Ketsch. Kaputte Straßen sind für viele Bürger ein großes Ärgernis: Schließlich zeigt sich in jedem Schlagloch ganz unvermittelt und mit lautem Rütteln, wie sehr die Infrastruktur im Land in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt worden ist. Inzwischen kommt in den meisten Kommunen durch die Wirtschaftskrise auch noch die akute Geldnot hinzu.
Kein Wunder also, dass die Bauhöfe größtenteils nur Flickschusterei betreiben können. In Ketsch könnte es aber dank neuer Technik bald spürbare Verbesserungen geben – denn dadurch soll sich die Möglichkeit ergeben, mit den vorhandenen Geldern noch größere Effekte zu erzielen.
Kartierung, App und KI: Ketsch setzt auch unterschiedliche Methoden
„Wir setzen auf drei moderne Methoden, um das Thema anzugehen: Auf eine umfassende und effiziente Kartierung der Straßenschäden per App und KI, auf ein besonders haltbares Verfahren mit Thermoplastik bei kleineren Schlaglöchern sowie künftig vielleicht auch auf eine innovative Methode, um einige der schlimmsten Bereiche großflächig zu erneuern“, erklärt Bauamtsleiter Marc Schneider.
Bereits bewährt hat sich dabei die Erfassung der Straßenzustände über eine Smartphone-App. Dabei klemmen sich Mitarbeiter der Gemeinde das Telefon einfach an die Windschutzscheibe ihres Dienstautos und fahren die Ketscher Straßen ab. Per Kamera und mithilfe Künstlicher Intelligenz analysiert das Programm dann die Beschaffenheit der Fahrbahn.
„Wir können dadurch genau erfassen, wo Schäden in welchem Ausmaß vorhanden sind. Dann erstellen wir die Reparaturaufträge per Mausklick und können deren Umsetzung automatisch im Blick behalten. So ist unsere Arbeit viel einfacher zu koordinieren als früher. Unsere bisherige Bilanz ist entsprechend positiv: Das System funktioniert sehr gut und sorgt für eine optimierte Beseitigung der Schlaglöcher“, freut sich Ortsbaumeister Nico Rößler, der das Thema im Rathaus koordiniert.
Ähnlich gut zu sprechen ist Rößler auf das im vergangenen Sommer eingeführte Verfahren, mit dem in Ketsch nun kleinere Schäden behoben werden. „Das dabei verwendete Thermoplastik ist zwar teurer als der herkömmliche Kaltasphalt, aber dafür hält es deutlich länger. Früher mussten wir oft schon nach wenigen Wochen wieder anrücken, weil sich das Loch erneut geöffnet hatte. Jetzt hält die Füllung viele Monate“, berichtet Rößler.
Aufgrund der positiven Erfahrungen testet der Bauhof jetzt, ob die Methode auch bei tieferen Löchern funktioniert. Bei diesen muss bislang noch eine Spezialfirma anrücken, was für die Gemeindekasse entsprechend hohe Kosten verursacht. Doch auch schon der effektivere Kampf gegen kleinere Schäden ist für das Bauamt ein wichtiger Erfolg: Weil dadurch die Entstehung größerer Löcher verhindert werden kann, musste die externe Firma in diesem Winterhalbjahr deutlich seltener gerufen werden. „Da sparen wir einiges an Kosten – und dieses Geld könnten wir dann in Zukunft für zusätzliche Arbeiten verwenden, um auch umfangreicherer Sanierungen durchzuführen“, erklärt Rößler.
Besonders im Fokus liegen dabei Straßen, unter denen keine oder nur wenige Leitungen verlaufen. Dort könnte nämlich ein weiteres Verfahren zum Einsatz kommen, bei dem in kürzerer Zeit und damit auch zu geringeren Kosten die komplette Fahrbahn in einem Durchgang erneuert werden kann.
Ketsch ist beim Thema Schlaglöcher in Gesprächen für eine weitere Methode zur Beseitigung
„Wir sind in Gesprächen mit einer Firma, die mit speziell entwickelten Fahrzeugen sowohl die Tragschicht als auch den beschädigten Asphalt mit einem Recyclingbinder einfräst und daraus direkt eine neue Tragschicht herstellt. Es wird also größtenteils mit dem alten Material gearbeitet, was einerseits nachhaltig ist und andererseits den aufwendigen Transport ersetzt“, so Rößler.
Als möglichen Einsatzort für diese neue Methode nennt die Gemeinde eine der bekanntesten Rüttelstrecken im Ort: Die Brühler Straße, die bis kurz vor der Hufeisengemeinde auf Ketscher Gemarkung verläuft und seit langem eine Zumutung für alle Verkehrsteilnehmer ist. Nur rund zwei Wochen würde hier eine Sanierung mit der neuen Methode dauern, schätzt man auf dem Bauamt. Aktuell erarbeite die Firma einen Kostenvoranschlag, dann könne man in die genauere Prüfung und Planung einsteigen.
Pro Jahr nur rund 200.000 für die Straßenunterhaltung in Ketsch
Innerorts wäre die Methode wegen der Kanäle und vielen Leitungen allerdings nicht möglich, und auch tiefergehende Sanierungen wie bei der Mannheimer Straße mit ihrer starken Senke würden noch einmal deutlich mehr Aufwand erfordern. Pro Jahr stehen der Ketscher Verwaltung allerdings nur rund 200.000 Euro für die Straßenunterhaltung zur Verfügung.
„Deshalb wird es in absehbarer Zukunft außer bei der großen Kanalbaustelle in der Enderlestraße keine weiteren grundlegenden Erneuerungen solcher Straßen geben können. Dafür fehlen uns schlicht die Mittel“, wirbt Bauamtsleiter Marc Schneider um Verständnis. „Aber mit den neuen Analyse- und Ausbesserungsmethoden können wir zumindest deutlich mehr erreichen als früher – die ersten Erfolge merkt man schon jetzt.“
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