Ketsch. Jonas, Nico und Luca sind hoch konzentriert bei der Sache - schließlich geht es gerade darum, ein brennendes Haus zu löschen. Die Flammen und das Gebäude sind zwar nur aufgemalt, doch die Wasserschläuche am Stand der Jugendfeuerwehr sind echt und bringen ordentlich Leistung. Mit Unterstützung einiger der jüngsten Wehrleute der Enderlegemeinde – gerade sind Lars, Konrad und Marlene bei den Wasserspielen eingeteilt – ist die Szenerie schnell unter Kontrolle: Feuer gelöscht, Einsatz erfolgreich.
„Das macht Spaß!“, sind sich die drei Brüder einig. Ihre Begeisterung für das Löschen freut nicht nur ihre Eltern, mit denen sie den Tag der offenen Tür der Ketscher Feuerwehr besuchen. Auch Kommandant Sven Schmitt muss bei diesen Reaktionen schmunzeln. „Wenn wir solche Rückmeldungen bekommen, wissen wir wieder, warum wir keine Nachwuchssorgen haben“, sagt Schmitt.
Sehr hohe Nachfrage bei der Ketscher Jugendfeuerwehr
Denn während andere Institutionen und Vereine händeringend nach junger Verstärkung suchen, haben die Ketscher Floriansjünger vor kurzem gar die Notbremse ziehen müssen. „Bei 30 Jugendlichen mussten wir einen zeitweisen Aufnahmestopp verhängen, weil wir mehr Teilnehmer schlicht nicht betreuen können. Schließlich soll die Qualität nicht unter der hohen Nachfrage leiden“, erklärt der Kommandant.
Ähnlich groß war beim Tag der offenen Tür am Sonntag der Andrang der Festbesucher: Bereits vor dem offiziellen Start um 11 Uhr kamen immer mehr Besucher, sodass unter den vielen ehrenamtlichen Helfern kurzzeitig Hektik ausbrach. „Wir mussten tatsächlich zusehen, dass wir die Grills schneller als geplant hochgeheizt und die ersten Essensportionen fertigbekommen“, erzählt Sven Schmitt lachend.
Die enorme Nachfrage war für die Ehrenamtlichen umso erfreulicher, als dass der Festtag in diesem Jahr erstmals vorgezogen worden war. Bislang feierte die Ketscher Wehr immer am letzten Wochenende der Ferien, doch wegen Terminschwierigkeiten unter anderem wegen des Glücksgefühle Festivals musste ein neuer Termin her – was sich als Erfolg erwies.
Ketscher Kinder erfreuen sich an den Feuerwehrautos
Während in der Fahrzeughalle zahlreiche Bierbankgarnituren aufgestellt waren, damit die Besucher im passenden Ambiente die vielfältigen Speisen und Getränke genießen konnten, waren die Einsatzfahrzeuge draußen aufgereiht, um von Klein und Groß besichtigt werden zu können. So mancher Papa erklärte seinen Kindern mit leuchtenden Augen, was es mit den roten Wagen und der umfangreichen Spezialausrichtung so auf sich hat. Die Feuerwehr zieht eben immer, nicht nur bei den Jüngsten.
Das belegen auch die rund 60 Aktiven, die aktuell das Rückgrat der Kertscher Wehr bilden. „Wir brauchen so viele aktive Mitglieder, damit immer rund 20 Kameraden im Falle eines Einsatzes tatsächlich verfügbar sind. Denn wenn es bei uns im Ort brennt, dann kommen ,nur‘ wir. Viele Bürger glauben leider fälschlicherweise, dass im Notfall immer eine Berufswehr anfährt. Aber von dort gibt es nur im Ausnahmefall Unterstützung: Die allermeisten kleineren Städte und Gemeinden in Deutschland werden komplett über Ehrenamtliche abgesichert, die ihre Freizeit opfern, um ihren Mitbürgern zu helfen“, erläutert Kommandant Sven Schmitt.
Neues Einsatzfahrzeug für Ketscher Feuerwehr ist schon bestellt
Dafür müssen sie allerdings entsprechend ausgerüstet werden. Und das ist in Zeiten akuter Finanznöte der meisten Kommunen durchaus schwierig. Die Wehr der Enderlegemeinde kann sich jedoch auf ein neues Einsatzfahrzeug freuen: Das Hilfeleistungs-Löschfahrzeug (HLF) 20, das zwei bis zu 40 Jahre alte Vorgängermodelle ersetzen soll (wir berichteten), ist inzwischen bestellt.
Doch die ursprünglich angedachte Indienststellung 2026 ist nicht mehr zu halten. „Wir rechnen aktuell mit zwei bis drei Jahren, bis alles eingebaut und einsatzbereit ist“, sagt Schmitt. Grund für die Verzögerungen seien die komplexen Ausschreibungen und das Warten auf eine entsprechende Förderung.
Um für ihre Lage Verständnis und vielleicht auch Interesse am Mitmachen zu wecken, ist der Tag der offenen Tür ein bewährtes Mittel der Freiwilligen Feuerwehren: Quereinsteiger sind stets willkommen. Die meisten Aktiven kommen zum Dienst allerdings über die Jugendfeuerwehr, in der junge Leute zwischen acht und 18 Jahren das Handwerk schrittweise erlernen.
Dazu gehören auch Joschua, Pusan, Paul und Leon. Die vier Jungs sind mit Jugendleiter Thorsten Krüger beim großen Fest für die Popcornmaschine und den Waffelstand verantwortlich. „Uns macht die Hitze hier an den Geräten nichts aus, wir sind ja Feuerwehrleute“, verkünden sie stolz. Mit diesem Engagement stehen sie bereits ganz in der Tradition der ehrenamtlichen Wehrleute - die Ketscher können also auch in Zukunft beruhigt feiern und sich auf ihre Floriansjünger verlassen.
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