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Kanalausbau in Ketsch ist auf der vorläufigen Zielgeraden

In der Enderlestraße in Ketsch wird weiterhin am Kanalsystem gearbeitet, trotz unerwarteter Schwierigkeiten bleibt der Zeitplan bestehen. Die Straßenbaufirma bewältigt die Herausforderungen.

Von 
Benjamin Jungbluth
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Ketsch. Wie ein übergroßer Sandkasten sieht der nordwestliche Teil der Enderlestraße derzeit aus: Im Bereich der großen Kanalbaustelle sind die Arbeiten inzwischen bis zur Kreuzung der Bahnhofstraße vorgerückt, die entsprechend voll gesperrt ist. Zwischen hier und der ehemaligen Bäckerei Flörchinger liegt bereits die neue Abwasserleitung, die erheblich vergrößert wurde, um bei Starkregen mehr Volumen aufnehmen zu können. Doch weil bald noch weitere Arbeiten folgen, ist die rund sechs Meter tiefe Baugrube zunächst nur provisorisch zugeschüttet worden.

„Eine vorübergehende Asphaltdecke wäre deutlich teurer gewesen und hätte nach kurzer Zeit unter großem Aufwand und mit viel Lärm wieder entfernt werden müssen. Gleichzeitig konnten wir die Baugrube aber auch nicht einfach offenlassen, weil das bei dieser Tiefe eine gewisse Gefahrenquelle gewesen wäre und bei stärkerem Regen zu viel sandige Erde von den Seiten hätte eindringen können“, erklärt Ortsbaumeister Nico Rößler die Hintergründe für die Entscheidung.

Kanalbauarbeiten in der Ketscher Enderlestraße: Fortschritte und Herausforderungen

Für die Anwohner bedeutet das allerdings, dass sie monatelang ihre Häuser nur zu Fuß über die freigebliebenen Gehwege erreichen können, nicht aber mit dem Auto. Weil die Arbeiten weiter im Zeitplan liegen, ist das Ende dieser Einschränkungen im Sommer immerhin absehbar.

Entgegen ersten Befürchtungen hat die unerwartete Konstruktion des alten Kanals nämlich zu keinen Verzögerungen geführt. Zwar haben die Tiefbauer erheblich mehr Aufwand, weil sie den aus Beton gegossenen Kanal erst stückweise zersägen müssen, um ihn dann mühsam herauszubrechen. Doch die Heidelberger Straßenbaufirma Carsten Grimmig konnte dieses Problem bislang durch einen verstärkten Einsatz ausgleichen. Somit musste auch die Reihenfolge der einzelnen Arbeitsschritte nicht - wie zwischenzeitlich angedacht - verändert werden.

Ketscher Großprojekt: Nächste Schritte und Meilensteine

Voraussichtlich Anfang April soll der nächste Meilenstein des Ketscher Großprojekts erfolgen: Der Einbau eines weiteren Verbindungsbauteils an der Kreuzung zur Bahnhofstraße. Im vergangenen September war das gleiche Unterfangen bereits im Bereich der Herzogstraße geglückt. Die mehrere Meter großen und tonnenschweren Bauteile aus Beton fungieren als eine Art Kreuzung für den Kanal: Parallel zu den darüberliegenden Straßenkreuzungen laufen hier die kleineren Kanäle der Seitenstraßen zu.

Wenn dieser nächste Schritt geschafft und der Kanalausbau damit vorläufig abgeschlossen ist, wandert die Baustelle wieder zurück. Dann sind nämlich die Leitungen für Wasser, Strom und Gas sowie die Leerrohre für schnelles Glasfaserinternet an der Reihe. „Dafür müssen wir aber nur rund 1,5 Meter tief graben, das wird also erheblich einfacher“, sagt Rößler. Denn in diesem Bereich der Enderlestraße mussten die Planer einen ungewöhnlichen Weg wählen: Die Frischwasserleitungen liegen nicht wie üblich versetzt, sondern direkt über dem Abwasserkanal.

Leitungsarbeiten in der Enderlestraße: Wasser, Strom und Glasfaser

„Die Straße ist hier recht eng und gleichzeitig verläuft der Kanal in rund sechs Metern Tiefe, weil er aus Richtung südwestlichem Ortsrand ein stetiges Gefälle braucht. Das hat zur Folge, dass eine spätere Baugrube für Arbeiten am Kanal derart breit sein müsste, dass eine nebenan verlaufende Wasserleitung immer im Weg wäre. Eine direkt darüberliegende Leitung macht da tatsächlich deutlich weniger Probleme“, erklärt der Ortsbaumeister die „gestapelte“ Konstruktion.

Direkt daran anschließend wird dann noch die Oberfläche der Straße völlig neugestaltet. Ebenerdige Fußgängerbereiche ohne getrennte Gehwege, eine verschwenkte Verkehrsführung sowie viel Grün sollen den Bereich sichtlich aufwerten und die Anwohner in gewisser Weise für die monatelangen Belastungen entschädigen. Voraussichtlich im August soll der erste Abschnitt schließlich nahezu fertig sein. Lediglich die Bäume und Sträucher werden erst etwas später gepflanzt, weil sich der Hochsommer dafür bekanntlich kaum eignet.

Im Frühjahr 2026 könnte es dann direkt weitergehen mit der Kanalsanierung. Dann steht der zweite Abschnitt an, der noch einmal komplexer wird. Von der Kreuzung Bahnhofstraße geht es zunächst bis zur Gutenbergstraße, wo das Bauwerk quasi eine S-Kurve bis in die Schillerstraße nimmt. „Deshalb werden diese Arbeiten auch die Buslinien beeinträchtigen. Wir versuchen aber, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten“, betont Nico Rößler.

Zukunft der Ketscher Kanalsanierung: Pläne und finanzielle Herausforderungen

Die Kosten für diesen zweiten Abschnitt sind bereits im Haushalt eingeplant, sodass demnächst die Ausschreibung starten kann. Perspektivisch sollen auch noch weitere Bauabschnitte folgen, um den gesamten Kanal bis etwa zur Tankstelle in der Hockenheimer Straße zu erneuern.

Für die Gemeindeverwaltung, die sich auf ein entsprechendes Gutachten zum Zustand des örtlichen Kanalsystems und die Gefahren bei Starkregenereignissen stützt, steht das Projekt weit oben auf der Prioritätenliste. Am Ende muss trotzdem die angespannte Finanzlage mitspielen. Allein der derzeit laufende erste Abschnitt ist insgesamt mit rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt – immerhin aktuell ohne weitere Kostensteigerungen.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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