21sportsgroup - Unternehmen endgültig stillgelegt / Insolvente Tochter Planet Sports in Teilen verkauft

130 Arbeitsplätze fallen weg

Von 
Benjamin Jungbluth
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Das im Sommer 2018 eröffnete Logistiklager der 21sportsgroup im Gewerbegebiet Süd wird nur noch in kleinen Teilen und von anderen Firmen genutzt. © Benjamin Jungbluth

Ketsch/München. Etwas mehr als zwei Monate nach Bekanntgabe ihrer Insolvenz ist die Sportartikelmarke Planet Sports in Teilen verkauft worden. Das teilte Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen aus München am Dienstag mit. Käufer der letzten eigenständigen Sparte der ebenfalls insolventen Konzernmutter 21sportsgroup sei ein „mittelständisches Unternehmerkonsortium“. Nähere Angaben machte der Insolvenzverwalter nicht.

Im Februar dieses Jahres verkündeten beide Unternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit, die im Fall der 21sportsgroup zu einer endgültigen Stilllegung zum 1. Mai dieses Jahres führte. „Der Geschäftsbetrieb war hochdefizitär“, erklärte eine Sprecherin von Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach auf Nachfrage dieser Zeitung.

Der jetzt verkündete Verkauf von Planet Sports sei davon unabhängig gewesen. Betroffen seien der gesamte Online-Handel unter dem Markennamen Planet Sports sowie die Filiale in Köln. Die übrigen neun von zuletzt zehn Filialen, mit denen Planet Sports flächendeckend in Deutschland vertreten war, seien zu defizitär gewesen, um sie fortführen zu können, teilte Bierbach mit. Damit werden auch die beiden Filialen in der Region – auf den Mannheimer Planken und in der Heidelberger Hauptstraße – nicht mehr öffnen und die Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.

Laut Insolvenzverwalter seien – außerhalb der Rhein-Neckar-Region – 62 von ursprünglich 192 Arbeitsplätzen erhalten worden. Die Löhne sämtlicher Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis einschließlich April gesichert gewesen.

Zuletzt 75 Millionen Euro Umsatz

Axel W. Bierbach zeigte sich auch wegen der aktuellen Lage froh über das erzielte Ergebnis. Der Verkaufsprozess, in den insgesamt rund zehn potenzielle Käufer involviert gewesen seien, habe sich unter anderem aufgrund eigener wirtschaftlicher Sorgen und Geschäftsschließungen der Interessenten infolge der Corona-Krise schwierig gestaltet. Zahlreiche anfänglich interessierte Erwerber hätten sich Mitte März wieder zurückgezogen.

Die Planet Sports GmbH erwirtschaftete nach eigenen Angaben zuletzt einen Jahresumsatz von rund 75 Millionen Euro. 2015 stieg die 21sportsgroup als Mutterkonzern in das Geschäft ein. Der Online-Sportartikelhändler war erst im Sommer 2018 von Mannheim-Friedrichsfeld nach Ketsch gezogen und hatte dort das rund 30 000 Quadratmeter große und 25 Millionen Euro teure Logistiklager bezogen.

Statt der angekündigten weiteren Expansion – ein viertes Hallensegment in Richtung Talhaus war bereits geplant und Hunderte neue Arbeitsplätze waren angekündigt worden – zog sich das Unternehmen bereits Anfang 2019 wieder größtenteils aus Ketsch zurück, trennte sich von einem Teil seiner Marken wie 21run und wollte sich auf seine Sparte Planet Sports konzentrieren. Ein Jahr später war auch dieses Konzept am Ende.

Das Logistiklager im Ketscher Süden hatte die 21sportsgroup zwar zusammen mit dem Projektentwickler Panattoni Europe konzipiert, der Sportartikelhändler war aber stets nur Mieter der Geschäftsimmobilie. Welche Nutzung die riesige Halle langfristig erfahren wird, ist weiter unklar. Einen Teil der in drei Segmente gegliederten Halle nutzt seit einiger Zeit die Mercedes-Benz AG für die Lagerung von Fahrzeugteilen. „Die bisherigen Lageraktivitäten der 21sportsgroup GmbH in Ketsch führt deren Kunde, ein großer Automobilbetrieb, seit dem 1. Mai in eigener Regie“, teilte dazu eine Sprecherin des Insolvenzverwalters Axel W. Bierbach auf Nachfrage mit.

Info: Bilder vom Logistiklager unter www.schwetzinger-zeitung.de

Ketsch

Ketsch: Kaum Betrieb im Logistikzentrum der insolventen 21sportsgroup

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Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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