Die Wiederbelebung des „Stadtparks“ hatten sich viele Hockenheimer sicher etwas anders vorgestellt, doch als Gaststätte war das traditionsreiche Wirtshaus in der Parkstraße nicht mehr zu reaktivieren. Da nutzte auch eine Online-Petition im vergangenen Frühjahr nichts – es wäre für die Stadt nicht finanzierbar gewesen, den beliebten Veranstaltungsort in Eigenregie zu sanieren und zu betreiben. Für den Gemeinderat war es deshalb eine gute Alternative, das Areal für Wohnzwecke zu nutzen.
Einstimmig befürwortete das Gremium die Pläne der Heberger Living GmbH, das seit April 2019 geschlossene Brauhaus zu einem Projekt für mehrere Generationen um- und auszubauen. Die rechtlichen Voraussetzungen soll der vorhabenbezogene Bebauungsplan „Stadtpark Hockenheim“ schaffen. In zwei Baukörpern sollen 16 Wohnungen mit Flächen zwischen 70 und 130 Quadratmetern entstehen. Fünf Einheiten sind im denkmalgeschützten Altbau geplant, weitere elf Wohnungen in einem Neubau in zweiter Reihe.
Höhenwachstum als Vorbild?
„Das kann ein ganz neuer Mittelpunkt in Hockenheim werden – auch im Zusammenhang mit der angestrebten Innenverdichtung“, fand Christian Engel, Leiter des Fachbereichs Bauen und Wohnen, der die Planung vorstellte. Er verwies auf das Potenzial des angrenzenden Grundstücks der Evangelischen Gemeinschaft, die einen neuen Standort suche. Oberbürgermeister Marcus Zeitler merkte an, die Verwaltung suche nicht nur nach immer neuen Flächen, die sie versiegeln könne, sondern nutze auch gerne die Chance zur Innenentwicklung.
Adolf Härdle (Grüne) freute sich aber, dass der historisch wichtige Identifikationsbereich des „Stadtparks“ in der bekannten Form erhalten wird. Das Treppenhaus wirke etwas wuchtig im Vergleich zum Bestandsgebäude, regte Härdle eine etwas andere Gestaltung an. Richard Zwick (SPD) sprach von einer gelungenen Lösung für dieses Areal, die zeige, dass es auch für den Innenbereich zielführend und langfristig gedacht werde durch die die höhere Bebauung des hinteren Gebäudes, das „trotz allem in die Landschaft passt“. Es gebe noch mehr solcher Elemente in der Stadt, bei denen man darüber nachdenken könne.
Ruhender Verkehr in Tiefgarage
Gebäude neben dem denkmalgeschützten Bau und im hinteren Bereich des Grundstücks sollen abgerissen werden, um Platz für den Neubau sowie für die Einfahrt in die Tiefgarage von der Parkstraße zu schaffen, die den ruhenden Verkehr der Bewohner aufnimmt, berichtete Engel. Die durchweg barrierefreien Wohnungen bezeichnet Heberger Living im Antrag auf Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans als „neues Leuchtturmprojekt für Mehrgenerationenwohnen“. Das Angebot steigere die Attraktivität der Stadt sowohl für Familien als auch für Alleinstehende und trage dazu bei, den steigenden Bedarf an Wohnraum auch für ältere Menschen abzudecken.
Die Wegnahme des Nachbargebäudes erlaube die Schaffung einer attraktiven neuen seitlichen Fassade mit Fenstern, erläuterte Engel. Dazu sei Heberger noch in Gesprächen mit der Denkmalbehörde, ebenso über die vorgesehenen Dachgauben. Ein zentrales Treppenhaus soll Alt- und Neubau verbinden. Das neue Gebäude ist viergeschossig geplant mit drei Vollgeschossen mit je drei Einheiten und einem zurückversetzten Dachgeschoss mit zwei Penthäusern. Das Projekt umfasst eine Fläche von rund 1500 Quadratmetern.
Für das Sanierungsgebiet „Obere Hauptstraße Süd“ unternahm der Gemeinderat erste Schritte in Richtung Schaffung von Baugrundstücken mit den Aufstellungsbeschlüsen zu zwei Teilbebauungsplänen für die Grundstücke, die die Stadt bereits erworben hat. „Wir wollen da jetzt endlich dran, damit wir nächstes Jahr mit der Erschließung anfangen können“, sagte Christian Engel. Schließlich sei auch das Sanierungsgebiet mit der Förderung zeitlich begrenzt. Die Stadt sei weiter in Verhandlungen, um die restlichen Parzellen zu kaufen.
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