Ketsch. Ein wenig hat sich der Bau der Mensa zur unendlichen Geschichte entwickelt, doch jetzt geht es bei der Erweiterung der Neurottschule wohl tatsächlich auf die Zielgerade. Bis zum neuen Schuljahr soll der moderne Holzbau nutzbar sein – das ist zumindest die neue Vorgabe der Gemeinde. Eine vorherige Inbetriebnahme würde wegen der Corona-Pandemie ohnehin nicht viel Sinn machen, ist doch vor den Sommerferien kein normaler Schulbetrieb mehr zu erwarten.
„Wir sind schon sehr weit, aber leider immer noch nicht fertig“, gibt Bauamtsleiter Hans Keilbach bei einem Baustellenrundgang mit unserer Zeitung unumwunden zu. „Die mehrfachen Verzögerungen sind natürlich ärgerlich. Doch am Ende werden wir den Schülern und Lehrern ein außergewöhnliches Gebäude bieten können.“
Platz für 120 Schüler
Groß, hell und offen präsentiert sich der Hauptraum der Mensa, in dem später rund 120 Schüler zum Mittagessen Platz finden werden. Das gesamte Haus ist in Holzbauweise errichtet worden, was sich auch im Innendesign widerspiegelt. Die Wände und Decken sind aus Echtholz gefertigt und geben dem Gebäude eine heimelige Note. Moderne Deckenlampen lassen bereits einen zeitgemäßen Einrichtungsstil erahnen. Und eine große Fensterfront öffnet den Hauptraum in Richtung Schulhof, wo früher der rote Bolzplatz war. Hier haben gerade die Arbeiten für die Außenanlagen begonnen: Zwischen Mensa und kleiner Sporthalle wird eine begrünte Bewegungsfläche mit allerlei Sport- und Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen.
Während zur dritten Seite die Neurottschule den zukünftigen Hof begrenzt, haben in der vierten Richtung bereits die Arbeiten am neuen Kindergarten begonnen. Dieser wird zwar nicht über das Schulgelände erreichbar sein, aber mit seiner Rückwand den Hof an der bislang offenen Flanke eingrenzen. „Das hat dann ein bisschen den Charakter eines Campus. Oder auch eines abgeschlossenen Platzes, wie das ursprünglich beim Marktplatz vorgesehen war“, erinnert Hans Keilbach an ein weiteres, wenn auch weitaus konfliktbehafteteres Großbauprojekt in der Enderlegemeinde.
Die Mensa hat aber noch viel mehr zu bieten als nur einen großen Essenssaal mit Ausblick. Neben modernen Küchen- und Arbeitsräumen für das Personal gibt es ein separates Bistro, der vor allem älteren Schülern für ihre Freistunden zur Verfügung stehen soll. Sogar ein eigener Außenbereich ist eingeplant, so dass im Sommer geradezu Café-Atmosphäre aufkommen kann.
Durch eine große Glaswand vom Mensabetrieb getrennt, werden außerdem der Hort und die Kernzeitbetreuung neue Räumlichkeiten finden. Bislang nutzen diese Einrichtungen noch einen Teil des Untergeschosses im Schulgebäude, der aber im Zuge des Umbaus zur Ganztagsschule in ein drittes Lernbüro umgewandelt werden soll. „Im Mensagebäude haben wir optimale Bedingungen für die Betreuung: Wir werden einen eigenen Eingang haben, eine separate Küche nutzen und die Vorzüge des Neubaus voll ausspielen können“, verspricht Bauamtsleiter Hans Keilbach.
Noch ist im Innenbereich überall etwas zu tun: Die Türen und Glaswände fehlen, die bereits angelieferten Möbel und Küchengeräte warten auf ihren Einbau, und über allem liegt eine dicke Staubschicht. Während in den kommenden Wochen die Putzkräfte der Neurottschule Schritt für Schritt mit der Grundreinigung beginnen werden, müssen die Elektriker noch Teile der modernen – und somit hochkomplexen –Installationen verlegen.
Fassade noch nicht bis zum Boden
Das größte Problem ist bislang allerdings die Erreichbarkeit. In weiten Teilen ist das letzte Stück der vorgehängten Außenfassade noch nicht bis zum Boden fertiggestellt. Doch erst danach können die Mitarbeiter der Landschaftsbaufirma das Außengelände formen und die Zugänge herstellen. „Als Erstes kümmern wir uns um die Anbindung zur Jägerndorfer Straße. Dort wird es neben Parkplätzen auch einen schönen Grünstreifen geben, und von dort erfolgt später die Anlieferung“, erklärt Dragan Ivancevic, Vorarbeiter der Firma Gramenz.
Auch die Gestaltung des restlichen Außengeländes liegt in den Händen der Wiesbadener Landschaftsgärtner. Um den Schulbetrieb und den Ablauf der anstehenden Brandschutzumbauten im Altbau nicht zu stören, haben die Planer die Arbeiten in zwei Abschnitte geteilt. Zunächst werden das direkte Umfeld der Mensa und die neue „Campus-Fläche“ umgestaltet. Der rote Bolzplatz ist bereits abgetragen, derzeit dient der Bereich als Lagerfläche für Aushub. Die Zugänge zur Neurottschule und die Grünflächen Richtung Gartenstraße sind dabei durch Bauzäune abgetrennt, damit sich Schüler und Baufahrzeuge nicht in die Quere kommen.
Einschnitte wegen Corona?
Dieser restliche Bereich soll am Ende ebenfalls völlig umgestaltet und besser nutzbar werden, wenn auch erst im zweiten Abschnitt nach Abschluss der Sanierungen im Schulgebäude. Bis das Gesamtprojekt Neurottschule über die Bühne gebracht ist, werden somit noch mindestens drei Jahre vergehen.
Die Kosten sind dabei hoch, wenn auch zum Teil über Förderungen gedeckt: Rund 4,5 Millionen Euro soll der Bau von Mensa- und Hortgebäude kosten. Knapp 630 000 Euro sind für das gesamte Außengelände veranschlagt. Und mit ebenfalls rund 4,5 Millionen Euro wird die Brandschutzsanierung zu Buche schlagen.
Drohen dem Gesamtprojekt also eventuell noch Einschnitte wegen der Corona-Pandemie und den aufziehenden Finanzproblemen der öffentlichen Hand? „Was bereits konkret angefangen wurde, werden wir natürlich fertigstellen“, versichert Bauamtsleiter Hans Keilbach. „Alles Weitere muss der Gemeinderat beschließen. Das sind am Ende politische Entscheidungen, die wir als Verwaltung nur ausführen.“
Info: Weitere Bilder der Mensa unter www.schwetzinger-zeitung.de
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