Ketsch. Zum zweiten Mal war die Ketscher Neurotthalle am Samstagnachmittag Austragungsort für die Bundesliga-Wettkämpfe der Deutschen Turnliga (DTL) der Frauen. Die ganz großen Namen fehlten allerdings diesmal fast komplett – wegen Verletzung oder Krankheit konnten Elisabeth Seitz, Emma Malewski und die beiden Olympia-Qualifikantinnen Pauline Schäfer-Betz und Sarah Voss nicht an den Start gehen. So präsentierte sich in Ketsch die zweite Reihe unter großer Begeisterung der rund 700 Zuschauern. Sie sahen dabei möglicherweise den neuen Stern am deutschen Turnhimmel: Die 15-jährige Helen Kevric gilt als Riesentalent und große Hoffnungsträgerin für die Zukunft. Beim European Youth Olympic Festival im Juli in Slowenien hatte sie sieben Medaillen geholt.
Meist diskutierte Frage unter den Turnexperten – auch in der Neurotthalle – war, ob die Turnerin vom MTV Stuttgart den Quotenplatz für Paris 2024 bekommen sollte, den Deutschland durch den 13. Platz im Mannschaftswettbewerb bei der WM in Antwerpen erhalten hatte. Oder ob der Startplatz eher an Elisabeth Seitz gehen sollte, falls die aus Altlußheim stammende Starturnerin nach ihrem Achillessehnenriss rechtzeitig wieder in Form kommt.
Helen Kevric zeigte jedenfalls auch in Ketsch ihre Leistungsstärke. Herausragend war ihre Übung am Barren: Hier bekam sie die hohe Wertung von 14,95 – eine Weltklasse-Note, die bei der WM für Bronze gereicht hätte. Allerdings ist zu bedenken, dass auf internationalem Niveau strenger gewertet wird.
Unter anderem dank Kevric, die nur an drei Geräten startete, setzte sich Abonnementsmeister Stuttgart auch beim Wettkampf in Ketsch trotz personeller Schwächung an die Spitze, gefolgt vom Team Tittmoning-Chemnitz und der TG Mannheim. Das Team wurde von vielen Fans angefeuert und dieser Heimvorteil motivierte offensichtlich zu guten Leistungen – vor allem von Janoah Müller, die an allen vier Geräten lieferte und die 50-Punkte-Marke knackte, was außer ihr nur zwei Vierkämpferinnen gelang: den beiden Italienerinnen Giulia Perotti (Stuttgart) und Irene Lanza (Berkheim).
Apropos Heimvorteil: Den hatte am Vormittag ganz besonders Bea Fichtner. Die 16-Jährige stammt aus Ketsch, machte bei der TSG Ketsch ihre ersten turnerischen Schritte und startet aktuell für die TG Herkenrath/Heidelberg in der Zweiten Bundesliga. Am Samstag war sie an drei Geräten aktiv und steuerte wichtige Punkte für ihre Mannschaft bei.
„Es lief besser als gedacht“, freute sie sich angesichts ihrer etwas holprigen Vorbereitung mit teilweise improvisierten Trainingseinheiten. Dass sie daheim antreten durfte, motivierte sie ganz besonders: „Es ist Wahnsinn, hier zu turnen, viele Ketscher sind da und viele Leute aus meiner Schule.“
Ihr Vater Joachim war stolz auf den Auftritt der Tochter und seine Rolle in der Neurotthalle war weit mehr als nur familiärer Fan: Fichtner ist als Vorstand Sport der TG Mannheim nicht nur verantwortlich für die Bundesliga-Mannschaft, sondern auch für den Bundesstützpunkt sowie für das Wettkampfwochenende in der Enderlegemeinde. „Das funktioniert aber nur so gut, weil die Turnabteilung der TSG Ketsch so einen guten Job macht“, lobte er das engagierte Team um Abteilungsleiterin Heike Novoa. Sie bauten auch am Sonntag nach den Wettkämpfen der 3. Liga und Regionalliga alles wieder ab. Und das werden sie nächstes Jahr wieder tun: „Die wollen auf jeden Fall wiederkommen“, verriet Urgestein Jürgen Kügler, dass die DTL-Verantwortlichen erneut sehr zufrieden waren.
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