Ketsch. Gegen die Stimmen der Räte Günther Martin und Heike Schütz (beide Bündnis 90/Die Grünen) hat der Gemeinderat entschieden, etwas mehr als 38 000 Euro für die Schädlingsbekämpfung auszugeben – die Firma Kleinlogel GmbH aus Darmstadt wird sich um die invasive Ameisenart Tapinoma magnum auf dem Ketscher Friedhof und den daran angrenzenden öffentlichen Flächen kümmern – die Ameisenart hat sich zur Plage entwickelt (wir berichteten).
Umweltbeauftragter Dominique Stang führte vor den Bürgervertretern in der Rheinhalle aus, dass die gebietsfremde Ameisenart aus ökologischer Sicht als problematisch zu bewerten sei. Sie verfüge über eine Durchsetzungsstärke, der keine heimische Art gewachsen sei. „Bei Eindringen von Tapinoma magnum in Häuser, wie es beispielsweise für einzelne Anwesen in der I. Rheinstraße bereits belegt sei, beseht weiterhin die Möglichkeit der potenziellen Verbreitung von Krankheitserregern, sofern die Tiere mit Lebensmitteln in Kontakt kommen“, meinte Stang.
Der Umweltbeauftragte sprach von einer ausgesprochen starken Belästigung von Friedhofsbesuchern durch die Ameisen, ferner von vermehrt auftretenden infrastrukturellen Schäden – etwa im Bereich von Grauflächen sowie Stromkästen, die mitunter als Brutstätte dienten. Mit der Plage habe sich der Bau- und Umweltausschuss Ende September befasst und sei zu dem Schluss gekommen, die Ameisen unter wissenschaftlicher Begleitung zu bekämpfen. Die Untere Naturschutzbehörde habe in diesem Fall keine artenschutzrechtliche Bedenken geäußert.
Areal von acht Hektar
Die Beauftragung umfasse eine zweimalige Bekämpfungsaktion innerhalb der bevorstehenden Aktivitätszeit der Ameisen. Auf einem Areal von rund acht Hektar beim Friedhof und den angrenzenden öffentlichen Flächen werde ein Gieß- und Streumittel mit dem Wirkstoff Permethin ausgebracht. Der Friedhof werde je rund ein Tag für Besucher geschlossen bleiben müssen.
Es sei ja über die Zeitung hinreichend kommuniziert worden, dass man die Superkolonie wohl nur eindämmen und nicht gänzlich tilgen könne. Auf ein Erfolgsmonitoring müssten also weitere Maßnahmen erfolgen, sagte Umweltbeauftragter Dominique Stang.
Die Bevölkerung sei mit Blick auf größtmöglichen Erfolg dringend einzubeziehen. Die Verwaltung werde die im fachgutachterlichen Radius um den Friedhof befindlichen Grundstückseigentümer anschreiben, um Eindämmungsmaßnahmen zu klären.
Erfahrungen in der Bekämpfung von gebietsfremden, superkoloniebildenden Ameisenarten seien auf dem Markt noch sehr dünn gesät, aber die Firma Kleinlogel verfüge bereits über solche Erkenntnisse.
Aus mediterranem Raum
Für die CDU sagte Michael Seitz, dass an der Eindämmung kein Weg vorbeigehe. Er hatte die Hoffnung, dass die Superkolonie ihre eigenen Feinde, Viren oder Bakterien aus dem mediterranen Raum mitgebracht hat und vielleicht bald wieder verschwindet.
Tarek Badr von der SPD erinnerte daran, dass die Maßnahme vom Fachgutachter geprüft worden sei. Man folge der Einschätzung der Fachleute, dass die Eindämmung erfolgen müsse.
Günther Martin (Grüne) sagte, er habe ja immer gemahnt, die Bäume am Friedhof nicht wegzumachen. So und durch den Aufbau von mehr oder weniger großen Steinwüsten habe man gute Bedingungen für die Ameisen geschaffen. Diese müssten jetzt wieder rückgängig gemacht werden.
Für die Freie Wählervereinigung dachte Frank Müller an die Ausschusssitzung Ende September zurück, als man sich auf schnellstmögliche Maßnahmen verständigt habe. Er signalisierte Zustimmung.
Gleiches tat Chris Brocke (FDP), denn auch für ihn gab es keine Alternative, als der hochinvasiven Ameisenart konzertiert auf die Pelle zu rücken.
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