Ketsch. Die natürliche Kraft der Sonne nutzen, etwas für die Umwelt und das Klima tun und sogar Kosten sparen, indem der nachhaltig gewonnene Strom selbst genutzt wird – das sind die Ziele der Photovoltaik-Anlage, die die Gemeinde auf dem Dach des neuen Anbaus der Alten Schule errichten lassen will. An diesem Montag, 21. November, entscheidet der Gemeinderat über die Vergabe des Auftrags.
Das günstigste Angebot in Höhe von exakt 49 408,31 Euro kommt dabei von der Firma So.Le. Green Energy aus Neulußheim. Es umfasst 75 Photovoltaikmodule mit der entsprechenden Aufständerung und Technik, wie etwa einem Wechselrichter und einem Zählerschrank. „Damit ist die Anlage etwas kleiner als die bereits installierte auf der neuen Kita in der Gartenstraße, wo wir eine größere Dachfläche zur Verfügung hatten.
Trotzdem werden wir auf der Alten Schule in der Spitze etwa 28 Kilowatt-Peak erreichen - das ist etwa drei- bis viermal so viel wie eine Anlage auf einem durchschnittlichen Einfamilienhaus schafft“, ordnet Bauamtsleiter Marc Schneider das Projekt ein. Der Gemeinde kommt dabei zugute, dass der Anbau der Alten Schule über ein Flachdach verfügt. Dieses bietet nicht nur die Option, in einigen Jahren und bei entsprechendem Bedarf ein weiteres, drittes Geschoss daraufzusetzen, sondern eben auch jetzt schon die Möglichkeit einer zusätzlichen Nutzung.
„Der Gemeinderat hat beschlossen, dass das Flachdach einerseits begrünt, andererseits aber auch für Photovoltaik-Module verwendet werden soll. Die konkrete Umsetzung müssen wir mit der ausführenden Firma abstimmen, denn die beiden Nutzungsarten müssen sinnvoll kombiniert werden: Sowohl die Anlage als auch die Pflanzen wollen ja gleichermaßen Sonnenlicht abbekommen“, sagt Schneider.
Direkte Nutzung
Die nachhaltig erzeugte Energie vom eigenen Dach wird dann direkt von der Schule genutzt werden können, heißt es. Falls der Ertrag größer als der Verbrauch ist, wird der Überschuss automatisch ins Stromnetz eingespeist: So leistet die Alte Schule zumindest ihren kleinen Anteil an der Energiewende.
„Später könnten wir noch einen Stromspeicher nachrüsten, der es uns ermöglichen würde, den selbstproduzierten Strom zum Beispiel auch bei Dunkelheit zu nutzen, statt ihn einzuspeisen. Der Effekt ist bei einer Schule aber geringer als beispielsweise bei einem Wohnhaus, wo die Bewohner oft tagsüber unterwegs sind und den Sonnenstrom nicht direkt nutzen können. Der Schulbetrieb hat seinen Schwerpunkt hingegen den Tag über, wenn die Sonne scheint. Trotzdem könnte ein Puffersystem auch hier Sinn machen, das müssen wir genau analysieren“, erklärt Bauamtsleiter Marc Schneider.
Ob diese zweite Stufe des Ausbaus tatsächlich kommt, müsse dann vom Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Das Thema Solarstrom wird das oberste Gremium der Gemeinde aber künftig auch noch an anderen Stellen in der Kommune beschäftigen. Denn grundsätzlich sieht die Verwaltung weitere Möglichkeiten, Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden in Ketsch zu errichten.
Und ab kommendem Jahr erweitert sich dabei sogar die gesetzliche Pflicht: Baden-Württemberg schreibt nämlich als erstes Bundesland vor, dass ab dem 1. Januar „bei grundlegenden Dachsanierungen“ sowohl von öffentlichen als auch von privaten Gebäuden Photovoltaik-Anlagen installiert werden müssen, sofern ihre Dachflächen nach fest definierten Bedingungen dafür geeignet sind.
Das dürfte beispielsweise für die zweite Ketscher Schule relevant werden: Das Dach der Neurottschule ist inzwischen an vielen Stellen undicht und muss bald zumindest in Teilen saniert werden (wir berichteten mehrfach). „Dort haben wir noch ein altes Flachdach mit all den bekannten Problemen - aber gleichzeitig wäre hier die Installation einer Anlage relativ einfach umsetzbar. Wir müssen allerdings immer schauen, dass auch die Statik mitspielt. Das ist zum Beispiel bei der Rheinhalle unsicher, weshalb wir dort noch keine konkreten Schritte unternommen haben“, erklärt Marc Schneider.
Gezielte Suche
Für die Finanzierung solcher Vorhaben hätte die Gemeinde wohl sogar die Auswahl zwischen verschiedenen Modellen. So suchen inzwischen Unternehmen gezielt nach öffentlichen Dachflächen, die sie zur Installation eigener Photovoltaik-Anlagen pachten können. Aber auch die Bevölkerung kann bei solchen Projekten einbezogen werden: Sogenannte Bürgerenergiegenossenschaften errichten seit Jahren auch in der Rhein-Neckar-Region eigene Anlagen, die gemeinschaftlich betrieben werden.
So oder so wird Sonnenstrom aus Ketsch zukünftig häufiger ins Netz eingespeist oder direkt vor Ort selbst verbraucht werden. Mit dem Beschluss über die 75 Photovoltaikmodule auf dem Anbau der Alten Schule wird der Gemeinderat am Abend einen weiteren Schritt in diese Richtung gehen.
Info: Öffentliche Sitzung des Gemeinderats an diesem Montag, 21. November, um 18.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses.
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