Ketsch. Die Aufgabe der Lauf- und Ausdauersparte „21run“ (wir berichteten) hat auf den Ketscher Standort der „21sportsgroup“ stärkere Auswirkungen, als zunächst vom Unternehmen mitgeteilt. Wie ein Firmensprecher jetzt auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte, werden rund 40 Mitarbeiter - vornehmlich im Bereich Logistik - entlassen. Damit kommt der Betrieb des erst im vergangenen Sommer eröffneten Logistikzentrums im Gewerbegebiet Süd ab März offenbar nahezu zum Erliegen. „In Ketsch ist seit Inbetriebnahme, gemäß unseres Stufenplans, die gesamte „21run“-Logistik erfolgt. Nahezu 100 Prozent der gelagerten Ware ist „21run“ zuzuordnen“, erklärte der Sprecher die Auswirkungen der Aufgabe von „21run“.
Die dadurch freiwerdenden Kapazitäten in der rund 30 000 Quadratmeter großen Logistikhalle sollen ab März „vorübergehend für Dritte“ genutzt werden, sagte der Sprecher. Wie lange diese Phase andauern solle und welche Branche oder Firma das Logistikzentrum nutzen werde, teilte der Sportartikelhändler nicht mit. „Wir halten aber am Standort Ketsch unverändert fest“, erklärte Geschäftsführer Dr. Henner Schwarz. Das Unternehmen bleibe auch in der Phase der Untervermietung vor Ort vertreten, sagte Schwarz, ohne eine Anzahl an Mitarbeitern zu nennen.
Die „21sportsgroup“ hatte Ende vergangener Woche mitgeteilt, dass sie ihr einstiges Kerngeschäft bis Ende des ersten Quartals 2019 einstellen wird. Da die Konzernschwester „Planet Sports“ - an der das Unternehmen festhalten will - derzeit noch über einen externen Logistikpartner ausgeliefert werde, hätten den in Ketsch entlassenen Mitarbeitern dort keine vergleichbaren Arbeitsplätze angeboten werden können, so der Sprecher.
Angespannte Stimmung
Wie aus dem Umfeld von Mitarbeitern zu hören war, soll die Stimmung bei den Betroffenen angespannt sein. Erst vergangenen Freitag seien sie über den Schritt der Geschäftsleitung und ihre Kündigung informiert worden, nahezu zeitgleich mit der Öffentlichkeit.
Ein Teil der Betroffenen sei erst Mitte vergangenen Jahres mit der Inbetriebnahme des neuen Logistikzentrums eingestellt worden. Einen Betriebsrat oder eine anderweitige Arbeitnehmervertretung, die sich zur Situation gegenüber unserer Zeitung hätte äußern können, gibt es im Unternehmen nicht.
Die Geschäftsleitung der „21sportsgroup“ betonte indes, dass die negative Entwicklung der Lauf- und Ausdauersparte den drastischen Schritt unumgänglich gemacht hätte. Unter dem Motto „Von Läufern für Läufer!“ war die Marke seit 2005 das Kerngeschäft des Unternehmens mit Schwerpunkt im Onlinehandel und zählte sich „in Deutschland und Europa zu den führenden Sportfachhändlern“. Erst später kam die Sparte „Planet Sports“ dazu, die auch Ladengeschäfte betreibt. Zuletzt machte „21run“ jedoch nach Unternehmensangaben nur noch rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes der Gruppe aus.
„Leider hat sich „21run“ in einem sehr wettbewerbsintensiven Marktumfeld nicht zu unserer Zufriedenheit entwickelt. Da auch die Zukunftsperspektive für ein profitables Wachstum in diesem Segment nicht gegeben war, haben wir als Geschäftsführung dem Beirat und den Gesellschaftern die Einstellung des Betriebs empfohlen“, erklärte Geschäftsführer Dr. Henner Schwarz. „Eine solche Entscheidung fällt natürlich, nicht zuletzt wegen der betroffenen Mitarbeiter, schwer.“
2018 sei dennoch ein sehr erfolgreiches Jahr für das Unternehmen gewesen. So habe die „21sportsgroup“ das Umsatzziel von mehr als 100 Millionen Euro übertroffen. Dazu habe aber vor allem die sehr positive Entwicklung bei „Planet Sports“ beigetragen. „Dort konnten wir signifikante Umsatz- und Margensteigerungen verzeichnen. Im wichtigen vierten Quartal betrug der Umsatzzuwachs gegenüber dem Vorjahresquartal sogar mehr als 36 Prozent“, sagte ein Firmensprecher. „Wir sehen uns daher trotz der Einstellung von „21run“ auf einem guten Weg und sind zuversichtlich, durch weiteres Wachstum bei unseren Sparten „Planet Sports“ und „Clubsale“ den Gruppenumsatz stabilisieren und profitabel ausbauen zu können.“
Wie geht es jetzt weiter?
Inwieweit die Enderlegemeinde in absehbarer Zeit davon profitieren kann, bleibt unklar. Die „21sportsgroup“ hatte die rund 30 000 Quadratmeter große und in drei Segmente unterteilte Halle samt angeschlossenem Bürogebäude mit dem Ziel errichtet, dort ihre gesamte Logistik zu bündeln. Auch eine mögliche Erweiterung um ein viertes Hallensegment wurde bereits vertraglich geregelt. „Hunderte neue Arbeitsplätze“ wurden bei öffentlichen Präsentationen in Aussicht gestellt, rund 17,5 Millionen Pakete pro Jahr sollten mit dem Vollausbau des Standorts ab etwa 2027 aus Ketsch versendet werden. Mit dem Start im vergangenen Sommer bezog das Unternehmen zunächst eines der drei bestehenden Hallensegmente und lagerte zunächst etwa 400 000 Artikel ein, nahezu allesamt von „21run“.
Für die Kunden hat die Aufgabe dieses Geschäftsbereichs nun zumindest einen letzten Vorteil: Bereits seit vergangenem Freitag gibt der Sportartikelhändler auf seiner Internetseite hohe Rabatte auf seine Lauf- und Ausdauerartikel.
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