Ketsch. Bertolt Brecht, der Dramatiker, Lyriker und Librettist, zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern des 20. Jahrhunderts. Seine Werke, wie beispielsweise „Die Dreigroschenoper“ oder „Mutter Courage und ihre Kinder“ werden weltweit in den berühmtesten Theatern aufgeführt und in viele Sprachen übersetzt.
Und doch polarisierte Brecht und hatte, wie das Publikum in der Reihe „Heute Abend bei Michelfelders“ bei „Buch- und Manufakturwaren“ erfahren konnte, zu Frauen ein sehr eigenes Verhältnis. Dieser Tatsache und seinem gesamten Lebenswerk widmen sich Barbara Kosariszuk und Werner Ziegler in ihrem Programm „Vom armen BB – Bertolt Brecht und die Frauen“.
Literaturabend in Ketsch: Nach Kästner und Ringelnatz, gibt es nun Bertolt Brecht
Für das Künstlerduo war es bereits das vierte Mal, dass es in Ketsch das Publikum begeisterte. Wo zuvor schon Erich Kästner, Joachim Ringelnatz und Georg Kreisler von der Heidelberger Sängerin, Schauspielerin und Malerin gemeinsam mit dem Akkordeonisten Ziegler unter die sprichwörtlich „musikalisch-literarischen Fittiche“ genommen wurde, war nun Raum für Bertolt Brecht.
Dass auch dieses Programm vielversprechend sein dürfte, zeigte sich spätestens dann, als sich die Reihen des atmosphärischen Ladenlokals in der Schwetzinger Straße mühelos füllten. Viele Gäste im Publikum sind längst Stammgäste der immer wieder abwechslungsreichen Veranstaltungsreihe, die sich einmal im Monat - von Inhaberin Gabriele Hönig und ihrem engagierten Team organisiert - längst als kulturelles Kleinod in der Enderlegemeinde etabliert hat.
Und dennoch kommen immer wieder neue Gäste hinzu, sodass es mittlerweile durchaus ratsam ist, sich frühzeitig einen der begehrten Plätze für „Heute Abend bei Michelfelders“ zu sichern. Schnell wurde an diesem Abend deutlich: Bertolt Brecht und seine Werke sind einem im Gedächtnis.
„Michelfelders“ in Ketsch: Brechts Werke und ihre musikalische Begleitung
Wer kennt sie nicht, die bekannte Melodie der Moritat von Mackie Messer, die Brecht für das Theaterstück „Die Dreigroschenoper“ im Jahr 1928 verfasst und die von Kurt Weill vertont wurde? Diese Melodie bildete den Rahmen des Programms und war sowohl am Anfang, also auch am Ende als Zugabe, dann jedoch mit stimmlicher Unterstützung des Publikums, zu hören.
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Keinerlei stimmliche Unterstützung brauchte indes Barbara Kosariszuk, die in der Programmfolge ganze 24 Lieder, Gedichte und weitere literarische Werke in eine geniale Reihenfolge brachte. Diese ermöglichte einen umfassenden Eindruck in das sicher außergewöhnliche, turbulente und durch die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in jener Zeit geprägte Leben des 1898 in Augsburg geboren Deutschen, der bereits mit 15 Jahren beschloss Dichter zu werden und der in seinen Werken der Gesellschaft gern einen Spiegel vorhielt.
Bertolt Brecht: Drei Kinder mit drei verschiedenen Frauen
„Bereits im Alter von 28 Jahren hatte Brecht drei Kinder von drei Frauen und mit 32 Jahren hatte er vier Kinder“, skandierte Kosariszuk. Am Akkordeon von Werner Ziegler begleitet, wurde durch die Künstlerin Brechts Frau Helene Weigel, mit der er fast drei Jahrzehnte verheiratet war, genauso eine aufmerksame Betrachtung zuteil, wie seinen drei „Schattenfrauen“ Elisabeth Hauptmann, Margarete Steffin und Ruth Berlau, die teils nicht unmaßgeblich an der Entstehung und dem Erfolg seiner Werke beteiligt gewesen sind, denen jedoch hierfür zeitlebens wenig Beachtung geschenkt wurde.
Brecht, dessen Werke von den Nationalsozialisten verboten wurden, der aus Berlin flüchtete und im Exil lebte, der nach dem Krieg nach in das damalige Ostberlin zurückkehrte, prophezeite bereits zu jener Zeit, dass die Wiedervereinigung Deutschlands, und zwar ohne Krieg eintreffen würde.
Mit Zitaten von Brecht wie: „Ein Bankraub ist eine Unternehmung von Dilettanten, wahre Profis gründen eine Bank“ sorgten Kosariszuk und Ziegler für Lacher im Publikum, aber auch für nachdenkliche Zustimmung mit dem Brecht-Zitat „Ändere die Welt, sie braucht es.“
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