Central Kino

Das Kino in Ketsch besteht seit 65 Jahren

Das Jubiläumsjahr des Kinos in Ketsch geht mit einer großen Feier und einem Besucherrekord zu Ende – lediglich der geplante Gebäudeverkauf trübt etwas die Freude

Von 
Benjamin Jungbluth
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Das Central Kino in Ketsch wird am 20. Dezember 2023 exakt 65 Jahre alt und läuft im zehnten Jahr unter dem ehrenamtlichen Trägerverein besser denn je. Doch der geplante Verkauf des Gebäudes sorgt ein wenig für Unsicherheit. © Jungbluth

Ketsch. „Ohne dich kann ich nicht leben“ – mit diesem Musikstreifen startete am 20. Dezember 1958 eine ganz besondere Ketscher Lichtspielhaus-Tradition: Das Central Kino in der Enderlestraße öffnete erstmals seine Türen für Besucher – damals freilich noch unter dem Namen „Central-Filmtheater“ und als nur zweites Haus am Platz, da direkt nebenan bereits 1925 das „Welt-Kino-Theater“ die cineastische Geschichte der Enderlegemeinde eingeläutet hatte.

An diesem Mittwochabend, 20. Dezember, kommen deshalb das aktuelle Betreiberteam, die Mitglieder des Trägervereins sowie viele langjährige Freunde und Weggefährten des außergewöhnlichen Kinos für eine Jubiläumsfeier zusammen. Die interne Veranstaltung bildet damit gleichzeitig den Abschluss eines ganz besonderen Jahres, an dessen Ende das Central wohl besser dasteht als je zuvor.

Charmantes Kino mit noch charmanteren Kinobetreibern: So voll war es beim Jubiläumsfest 60 Jahre Central Kino im Dezember 2018. © Jungbluth

Gesamtkonzept des Kinos in Ketsch funktioniert

„Wir haben die Corona-Krise endgültig überstanden und hatten bereits Ende November einen höheren Umsatz als in unserem gesamten bisherigen Rekordjahr 2019. Das ist natürlich ein schönes Jubiläumsgeschenk für das ganze Team“, freut sich Hannes Piechotta, der Vorsitzende des seit 2013 verantwortlichen Trägervereins. Im Jahr vor dem Beginn der Pandemie kamen stolze 22 000 Besucher ins Central, dieses Jahr dürften es also noch einige mehr gewesen sein. Die endgültigen Zahlen wertet das Team erst im Januar aus, doch schon jetzt ist klar, dass das Ketscher Kleinod dem bundesweiten Trend an den Kinokassen trotzen konnte. „Der Branche geht es insgesamt weiterhin nicht gut, wir können also froh sein, dass unser Gesamtkonzept funktioniert“, sagt Piechotta.

Denn 2023 gab es nicht den einen großen Besuchermagneten im Central, der ganz allein die Massen angelockt hätte. Stattdessen war der Ansturm recht gleichmäßig auf das vielfältige Programm verteilt. Besonders nachgefragt war beispielsweise der neue Film aus der Reihe der Eberhofer-Krimis, bei dem der Saal im August eine Woche lang komplett ausverkauft war. Im November war es dann bei der baden-württembergischen Schulkinowoche „rappelvoll“, berichtet Piechotta. „Und auch in der Vorweihnachtszeit hatten wir viele Sondervorstellungen für Schulklassen“, so der Vereinsvorsitzende.

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Die etablierten Sonderformate Kirchenkino, Sunday Movies, Filmfestival der Generationen und Mädelsabend sind inzwischen derart gefragt, dass das ehrenamtliche Team teils schon an Kapazitätsgrenzen bei der Logistik des Rahmenprogramms stößt. Hinzu kommen die beliebten und gut besuchten Kleinkunstformate und Konzerte. Dort setzt sich der Trend auch ins neue Jahr fort: Der Auftritt von Komikerin Alice Hoffmann Mitte Januar war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Und für den Termin der beiden Kleinkunstpreisträger vom Huub Dutch Duo am Freitag, 23. Februar, gibt es nur noch wenige Restkarten.

