Gartenserie

Karl-Heinz Stöckler aus Ketsch ist im Sommer beinahe Selbstversorger

Der Vorsitzende des Gartenbauvereins und seine Frau Edith lieben ihren Garten. Seit 23 Jahren hat das Ehepaar sein Stück Erde und bestellt es mit Begeisterung.

Von 
Marco Brückl
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Ketsch. Karl-Heinz Stöckler war schon fleißig, hat im Garten bereits verschiedene Bäume geschnitten und sie ihrer alten Triebe entledigt. „Die Bäume beginnen zu blühen“, sagt er. „Sie müssen deshalb bis spätestens März geschnitten sein.“ Steinobst- und Kernobst-Bäume bringt Stöckler auf Vordermann – so wie den 70 Jahren alten Birnbaum, der in Plankstadt auf ihn wartet. „Der hat mindestens drei Zentner Birnen gehabt“, weiß der Vorsitzende des Obst-und Gartenbauvereins Ketsch.

Freilich hat der kleine Wintereinbruch mit tiefen Temperaturen und Schnee für einen Aufschub gesorgt. Aber es kann keinen Zweifel geben, dass das schöne Halbjahr läuft. Er (79) und seine Frau Edith (80) verbringen das Sommerhalbjahr viel in ihrem Garten, sind täglich in der Parzelle am Weidstück.

Und beim Thema Schneiden zeigt Stöckler auch in umliegende Gärten – vor uns streckt sich ein Sommerflieder empor, „der muss jetzt zurückgeschnitten werden, „auch Feigen müssen zurückgeschnitten werden“, Stöckler zählt Kiwi auf oder die Forsythie, die man am besten jährlich bis spätestens alle drei Jahre nach der Blüte ab Mitte bis Ende April mit einer Astschere auslichten solle.

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Die Stöcklers sind im Garten sehr erfahren, seit 23 Jahren hat das Ehepaar sein Stückchen Erde und bestellt es mit ungebrochener Begeisterung – zu tun gibt es immer etwas. Ohne würde etwas fehlen. Es sei undenkbar. „Solange wir noch fit sind“, sagt Edith Stöckler.

Dass die Tomaten noch nicht gepflanzt sind, hat einen guten Grund – „es darf danach nicht mehr kalt werden“, weiß Stöckler, der mit seiner Frau zuletzt eben im Gewächshaus Tomaten früher einsetzte und dann letztlich doch Pech hatte. „Warum die nicht gegangen sind, wissen wir nicht“, sagen sie. Trotz aller Erfahrung kann es auch mal Enttäuschungen geben. Verflixte Braunfäule. Erst die Tomaten am vorgesehenen Standort hätten sich prächtig entwickelt.

Boden soll Kraft behalten

Denn im rückwärtigen Bereich der Parzelle sind mehrere Beete angelegt, die pro Saison unterschiedlich genutzt werden. In diesem Paradies der Selbstversorger werden Karotten, Bohnen, Erbsen, Radieschen oder Rettich geerntet. Wo zuletzt Bohnen hervorragend gediehen, werden dieses Jahr Karotten oder Salat gepflanzt. Man müsse schon darauf achten, dass der Boden seine Kraft behalte, erinnert Edith Stöckler an die Fruchtfolge.

Weiter hinten war zuletzt der Bereich für Erdbeeren – die könne man so langsam vorbereiten, um sie Ende Juni, Anfang Juli pflücken zu können, weiß Stöckler. Bei Erdbeeren solle man das Beet wechseln und neue Jungpflanzen oder eigene Ableger verwenden. Bestens als Vorfrüchte eignen sich derweil Gemüsearten wie zum Beispiel Salate und Radieschen.

Die sympathischen Eheleute und und dreifache Eltern können überdies von einem weiteren erfolgreichen Anbau berichten – „das ist eine super Sorte“, sagt Stöckler mit Kartoffeln in der Hand. Die Sorte Quarta geht diese Gartensaison wieder in den Boden. Man müsse sie nur zehn Zentimeter tief einsetzen. Die Grumbeere mit ihren Trieben mache den Rest quasi von alleine.

Der zurückliegende Kartoffelertrag habe Eingang in einen Zehn-Liter-Eimer gefunden – „das reicht uns eine Weile“, meint Stöckler. Bei Obst und Gemüse müssen die Stöcklers zwischen April und Oktober eigentlich nichts zukaufen. Auch Wasser- und Honigmelonen im Wechsel bauen die Stöcklers an. Sie profitieren nicht zuletzt von ihrem eigenen Kompost, der schon mal sehr gute Erde liefere.

Die Anlage des Obst- und Gartenbauvereins am Kreuzwiesenweg und am Weidstück verfügt über insgesamt 51 Parzellen. Rund 350 Quadratmeter misst eine davon. Corona hat dafür gesorgt, dass die Nachfrage nach einem Gartenstück zugenommen hat. Stöckler – der außerdem im Bezirksverband der Gartenfreunde Rhein-Neckar-Bergstraße als Fachberater für Obst und Garten sowie Wertermittler für Kleingärten tätig ist – weist darauf hin, dass die Warteliste deutlich angewachsen ist – rund ein Drittel mehr Parzellen hätte der Verein an die Frau oder den Mann bringen können.

Stöckler freut sich indes sehr, dass die Corona-Pandemie es voraussichtlich zulässt, dass das Backfischfest wieder stattfinden kann. Dort hat er sich den Spitznamen „der Lacher“ eingehandelt, weil ihm als Kellner im Festzelt in der Weinlaube, stets mit dem dazu passenden Gesichtsausdruck, wahrhaft kein Weg zu weit ist.

Doch bis dahin ist es noch ein paar Tage – und Stöckler hat noch bisschen was zu „schnibbeln“. Den Süßkirschen-Baum („Die sind sehr gut“) zum Beispiel hat er mit seiner Frau selbst gezogen und gefühlt 1000-mal bearbeitet.

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