Ketsch. Wenn es am 1. Juni bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften im Kutschfahren in Reilingen feierlich wird, geht ein ganz besonderer Star der Szene in Rente: Mit Musik und vielen Erinnerungen wird „Energy“ verabschiedet – das Pferd, mit dem Ciara Schubert zahlreiche Schleifen und Medaillen errang.
„Das wird für mich sehr, sehr emotional“, sagt die 23-jährige Nationalmannschaftsfahrerin an diesem Vormittag auf ihrer Anlage in Ketsch und fügt an: „,Energy` bleibt natürlich hier bei uns auf dem Hof, bis er uns ganz verlässt. Er hat unser Leben geprägt.“
Mutter Christiane Schubert ergänzt: „,Energy` war vier Jahre alt und Chiara neun, als wir ihn bekommen haben“, erinnert sie sich an die Anfangszeit. „Sie waren immer ein Herz und eine Seele.“ Ciara Schubert, die reitbegeisterte Tochter der Ketscher Fahrsportfamilie, und „Energy“, damals ein junges Pferd mit großem Talent und viel Temperament. „Mit ihm habe ich das Kutschfahren richtig gelernt“, blickt sich die amtierende Vize-Weltmeisterin mit der Mannschaft gerne zurück.
Ciara Schubert aus Ketsch: 15 Jahre Kutschfahren mit Herzenspferd
Rund 15 Jahre, etliche Kilometer im Turnierwagen und viele Medaillen später ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Ein Abschied, der wehtut und doch sein muss. „,Energy` wird 19 Jahre alt und ist damit ein richtiger Rentner. Für Sportpferde ist das wie 60 oder 70 bei einem Menschen“, schildert Christiane Schubert die Lage und ergänzt: „Er darf jetzt seine letzten Jahre hier bei uns genießen.“
„Energy“ war ein echtes Multitalent im Marathon, der Dressur und im Kegelfahren, so wie es der Fahrsport verlangt. „Er hat alles sehr korrekt gemacht, war ein echter ‚Professor‘“, lobt Ciara Schubert ihren langjährigen Partner auf vier Hufen.
Ausruhen fällt „Energy“ jedoch schwer: „Das ist ein Pferd, das immer auf den Turnier-Lastwagen draufrennt – es will weg, will scheinen, will sich präsentieren“, beschreibt Christiane Schubert das Pferd. Mit einem Schmunzeln ergänzt die 57-Jährige: „Wenn die anderen zu Turnieren fuhren und er auf der Koppel bleiben musste, ist er immer traurig. Der ist richtig zornig.“
Pferd feiert bei Baden-Württemberg-Meisterschaft im Kutschfahren in Reilingen Abschied
Für einen so ehrgeizigen Sportler ist das Abtrainieren schwer. „Das tut mir richtig leid“, gesteht Ciara Schubert. „Aber das wird schon, er wird sich daran gewöhnen. Ihm geht es ja richtig gut bei uns.“
Der Abschied in Reilingen wird ein besonderes Ereignis. Mit bunten Bändern, Musik und einer Rede wird „Energy“ geehrt. „Das wird schon sehr emotional, weil man mit so einem Pferd praktisch aufwächst. Das ist ja noch länger und intensiver als das Leben mit einem Hund – und ,Energy` war einfach immer da“, betont Ciara Schubert.
Was die Schuberts auszeichnet, ist nicht nur sportliches Können. Die Liebe zu den Tieren ist spürbar. Gegenüber der Ketscher Grillhütte betreut die Familie insgesamt sechs Pferde. „An allen Pferden hängt natürlich unser Herz“, bekennt Christiane Schubert.
Ciara Schubert aus Ketsch fährt in der deutschen Nationalmannschaft
In der Welt des Fahrsports sind Erfolge nichts Selbstverständliches. „Ciara ist Nationalmannschaftsfahrerin, Vize-Weltmeisterin mit der Mannschaft und hat auch sonst viele Erfolge vorzuweisen“, zählt Mutter Christiane auf. „Das ist Hochleistungssport – für sie und die Tiere.“
Doch in diesem Jahr ruht der Wettkampfbetrieb – und das nicht nur, weil „Energy“ in Rente geht. „Die Stute „Lassilla“, mein Hauptpferd, hatte eine leichte Verletzung und wird geschont. Sie ist im Moment meine Hoffnung für die nächste WM 2026“, erläutert Ciara Schubert, die sich aktuell zudem auf ihr Jura-Staatsexamen vorbereitet und außerdem in den nächsten Wochen noch mit ihrem Freund nach Heppenheim an der Bergstraße zieht.
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Jetzt geht es aber erst einmal um den Abschied von „Energy“. Bei den Landesmeisterschaften Anfang Juni in Reilingen werden bis zu 130 Teilnehmer erwartet. „Das Kegelfahren am Sonntag ist für Zuschauer am einfachsten zu verfolgen, das empfehlen wir jedem, der mal zuschauen will“, lädt Ciara Schubert ein. Für die Schuberts ist das diesmal weniger eine sportliche Pflicht als vielmehr ein emotionales Erlebnis: „Dieses Jahr habe ich kein großes sportliches Ziel – mein Highlight ist die Verabschiedung von ,Energy`.“
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