Ketsch. Das Central Kino in Ketsch beteiligte sich – wie alljährlich seit 2014 – zusammen mit Kooperationspartnern an der bundesweiten Woche der seelischen Gesundheit. So wurde der Spielfilm „Alle Farben des Lebens“ gezeigt. Im Mittelpunkt des Films steht die 16-jährige Ramona, die unter dem Namen Ray lebt und schon seit Jahren das Gefühl hat, im falschen Körper zu sein. Sie möchte sich nun endgültig einer Geschlechtsangleichung unterziehen – ein Schritt, der sowohl innerhalb der Familie als auch im sozialen Umfeld für Spannungen sorgt. Der eindrucksvolle Film warf einen sensiblen Blick auf Fragen von Identität, Akzeptanz und Selbstbestimmung.
Grundsätzlich schützt das Grundgesetz auch das Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung, das hat das Bundesverfassungsgericht mehrfach bestätigt. Seit einem Jahr gilt zudem in Deutschland das neue Selbstbestimmungsrecht, mit dem man seinen Geschlechtseintrag ändern lassen kann. Für trans, inter und nichtbinäre Menschen wird es mit dem Selbstbestimmungsrecht einfacher, das zu machen. Vorher musste das ein Gericht entscheiden, künftig geht es über die Erklärung beim Standesamt.
Ketscher diskutieren geschlechtsangleichende Operationen
Die Figur im Film geht aber weiter. 3.075 geschlechtsangleichende Operationen wurden 2023 in Deutschland durchgeführt - das sind rund 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Von den Eingriffen entfallen 60 Prozent auf Trans-Frauen. Die Mehrheit der Eingriffe wurde in der Altersgruppe 20 bis unter 35 Jahren (2.007 Operationen) durchgeführt. Auf Teenager zwischen 15 und unter 20 Jahren entfielen 5,9 Prozent der Eingriffe. Doch, was Kritiker gern als Hin- und Herhüpfen zwischen den Geschlechtern darstellen wollen, ist für die Betroffenen oft mit einem langen Leidensweg verbunden. Transgender- und genderdiverse Personen erkranken auch wegen der gesellschaftlichen Diskussion mit ihren vielen Vorurteilen häufiger an psychischen Störungen und zeigen stärkeres Suizidverhalten als Cisgender-Personen.
All das erlebte das Publikum bei dem Spielfilm im Central. „Der Film war von unseren Kooperationspartnern wirklich super ausgesucht“, unterstrich Jeanette Schweikert, die im Ketscher Kinoteam die Woche der seelischen Gesundheit betreut. Die wieder aufkeimende oftmals negativ geprägte Diskussion zu dem Thema sorgte für Betroffenheit, beobachtete sie. Im Anschluss an die Vorführung bestand die Möglichkeit, in kleinen Gruppen mit Fachleuten direkt ins Gespräch zu kommen und Fragen einzubringen. Auf eine große Diskussionsrunde mit Podium wurde im Anschluss an den Film verzichtet.
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