Den für ihn wichtigsten Punkt nahm Rainer Saß gleich mal vorweg: Der Hockenheimer Mai 2023 ist bereits auf den 12. und 13. Mai terminiert. Die Nachbesprechung des Straßenfestes zeigte, dass es bis dahin allerdings noch einige Stellschrauben zu drehen gibt. Zwei wesentliche Veränderungen zeichnen sich ab: Getränke im Glas wird es bei der nächsten Auflage ebenso wenig geben wie eine Umzäunung des Zehntscheunenplatzes. Hinter beiden Neuerungen stehen Sicherheitsgründe.
So groß die Freude über die Rückkehr des beliebten Fests bei samstags bestem Wetter gewesen war, so nüchtern und sachlich fiel die Analyse der Organisatoren des Hockenheimer Marketing-Vereins und der beteiligten Vereine und Institutionen aus. „Es war auch für uns nicht ganz einfach“, räumte Rainer Saß ein, der als zweiter Vorsitzender des HMV zugleich auch dessen Sicherheitskoordinator ist.
Besucherzahlen umstritten
Die zweijährige pandemiebedingte Pause, eine baulich veränderte Obere Hauptstraße, ausgestiegene Vereine und die Premiere für HMV-Geschäftsführerin Birgit Rechlin – einige Herausforderungen seien zu bewältigen gewesen, damit die Hockenheimer und ihre Gäste wieder den Mai feiern konnten, sagte Saß. Die Besucherresonanz zeigte, dass das gelungen ist – zeitweilig sogar mehr, als dem Sicherheitskonzept zuträglich war.
Die dort festgehaltene maximale Besucherzahl von 1500 im Maidorf rund um die Zehntscheune sorgte beim Nachtreffen für Diskussionsbedarf. Umstritten waren dabei sowohl die kursierenden Zahlen als auch die Möglichkeiten, für ein Maximum an Sicherheit für die Besucher zu sorgen. Dem Deutschen Roten Kreuz war unverständlich, dass die maximal gezählte Gästezahl am Freitagabend gegen 21 Uhr laut Security bei knapp über 2000 gelegen haben soll. Die Helfer seien noch gut durchgekommen. Samstagabends sei das stellenweise nicht mehr der Fall gewesen, was insbesondere bei einer Schlägerei für Probleme beim Rückzug der Einsatzkräfte gesorgt habe: „Einer Helferin ist ein Bierglas knapp am Ohr vorbeigeflogen.“
Das Freihalten der Rettungswege sei immer schwierig, räumte die Leiterin des Fachbereichs Bürgerdienste Doris Trautmann ein, Stockungen seien bei einem solchen Fest kaum zu vermeiden. Das galt nicht nur fürs Maidorf, sondern auch für die Kirchenstaffel am Samstagabend. Kritisch betrachtete sie den Ausgang für die Besucher vom Maidorf auf die Karlsruher Straße, wo der Verkehr geflossen sei.
Problematisch sei ferner die Menge an zerbrochenen Gläsern gewesen. Das habe wohl mit an der Zusammensetzung des Publikums gelegen. Was die Frage aufwarf, ob künftig kontrolliert werden sollte, was die Besucher in ihren Taschen aufs Festgelände mitbringen. Dafür hatte der Sicherheitsdienst „Mannheimer Power“ diesmal keinen Auftrag, wie Geschäftsführer Thorsten Schäfer betonte.
Schäfer sprach vom „schlimmsten Hockenheimer Mai, den er in den 15 Jahren erlebt habe, in denen er für die Veranstaltung tätig ist. Von seinen 16 Kräften habe er 14 im Maidorf einsetzen müssen. Dort habe sich das Publikum gewandelt: Während es früher dort entspannt zugegangen sei, sei es diesmal mit fortschreitender Zeit aggressiver geworden: Die überwiegend jüngeren Besucher seien schon „vorgeglüht“, also alkoholisiert, eingelaufen. Daher habe er später entschieden, Flaschen und Dosen zu konfiszieren. Schäfer bestätigte, dass noch nie so viel Glas zu Bruch gegangen sei. Am meisten Nerven gekostet habe die Obergrenze beim Einlass.
Fluktuation durch Zaunfreiheit
Der Wegfall der Umzäunung des Maidorfs und der damit einhergehenden Zählung der Gäste zugunsten einer leichteren Fluktuation kristallisierte sich im Lauf des Gesprächs als favorisierte Konsequenz aus den Erfahrungen heraus. Birgit Rechlin plädierte auch dafür, im Bereich bei der Bühne die Bierzeltgarnituren durch Stehtische zu ersetzen, um Engstellen zu vermeiden.
Gläser sollen durch attraktive Becher in verschiedenen Formaten ersetzt werden, der HMV will sie nach Rücksprache mit den Vereinen zentral beschaffen.
Uneingeschränkt positiv bewertet wurde das Kinderprogramm: „MaiKids“ sei unheimlich gut aufgenommen worden, sagte Rainer Saß. Das Konzept sei stimmig, zwischen 14 und 19 Uhr sei ein super Programm angeboten worden, auf dem Platz sei bereits um 16.30 Uhr alles Essen ausverkauft gewesen, der Bühnenaufbau sei verbessert gewesen, berichtete Nina Unglenk-Baumann vom Kinder- und Jugendbüro Pumpwerk, die allein 200 junge Teilnehmer bei der Kinderolympiade gezählt hatte. Birgit Rechlin hofft, dass sich die Schulen künftig stärker bei „MaiKids“ einbringen.
Geteilt war das Echo auf Rechlins Vorschlag, die Eröffnung des Hockenheimer Mais samstags auf 12 oder 13 Uhr zu verschieben, weil das Fest schleppend, also mit weniger Besuchern als früher begonnen hatte. Das würde auch den Aufbau am Morgen entspannen, fand sie.
Franz Ziegler vom CC Blau Weiß war davon nicht überzeugt: „Es gibt nicht wenige Leute, die wollen Mittagessen, und die sind 11.35 Uhr da und wollen spätestens um 12 Uhr ihr Mittagessen auf dem Tisch stehen haben.“ Ein späterer Start würde auch den Anlieferverkehr verlängern.
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