Das Ketscher Kino hat ein breit aufgestelltes Team

Gestemmt werden kann dieser große Erfolg nur durch das breit aufgestellte Unterstützerteam. Nach einer spürbaren Delle während der Corona-Zeit ist die Zahl der Mitglieder des Trägervereins inzwischen auf 266 gewachsen, wie Hannes Piechotta stolz verkündet. In die täglichen Abläufe eingebunden sind dabei etwa 60 Aktive, die sich um sämtliche Arbeiten von der Programmplanung über die Technik bis hin zum Popcornmachen kümmern.

Unterstützt werden sie seit Ende 2022 von einem kleinen Team aus angestellten Schülern und Studenten. „Das hat sich weiterhin bewährt, denn diese jungen Ketscher festigen unsere Abläufe an vielen Stellen und können sehr flexibel agieren. Das entlastet die Ehrenamtlichen enorm“, sagt Hannes Piechotta.

Das innovative Vereinskonzept – das nach seiner Gründung 2013 in diesem Jahr ebenfalls Jubiläum gefeiert hat – geht für das Central Kino also voll auf. Entsprechend blickt Hannes Piechotta optimistisch in die Zukunft – auch wenn die weiterhin ungeklärte Frage des Verkaufs des gesamten Gebäudekomplexes, zu dem das Central gehört, diese Stimmung ein wenig trübt.

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„Unser aktueller Mietvertrag läuft noch bis 2027. Dann greift eine Verlängerungsoption um weitere zehn Jahre, die wir einseitig wählen können. Unser Verbleib in der Enderlestraße ist also erst einmal gesichert. Trotzdem ist es für uns natürlich wichtig, weiterhin ein gutes Verhältnis zu unserem Vermieter zu haben“, sagt Hannes Piechotta.

Wer das künftig sein wird, ist weiterhin ungewiss. Peter Gerwig, der das Central Kino zusammen mit dem benachbarten ehemaligen zweiten Kino sowie mehreren Wohnungen und Gewerbeeinheiten 2011 erworben hatte, sucht seit diesem Sommer aus privaten Gründen nach einem Käufer (wir berichteten). „Noch hat sich niemand für die Immobilie gefunden, auch wenn es einzelne Gespräche mit Interessenten gab. Ich möchte aber das Gebäude und das Kino nur in gute Hände abgeben“, betont Gerwig im Gespräch mit unserer Zeitung.

Gemeinde Ketsch könnte Central Kino erwerben

Noch bis Ende Dezember bleibe die Anzeige geschaltet, in der das gesamte Gebäudeensemble für 1,65 Millionen Euro angeboten wird. Sollte sich dann kein Käufer gefunden haben, könne die Gemeinde im Januar auf ein neues Angebot zurückgreifen, dass er der Kommune inzwischen gemacht habe. Dann könne diese den Komplex inklusive Central Kino erwerben, um ihn in kommunaler Hand weiterzuführen. „Wenn es auch da keine Einigung gibt, werde ich das Gebäude vermutlich meinen beiden Söhnen überschreiben, die es bereits jetzt teilweise nutzen“, sagt Peter Gerwig.

Bürgermeister Timo Wangler zeigte sich gegenüber einem Kauf durch die Gemeinde bereits im Sommer zurückhaltend, als die Verwaltung von Peter Gerwig erstmals ein Angebot erhalten hatte. Daran habe sich nicht viel geändert. „Unsere Finanzlage ist weiterhin angespannt und wir sind mit unseren Pflichtaufgaben mehr als ausgelastet. Gleichwohl werden wir das neue Angebot im Januar dem Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung noch einmal vorlegen“, sagt Wangler.

Und so bleibt zum Ende des Jubiläumsjahres ein wenig die Ungewissheit, wie es langfristig mit dem Central Kino weitergehen wird. Angesichts der vielen Umbrüche und Krisen, die es in seinen 65 Jahren bereits überstanden hat, besteht trotzdem Hoffnung – schließlich ist das Central ein Kleinod, das über die Region hinaus strahlt und mit seiner ehrenamtlichen Vereinsstruktur inzwischen ein tragfähiges Betreiberkonzept gefunden hat. Genügend Gründe also, an diesem Jubiläumstag auf die Zukunft des Ketscher Kinos anzustoßen.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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