Hockenheim. Seit Mai ist die neue Unterkunft für Wohnungslose beim Roten Kreuz in der Rettungswache im Quartier Auchtergrund bezogen. Die Containerunterkunft im Hofweg wird nun abgerissen. Der Neubau neben der alten Rettungswache beherbergt im Obergeschoss 13 Zimmer für 26 Personen sowie Gemeinschaftsduschen, Waschmöglichkeiten und eine Küche mit angrenzendem Wohn- und Essbereich.
Den Bewohnern steht zudem ein Wasch- und Trockenraum zur Verfügung. Im Erdgeschoss gibt es zusätzlich zwei barrierefreie Zimmer mit Nasszelle und Küche. Ein sogenanntes Polizeizimmer ermöglicht die Unterbringung von in der Nacht aufgegriffenen Personen.
Den Menschen in der Obdachlosenunterkunft Struktur geben
Die Obdachlosenunterkunft soll aber immer nur eine vorübergehende Lösung darstellen, sagt Quartierleiter Markus Unterländer. Im Vordergrund stünden die Gestaltung und Strukturierung des Alltags der Bewohner, damit diese wieder schneller in eigene Wohnungen kommen. Insgesamt 15 Personen sind aus dem Hofweg hierhergezogen, einige von ihnen waren schon mehr als zehn Jahre in der Containerunterkunft untergebracht. Die Altersstruktur liegt zwischen 18 und 69 Jahren, der Fokus auf jungen wohnungslosen und psychisch kranken Personen mittleren Alters, aber auch Pflegebedürftigen, Haftentlassenen und Flüchtlingen. Es hat auch schon erste Vermittlungen in eine eigene Wohnung oder in verschiedene Wohngemeinschaften gegeben. Etwa ein Drittel sind Migranten. Jeweils zwei Personen teilen sich ein Zimmer.
„Wir versuchen, durch Gespräche Probleme zu lösen“, meint Unterländer dazu. Die Bewohner sind Selbstversorger und müssen Küche sowie Waschraum eigenständig in Ordnung halten. Manche Bewohner müssten lernen, wie man eine Waschmaschine bedient. Ungefähr ein Drittel geht derzeit einer Arbeit nach, etwa in Minijobs, aber auch bei Zeitarbeitsfirmen.
Die sozialen Probleme seien „vom Hofweg mit umgezogen“ und nicht einfach verschwunden, weiß Unterländer weiter zu berichten. Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind – etwa durch Mietschulden, einen Jobverlust, Todesfälle oder Krankheiten von Familienmitgliedern oder nach Beziehungsproblemen – ein Dach über dem Kopf sowie eine soziale Unterstützung zu bieten, sei eine große Herausforderung. Schwerpunkt bleibt bei der Betreuung der Bewohner der Obdachlosenunterkunft die Vermittlung von Arbeit und Wohnraum.
Die alte Rettungswache wird renoviert und zum Zuhause für den DRK-Ortsverein umgestaltet. Das alte Ortsvereinsgebäude ist jetzt die Heimat für einen Tagestreff, einen Tafelladen, sowie die Beratungsangebote des DRK-Kreisverbandes.
Am Montag öffnete auch der neue Secondhandladen des DRK-Kreisverbandes in der Oberen Hauptstraße 12. Die Leiterin ist Tanja Reinhard, die auch den Tafelladen im Quartier unter sich hat. Die Gewinne aus dem Verkauf im Second-handladen fließen in soziale und kostenfreie Angebote des Roten Kreuzes zurück. Es werden noch ehrenamtliche Helfer für die anfallenden Aufgaben darin gesucht. In den Arbeitsbereichen Secondhand und Tafel sollen in Zukunft auch Bewohner der Obdachlosenunterkunft mit eingebunden werden, blickt Unterländer dabei in die kommenden Monate.
Horizont erweitern
In den Secondhandshop eingebettet gibt es auch ein Beratungsbüro, in dem Informationen zum Integrationsmanagement und Antworten auf Fragen zur häuslichen und sexualisierten Gewalt im Auftrag des Rhein-Neckar-Kreises angeboten werden. Im Quartier Auchtergrund sind für die nächsten Wochen strukturgebende und inklusive Angebote geplant. Dazu gehören regelmäßige individuelle Beratungen, auch für Menschen, denen Obdachlosigkeit droht, sowie Bewerbungstrainings oder das Angebot, einmal pro Woche gemeinsam zu backen oder zu kochen.
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