Ketsch. Prof. Dr. Andreas Fath, Naturwissenschaftler und Extremsportler, schwamm im vergangenen Sommer die Elbe von ihrer Quelle bei Smirice im Riesengebirge an der tschechisch-polnischen Grenze bis zu ihrer Mündung in Cuxhaven an der Nordsee. Die 1.083 Kilometer legte der „schwimmende Chemieprofessor“ in 25 Tagen zurück. Unterstützt wurde er von den Studierenden Maja Dukat und Michel Mues, die bei der Entnahme und Analyse von Wasserproben halfen. Der Filmemacher Shane Thomas McMillan dokumentierte das Projekt. Weitere Helfer stießen unterwegs dazu.
Das Team hatte das Ziel, die Belastung des Flusses durch Plastikmüll zu untersuchen und gleichzeitig die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen auf die Belastung der Gewässer durch Mikroplastik und den daraus resultierenden Problemen für die Natur und die Menschen. Dazu gründete Fath die Naturschutzkampagne „Pure Elbe“, der gleichnamige Dokumentarfilm wurde im Central gezeigt wurde. Fath war anwesend und stellte sich im Anschluss den Fragen der Zuschauer.
Mikroplastik in Flüssen: Eine unsichtbare Bedrohung
Der Film präsentierte alarmierende Zahlen: Von über 400 Millionen Tonnen jährlich produziertem Kunststoff werden nur etwa neun Prozent recycelt. Der Rest landet in der Natur, Flüssen und schließlich im Meer. Sonne, Wasser und Strömung zerkleinern Plastik zu Mikro- und Nanoplastik, das Kläranlagen nicht herausfiltern können.
Viele Partikel sinken auf den Meeresboden. Tiere verwechseln Plastik mit Nahrung, was oft tödlich endet. Plastik gelangt über die Nahrungskette auch in den menschlichen Organismus. Fath erklärte, dass Mikroplastik im menschlichen Gehirn gefunden wurde, was bereits zu Schlaganfällen geführt hat. Plastikmüll fördert das Artensterben und schädigt die Gesundheit.
Fath betonte die Bedeutung von Aufklärung: „Wenn wir die Welt verbessern wollen, ist Bildung das beste Werkzeug.“ Jeder könne aktiv werden, indem er sein Verhalten überprüft. Die drei R – refuse, reuse, recycle – seien hilfreich: Müll vermeiden, wiederverwenden, wiederverwerten. Abrieb von Autoreifen und Verpackungen, besonders Plastikflaschen, sind Hauptquellen von Mikroplastik.
Innovative Ansätze zur Reduzierung von Plastikmüll
Eine Besucherin fragte, ob Mülltrennung helfe. Fath antwortete, dass sie bedingt helfe, da viele Plastikprodukte aus verschiedenen Kunststoffen bestehen. Auf die Frage, ob Glasflaschen besser seien, antwortete er, dass sie in Bezug auf Mikroplastik besser seien, aber auch viel Energie für die Reinigung benötigen. Politik und lukrative Business-Lösungen könnten zur Problemlösung beitragen. Fath nannte Singapur als Beispiel, wo Kunststoffteilchen in den Asphalt gemischt und schließlich im Straßenbau wiederverwendet werden.
Realisiert wurde das Projekt vom Freiburger „Bündnis plastikfreie Natur“ und der Umweltorganisation „H2Org“ sowie der Hochschule Furtwangen, wo Fath unterrichtet. Die Kampagne für eine plastikfreie Natur bietet Informations-Veranstaltungen, Paddel- und Mitschwimmaktionen, Diskussionsrunden, Vorträge und Clean-Up-Aktionen an den Flussufern an. Vor der Elbe schwamm Fath bereits den Rhein, die Donau und den Tennessee. Als Nächstes plant er, den Ganges zu durchschwimmen.
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