Ketsch. Dies haben die jungen Besucher des Central Kinos in Ketsch Emilia und Jan am vergangenen Sonntag nicht erwartet: Ein ganzer Kinosaal, der ihnen ein Geburtstagsständchen auf Zulu singt, war sicher etwas ganz Besonderes. Doch wenn schon ein Teil des Chores Imbongi vom Verein „Voices for Africa“ anwesend ist, dann war dies die sprichwörtliche „Steilvorlage“ für eine gelungene Geburtstagsüberraschung.
Bevor die Kinobesucher den Film „Tahbo – Das Nashorn-Abenteuer“ nach dem Buch von Kirsten Boie erleben durften, gab Annette Lennartz, Vorsitzende des Vereins, der sich zur Aufgabe macht, Waisenkinder in Eswatini zu unterstützen, einige Einblicke in das Leben der Kinder dort.
"Voices for Africa" begibt sich auf eine Reise in den Staat Swaziland
„Unser Chor Imbongi, der mittlerweile rund 50 Mitglieder, allesamt aus der Metropolregion Rhein-Neckar, umfasst und nur in afrikanischer Sprache singt, war 2005 in Eswatini in Swaziland und dort in einer Lodge unterbracht. Der nächste kleinere Ort, den wir erreichten, war Esitjeni und wir lernten dort quasi über die Brücke der Musik die Menschen und die Kinder im Dorf kennen. Besonders bewegte uns das Schicksal der Waisenkinder, die durch Aids, was damals noch nicht behandelt werden konnte, ihre Eltern verloren“, so Lennartz.
„Viele lebten auf sich alleine gestellt oder bei den Großeltern. Eine Schule gibt es dort zwar, jedoch ist für Waisenkinder der Zugang zu Bildung aufgrund der Kosten für Schulgeld, Schuluniform und Schulmaterialien einfach nicht möglich. Wir haben uns sofort entschieden, hier zu unterstützen. Mittlerweile sind es rund 350 Waisen, die mithilfe von Patenschaften und Spenden eine Chance für eine bessere Zukunft erhalten“, so die 70-jährige engagierte Journalistin, die viele Jahre in Afrika lebte. Für den Verein sei es wichtig, auch nach der Schule die weitere Berufsausbildung zu unterstützten, denn so sei gewährleistet, dass die jungen Erwachsenen auf dem dortigen Arbeitssmarkt eine Chance haben, um sich später selbst ein unabhängiges Leben aufzubauen.
Dies sei im Sinne der Nachhaltigkeit entscheidend. „Wir besuchen das Dorf nahezu jährlich, sind in ständigem Austausch mit Helfern vor Ort und auch unsere Paten besuchen ihre Patenkinder. Der Chor ist alle drei Jahre in Esitjeni und wir wissen, alle Gelder werden eins zu eins für die Waisen verwendet. Bereits mit 25 Euro im Monat ist die Schulbildung für ein Kind möglich und es gibt hier in der Region bereits einige Firmen, die mit 1000 Euro jährlich die Ausbildung eines jungen Erwachsenen ermöglichen. Dafür sind wir sehr dankbar“, ergänzt Iris Hartmann, die aktiv bei „Voices for Africa“ mitsingt und ebenfalls schon einige Reisen in das kleine Dorf in Eswatini begleitet hat.
Als der Chor „Voices for Africa“ dann im Kino die ersten Lieder anstimmte, war eines sofort spürbar: die unglaubliche Freude und Energie, welche die Lieder vermitteln. Die Zuschauer waren zum Mitmachen und Mitsingen eingeladen und schon wurde ein Kanon eines Regenliedes mit den für die afrikanische Sprache typischen Klicklauten begleitet von der Gitarre, gemeinsam intonisiert. Alle Chormitglieder strahlten pure Freude beim „performen“ aus und verdienten sich zu Recht einen großen Applaus, bevor sich der große rote Vorhang im Kinosaal öffnete und die Besucher über den Film einen Einblick in die wunderschöne Landschaft und Natur von Eswatini bekamen.
„Für unseren Verein ist es eine besondere Gelegenheit, unser Projekt und unseren Gesang hier in Ketsch zu präsentieren. Der Film passt ebenso ganz optimal, auch wenn die Protagonisten natürlich ein priveligiertes Leben als Waisenkinder zeigen. Für die meisten anderen Waisen ist die tägliche Realität eine andere, doch wir haben schon vieles erreicht und hoffen auch in Zukunft noch vieles zu erreichen, damit das Leben der Waisenkinder in Esitjeni ein ganzes Stück besser wird und sie eine faire Chance haben“, so Anette Lennartz von „Voices for Africa“ hoffnungsvoll.
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