Ketsch. Es sind schier endlose Regalreihen, in denen bunte Sportschuhkartons, Tüten mit Funktionskleidung und Kisten mit Fahrradhelmen oder Sportnahrung aneinandergereiht stehen. Mitarbeiter laufen mit Rollwagen durch die schmalen Gänge, greifen nach einzelnen Artikeln, dann gehen sie auf vom Computer berechneten optimalen Wegen weiter durch das schier unübersichtliche Gewirr aus Sportartikeln. „Wir haben bislang nur unseren virtuellen Laufschuh-Shop „21run“ nach Ketsch verlegt und dennoch bereits rund 400 000 Artikel eingelagert. Wenn wir im nächsten Jahr komplett umgezogen sind, werden wir rund eine Million Artikel auf Vorrat halten“, erklärt Firmensprecher Oliver Schwartz mit dem lapidaren Tonfall eines Logistikexperten.
Das neue Großlager der „21sportsgroup“ im Gewerbegebiet Süd hat seit einer Woche einen ersten Probebetrieb laufen (wir berichteten). Gestern durfte unsere Zeitung exklusiv einen ersten Blick hinter die Kulissen werfen, bevor heute im Laufe des Tages Presse und Fachwelt über die Aufnahme des Betriebs informiert werden.
Gebäude teilweise bezogen
Nach weniger als einem Jahr Bauzeit hat der Projektentwickler Panattoni Europe entlang der Sachsenstraße eine rund 30 000 Quadratmeter große Logistikhalle nach neuesten Standards errichtet. An der hohen Decke sorgen Fenster und moderne LED-Beleuchtung für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Im derzeit teilweise noch provisorisch als Pausenbereich genutzten rund 2300 Quadratmeter großen Zwischengeschoss haben die Mitarbeiter einen Panoramablick über Felder und Wiesen bis zum Heidelberger Königstuhl.
Der angeschlossene Verwaltungsbau, der sich quadratisch von der Halle abhebt, ist eingerüstet, der Putz fehlt noch. Innen sitzen aber schon die ersten Mitarbeiter des Sportartikelhändlers an neuen Schreibtischen und Computern. In einem separaten Raum, nahe am Lager, arbeitet gar ein Fotograf in einem professionell ausgestatteten Studio. „Beim Onlinehandel erwarten die Kunden heute individuelle und hochauflösende Bilder der Produkte – am besten aus allen Winkeln und um 360 Grad drehbar“, erklärt Oliver Schwartz. Onlinehändler können die Anzahl der Rücksendungen deutlich senken, wenn die Kunden die Produkte auf der Internetseite detailliert betrachten können. „Unsere Retourenquote ist im Branchenvergleich sehr niedrig, die Arbeit lohnt sich also“, so der Firmensprecher.
Unternehmenszweige gebündelt
Die Bewerbung des Produkts und die Pflege der Onlineshops nehmen einen großen Stellenwert bei der „21sportsgroup“ ein. Auch wenn das Marketing der Firma in München angesiedelt bleibt, sind durch den Umzug zahlreiche Arbeitsplätze nach Ketsch verlegt worden, davon nur ein Teil im klassischen Logistikbereich. „Wir können endlich unsere verschiedenen Unternehmensbereiche, die sich über die Jahre mit der Übernahme anderer Firmen immer weiter verzweigt haben, bündeln. Sowohl die Logistik als auch die EDV im Hintergrund werden so deutlich effektiver“, sagt Schwartz. Für die Kunden bedeute dies schnellere Lieferungen und ein längeres Zeitfenster, um Bestellungen rechtzeitig für die Lieferung am nächsten Tag aufgeben zu können – wichtige Faktoren im umkämpften Versandhandel.
