Ketsch. Die Wärme war direkt zu spüren, sobald man aus der winterkalten Luft des Abends die Kirche St. Sebastian in Ketsch betrat: Die „KulturKircheKetsch“ hatte, wie schon gewohnt, den Kirchenraum atmosphärisch passend beleuchtet, diesmal in Rottönen. Der Duft von Glühwein und heißem Orangensaft zog die Besucher zunächst an die Bar, der Blick in Richtung Bühne dann rasch zu den Plätzen.
Ein furioser Start mit "Habanera" aus Carmen bei der "KulturKircheKetsch"
Dort begrüßte Dr. Oliver Brinkmann als Vertreter der „KuturKirche“-Teams die Besucher und die Künstler des Abends: Neben der Mezzosopranistin Felicitas Brunke, die bereits vor zwei Jahren als Teil des großen Bach-Konzertes mit ihrer Stimme die Kirche gefüllt hat, waren dies ihr Salon-Ensemble mit Melania Kluge (Klavier), Anastasia Monasypova (Violoncello) und Alexander Kozarov (Violine), die den Abend furios mit Bizets berühmter „Habanera“ aus der Oper Carmen begannen.
Schon mit diesem Beginn wurde deutlich, dass hier ein eingespieltes Ensemble agierte, das mit den Klangfarben der Instrumente im Zusammenklang mit dem warmen Timbre der Sängerin eine wunderbare musikalische Atmosphäre schuf. Schon seit Studententagen kennen sich die vier Musiker und ihr präzises und gleichzeitig leichtfüßiges Zusammenspiel zog sich wie ein roter Faden durch das Programm.
Dieses folgte ebenfalls einem solchen Faden: Felicitas Brunke spürte in vielfältigen Arien und Liedern der „Femme Fatale“ nach, dieser begehrenswerten und schicksalhaften Frauenfigur – die aber, so Brunke in ihrer Moderation, nach modernem Verständnis nichts anderes als eine aufgeklärte Feministin ist, die ihr Recht einfordert, im Leben glücklich zu sein.
Das Ketscher Publikum bekommt die Stärke von einigen berühmten Frauenfiguren gezeigt
Es seien eher die Männer, welche sie als „schicksalsbringend“ adressieren, um so ihre eigene Schwäche zu verbergen. Die Stärke all dieser Frauenfiguren von Carmen („Habanera“, „Seguidilla“) über Lehars Giuditta („Meine Lippen, sie küssen so heiß“) bis zu Saint-Saens’ Dalilah („Mon coeur s’ouvre à ta voix“) verkörperte Felicitas Brunke mit wallenden Locken und rotem Abendkleid sinnlich und präsent. Keiner der Anwesenden konnte sich dieser Darstellung entziehen, was sich mehrfach in jubelndem Zwischenapplaus zeigte.
Beeindruckend war aber besonders die Vielfältigkeit und Beweglichkeit in der stimmlichen Gestaltung Brunkes: Von klassischem Opern-Duktus mit schwebendem Vibrato bis zum klaren und direkten Musical-Gesang („Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“, „Mein Herr“, „Sexy Lady“) zeigte die Mezzosopranistin ihr Können.
Ihr Ensemble vollzog die Genrewechsel geschmeidig nach und brillierte immer wieder mit instrumentalen Einlagen, so etwa mit Astor Piazollas „Oblivion“, was den Auftakt zu einem Gesangsstück aus der Tango-Oper des gleichen Komponisten darstellte.
„Ich bin so erfüllt von dieser Musik – das war ein wundervoller Abend“ sagte eine Besucherin nach dem Konzert und viele stimmten ihr zu. Sie hoffen auf eine Wiederholung mit der Karlsruher Sängerin, um Bekannte und Freunde mitzubringen, denn die Kirche hätte noch mehr Besuchern Platz geboten. Tatsächlich besteht die begründete Erwartung, dass Felicitas Brunke im Jahr 2025 nochmals einen Abstecher in die „KulturKirche“ nach Ketsch macht.
Zunächst einmal steht aber am 9. März eine Neuauflage der „Filmmusiknacht“ mit der Band „Athi Rocks“ auf dem Programm der „KulturKircheKetsch“. Hier hat der Vorverkauf bereits begonnen und Karten sind zum Vorverkaufspreis von 15 Euro in Ketsch bei Michelfelder’s, dem Hobbymarkt Altrichter und dem Kiosk Schmeißer sowie den Bücherinseln in Brühl und Schwetzingen erhältlich.
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