Ketsch. Humorvoll, bodenständig und mit viel Herzblut – so präsentierte sich die Kerwe-Theatergruppe der Kolpingsfamilie auch in diesem Jahr im katholischen Pfarrheim. Das langjährige Erfolgsrezept aus bester Unterhaltung in heimischer Atmosphäre, kombiniert mit leckerem Essen, geselligem Beisammensein und einem Theaterstück, das mit trockenem Witz und spritziger Situationskomik sorgte für viele Lacher.
Im Mittelpunkt des Stücks „Ein Chor fährt nach Nirgendwo“ stand ein Kirchenchor, der sich zu einem Probewochenende in den Pfälzer Wald zurückzieht – offiziell, um musikalisch zu arbeiten. Inoffiziell jedoch steht eindeutig das leibliche Wohl im Fokus: gutes Essen, guter Wein, gute Gesellschaft. Und obwohl die musikalische Weiterbildung dabei eher in den Hintergrund rückt, ist die Überzeugung vom eigenen Können bei den Chormitgliedern ungebrochen.
Mit viel Liebe zum Detail brachte die Theatergruppe der Kolpingsfamilie die schrulligen Charaktere auf die Bühne. Da ist der neue Chorleiter, ambitioniert und voller Pläne – doch schnell merkt er, dass die bunt zusammengewürfelte Truppe nicht leicht zu dirigieren ist. Seine Versuche, Ordnung in das kreative Chaos zu bringen, scheitern an der Eigenwilligkeit seiner Sängerinnen und Sänger.
Kerwe-Theater in Ketsch: Von weltpolitischen Größen und Wolfsgefahr
Ein lyrischer Tenor zieht ständig Parallelen zu weltpolitischen Größen, während eine übervorsichtige Sopranistin lieber über Wolfsgefahr sinniert als über Gesangstechniken. Eine kettenrauchende Altistin mit ausgeprägtem Emanzipationswillen, ein ständig witzelnder Bass, eine tief religiöse Maria mit passendem Bibelzitat zu jeder Lebenslage und eine junge Verena, die den Chorleiter anschmachtet – das alles ist zu viel für den ohnehin schon gestressten Dirigenten. Kein Wunder, dass ihm schließlich der Geduldsfaden reißt.
Dass die Charaktere wirken wie aus dem Leben gegriffen, liegt nicht zuletzt am großartigen Ensemble, das den Rollen mit sichtbarer Spielfreude Leben einhauchte. Ulrich Hönig, erstmals mit dabei, überzeugte auf ganzer Linie und hatte sichtlich Freude an seiner Rolle. Auch die weiteren Darsteller – Dieter Rey, Doris Steinbeißer, Monika Gräble, Barbara Schloter, Uwe Lorenz und Marianne Faulhaber – wussten mit präzisem Spiel, pointierten Dialogen und spürbarem Bühnengefühl zu überzeugen.
Und ob es tatsächlich Wölfe im Pfälzer Wald gibt, darüber durfte am Ende des Abends spekuliert werden – eine täuschend echte Wolfsmaske, getragen von Jakob Rey, ließ zumindest Raum für Fantasie. In bewährter Manier inszenierte Dieter Rey das Stück – erneut mit sicherem Gespür für die richtige Mischung aus Witz, Lokalkolorit und Tiefgang.
Die Aufführung im hiesigen Dialekt ließ das Publikum nicht nur sprachlich, sondern auch emotional in das Geschehen eintauchen. Viele fühlten sich an eigene Chorproben oder Vereinsfahrten erinnert – das machte die Darstellung umso authentischer.
Rundum wohlfühlten sich die Besucher auch dank der liebevollen Bewirtung. Das eingespielte Küchenteam servierte deftige Speisen und eine Auswahl an Getränken, die keine Wünsche offenließ. Die Kombination aus Kulinarik und Kultur kam einmal mehr bestens an und machte den Theaterabend zu einem geselligen Highlight des Kerwe-Wwochenendes.
Seit 40 Jahren pflegt die Ketscher Kolpingsfamilie die Tradition des Kerwe-Theaters
„Seit über 40 Jahren pflegt unsere Kolpingsfamilie diese schöne Tradition“, erklärte Dieter Rey mit berechtigtem Stolz. Und zur Tradition gehört nicht nur das Theaterspiel, sondern auch der soziale Gedanke: Der Eintritt zur Aufführung ist frei, stattdessen wird um Spenden gebeten. Die Einnahmen fließen stets in gute Zwecke – in diesem Jahr unter anderem an die Kirchengemeinde zur technischen Ausstattung des Pfarrheims, den Tafelladen „Appel + Ei“ in Schwetzingen, das Kolpingwerk in Ecuador sowie das Obdachlosenfrühstück der evangelischen Kirchengemeinde Ketsch.
Der begeisterte Applaus, viele lobende Worte und das zufriedene Lächeln der Gäste waren der schönste Dank für das monatelange Proben, Organisieren und Vorbereiten. Spieler, Helfer und Organisatoren dürfen zu Recht stolz auf einen rundum gelungenen Theaterabend sein – einen Abend, der nicht nur Lacher bescherte, sondern auch Gemeinschaft erlebbar machte.
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