Aus Sicht der Unternehmensleitung ist der neue Standort in Ketsch aber auch räumlich ideal. Die Nähe zu Speyer, wo der Paketdienstleister DHL ein wichtiges Lager unterhält, war ein entscheidendes Argument für die Enderlegemeinde. „Derzeit haben wir rund 15 Containeranlieferungen oder -abholungen durch DHL am Tag. Wenn wir komplett umgezogen sind, werden es wohl etwa 60 sein“, so Schwartz. „Wir sind an diesem Standort sehr flexibel, weshalb wir unsere konkrete Entwicklung noch gar nicht ganz genau festlegen können.“
Mit der Aufnahme des Probebetriebs vergangene Woche nutzt die „21sportsgroup“ nämlich nur eines von drei Hallensegmenten. Die übrigen beiden stehen noch leer. Bis Ende des kommenden Jahres sollen dann die restlichen Unternehmensbereiche umziehen, darunter auch die Lagerhaltung für die deutschlandweit zwölf Geschäfte unter dem Namen „Planet Sports“. „Die Zeit können wir gut nutzen, um unsere Abläufe zu analysieren und zu optimieren“, sagt Firmensprecher Oliver Schwartz. So sollen in den kommenden Monaten verschiedene automatische Logistiksysteme im laufenden Betrieb getestet werden, die „21sportsgroup“ will für die Technik noch einmal mehrere Millionen Euro investieren. Die zahlreichen Mitarbeiter im Versand würden dadurch aber nicht ersetzt, sondern die Lagerhaltung optimiert. „Wenn wir komplett umgezogen sind und weiter wachsen, werden wir wie angekündigt Hunderte neue Arbeitsplätze schaffen“, sagt Schwartz.
Dann kann sich der Sportartikelhändler auch auf alle drei Hallensegmente ausdehnen. Außerdem besteht die Option auf ein viertes Segment, das südlich angebaut werden könnte. „Jetzt kommen wir aber erst einmal richtig in Ketsch an – unseren offiziellen Firmensitz haben wir auf jeden Fall bereits in der Enderlegemeinde“, so der Unternehmenssprecher.
Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de
Die "21sportsgroup"
- 2005 gründete Jörg Mayer, jetziger Beiratsvorsitzender, die L&S Lauf- & Sport Shop GmbH in Mannheim-Friedrichsfeld, quasi den Vorgänger der "21sportsgroup". Dabei war der Versand über das Internet bereits Teil des Geschäftskonzepts.
- Den derzeitigen Standort in einem ehemaligen Autohaus in Friedrichsfeld bezog das Unternehmen 2011, das Onlinegeschäft wurde vergrößert. Gleichzeitig eröffnete das Unternehmen hier eine Vorzeige-Filiale. 2015 wurde diese Filiale aus Platzgründen geschlossen und zu einem provisorischen Lager umgenutzt.
- Mit dem Aufkauf der Sportgeschäftekette Planet Sports verdoppelte sich 2014 das Geschäftsvolumen des Unternehmens.
- Der Schwerpunkt der "21sportsgroup" liegt inzwischen beim europaweiten Onlinehandel. Dazu gehören die Internetseiten www.21run.com für Lauf- und Ausdauer-Sport, www.planet-sports.de für Action-Sport und Streetwear, www.vaola.de als "Marktplatz" für alle Sportarten sowie www.clubsale.com als Shopping-Club.
- Im Fachhandel betreibt die Gruppe zwölf Läden unter dem Namen "Planet Sports" - darunter eine Filiale auf den Mannheimer Planken und eine in der Heidelberger Hauptstraße - sowie zwei Geschäfte unter dem Namen "21run".
- Kunden finden auf den Internetseiten ein breites Sortiment in den Segmenten Laufen, Radfahren, Triathlon, Action-Sport, Streetwear, Outdoor, Fußball-Bekleidung sowie Ausrüstung.
- Die Sportplattform ist in ganz Europa präsent, mit Schwerpunkt auf Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, den Benelux-Staaten, Italien und Spanien. (beju)
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