme wie Hockenheim, Jung kann sich eine Haubenlerchenstiftung in Zusammenarbeit mit dem Land vorstellen, um Wege zu ermitteln, die „tolle Vogelart“ für die kommenden Jahrzehnte zu schützen, wie das auch bei den Störchen erfolgreich umgesetzt worden sei.

Kein Verständnis hat er aber für die Blockadehaltung des Landes in der besonderen Lage, in der sich Hockenheim befinde. Eine Teilerschließung als ersten Schritt müsse in Erwägung gezogen werden. Auch innovatives Bauen könne Ansiedlungsmöglichkeiten für die Vögel schaffen.

Gar nichts zu unternehmen, gefährde dagegen den Standort Hockenheim. Jung kündigte daher eine Parlamentarische Kleine Anfrage an die Landesregierung an.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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