Ketsch. Die Gemeinden Ketsch und Trézalé feierten das 15-jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft: Viele Besucher waren bei der Jumelage in die Rheinhalle gekommen, um die bestehende Partnerschaft zu bekräftigen, verbunden mit dem Willen, „im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu einer solidarischeren, nachhaltigeren und vielfältigeren Welt beizutragen.“ Höhepunkt war die Unterzeichnung des erneuten Vertrags durch die Bürgermeister Timo Wangler und seinen französischen Amtskollegen Lamine Naham.
Ein Parcours mit Fotos und Zeitungsausschnitten sowie ein Videotrailer zeigten Begegnungen von Bürgern beider Städte, die 830 Kilometer voneinander entfernt liegen und doch im Jahre 2010 zueinander gefunden haben. Gleich zu Beginn der Feierlichkeiten spielten Posaunist Alois Willing, Barbara Mußler an der Trompete und Philipp Wolfart, Bassist und Schulleiter der Musikschule Bezirk Schwetzingen eine Prélude des Pariser Komponisten Marc-Antoine Charpentier, bekannt als Eurovisions-Erkennungsmelodie.
Das Trio der Musikschule spielte im Laufe des Vormittags noch zwei weitere Stücke. Auf der Projektionswand waren Bilder von Trélazé mit deutschsprachigen Kommentaren und französischen Untertiteln zu sehen und dann umgekehrt Bilder von Ketsch. Die Moderation der Veranstaltung übernahmen Dirk Berger auf Deutsch und Doris Steinbeißer auf Französisch.
Bürgermeister von Ketsch und Trélazé erläutern die Grundlagen der Städtepartnerschaft
In einem in den beiden Sprachen übersetzten Dialog erläuterten die amtierenden Bürgermeister Wangler und Naham die Grundlagen der Städtepartnerschaft, eine Beziehung, die mit dem Engagement ihrer jeweiligen Vorgänger Jürgen Kappenstein und Marc Goua initiiert und „die mit Geduld, Begeisterung und vor allem mit Herz aufgebaut wurde“ und nun „mit Freude, Freundschaft, Humor und Herzlichkeit“ fortgeführt wird.
„Diese Partnerschaft ist keine Formalität, sie ist eine Entscheidung.“ Es sei ein Bekenntnis zur gelebten europäischen Idee. „Das ist das Europa, an das wir glauben“, postulierten die beiden Bürgermeister. Und dazu gehöre, dass man den anderen kennenlernt, denn das sei der beste Schutz gegen Unwissenheit, Vorurteile und die Fehler der Geschichte. An die junge Generation gewandt, mahnen sie: „Die Zukunft braucht Brücken, keine Mauern.“
Dann hatten die beiden Altbürgermeister Kappenstein und Goua das Wort. Auf die Frage, was der schönste Moment ihrer gemeinsamen Zeit gewesen sei, antworteten beide, das sei die Unterzeichnung des Vertrags gewesen. Beide Kommunen waren davor noch mit keiner ausländischen Gemeinde eine Partnerschaft eingegangen. Der bewegendste Moment war für Marc Goua der fünfte Jahrestag ihres Abkommens. Man habe sich am 6. Juni 2015 in Trélazé getroffen und einen Film über nationalsozialistische Konzentrationslager gesehen, wie Menschen wie Vieh in Zügen transportiert wurden und der Choeur de France habe das Lied „Nuit et Brouillard“ gesungen.
Ketsch und Trélazé möchten in die Jugend investieren
Da haben Deutsche wie Franzosen geweint. Das Gefühl der Verbundenheit habe ihn sehr bewegt. Mit Blick in die Zukunft waren beide der Meinung, dass man in die Jugend investieren und sie mobilisieren müsse, zum Beispiel durch Austauschprogramme mit Sportvereinen und –verbände, die auch finanziell unterstützt werden sollen.
„Das ist lebenswichtig“, sagte Goua. Man war sich einig, dass dazu die starke Unterstützung der gesamten Bevölkerung notwendig sei. Gerade in diesen Zeiten, in denen Europa „immer mehr von Herausforderungen und Belastungen von außen ausgesetzt wird“ (Kappenstein), sich gegen verschiedene Imperialisten verteidigen müsse (Goua), könne das deutsch-französische „Paar“ ein starkes und stabiles Europa durch den zahlreichen Austausch und Partnerschaftsabkommen gewährleisten.
Als Überraschung erhoben sich die Mitglieder der Sängereinheit und des Cantiamo-Chors Ketsch plötzlich von ihren Sitzen und stimmten die „Ode an die Freude“ an - der Text wurde zweisprachig auf den großen Bildschirm zum Mitsingen projiziert. Der Ketscher Bürgermeister überreichte den Franzosen einen Glaskristallwürfel mit dem eingravierten Foto der beiden Altbürgermeister, die die ursprüngliche Partnerschaftsurkunde zeigen.
Bürgermeister unterschreiben Partnerschaftsabkommen zwischen Ketsch und Trélazé erneut
Nun erfolgte die Unterschrift auf das erneuerte Partnerschaftsabkommen durch die amtierenden Bürgermeister. Der Inhalt des Abkommens wurde von den beiden Jugendlichen Till Wangler auf Deutsch und von Sara Scalia auf Französisch vorgelesen. Daraus geht hervor, dass sich beide Gemeinden bekennen „zu den universellen Werten von Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechten, zum Aufbau einer aktiven und aufgeklärten Bürgerschaft, zur Förderung des interkulturellen Dialogs“.
Als Ziele wurden formuliert: „Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Einwohnern beider Kommunen zu stärken, kulturellen, bildungsbezogenen, sportlichen und vereinsbezogenen Austausch zu fördern, die Mobilität von Jugendlichen und Familien zu unterstützen, bei Projekten von gemeinsamem Interesse zusammenzuarbeiten, insbesondere im Bereich des ökologischen Wandels, der sozialen Inklusion oder der nachhaltigen Entwicklung“.
Beide Gemeinden verpflichten sich „die von Bürgern, Vereinen, Schulen und Unternehmen im Rahmen der Partnerschaft initiierten Projekte aktiv zu unterstützen, einen regelmäßigen Austausch zwischen dem Freundeskreis der Gemeinde Ketsch und der Beteiligungskommission der Stadt Trélazé sowie den lokalen Behörden aufrechtzuerhalten, regelmäßige Treffen zu organisieren, um die Partnerschaft lebendig zu halten und weiterzuentwickeln“.
Nach dem offiziellen Teil bot sich die Gelegenheit zu Gesprächen bei kleinen Häppchen und gekühlten Getränken. Unterstützt wurde die über zwei Stunden dauernde Veranstaltung durch den Freundeskreis Ketsch-Trélazé, das Deutsche Rote Kreuz und etlichen freiwilligen Helfern.
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