Natur und Umwelt

Kiesabbau im Entenpfuhl bei Ketsch: Firma reicht finalen Antrag ein

Der geplante Kiesabbau im Entenpfuhl bei Ketsch nimmt Gestalt an. Die finalen Antragsunterlagen sind eingereicht. Was das für die Region und die Umwelt bedeutet, bleibt abzuwarten.

Von 
Benjamin Jungbluth
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In der Nähe von Bruchsal betreibt die Firma Krieger bereits ein Kieswerk, das zwar größer als der geplante Abbau im Entenpfuhl ist, diesem ansonsten aber ähnelt: In den vergangenen rund 50 Jahren ist hier ein Baggersee entstanden, während am Grund kontinuierlich Sand und Kies abgebaut werden. © Benjamin Jungbluth

Ketsch. Der geplante Kiesabbau im Gewann Entenpfuhl südöstlich von Ketsch rückt einen Schritt näher: Die Firma Krieger aus Neckarsteinach hat die finalen Antragsunterlagen beim Wasserrechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises eingereicht, das diese als zuständige Untere Verwaltungsbehörde nun eingehend prüft. Inhaltlich hätten sich dabei gegenüber den ursprünglichen Plänen weiterhin keine nennenswerten Änderungen ergeben, teilt Krieger im Gespräch mit unserer Zeitung mit.

So möchte das traditionsreiche Familienunternehmen aus Südhessen in dem rund 42 Hektar großen Gebiet auf Schwetzinger Gemarkung über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten Sand und Kies abbauen. Diese sollen als Grundlage für Baustoffe in der Region Verwendung finden, wobei ein Teil bereits direkt vor Ort in einem ebenfalls geplanten Transportbetonwerk weiterverarbeitet werden soll.

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Benjamin Jungbluth
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Bereits Ende 2022 hatte die Firma einen Antrag beim Kreis eingereicht, welcher damals allerdings Nachforderungen stellte. „Dabei handelte es sich um technische Details, die wir seitdem umfangreich und mit großer Sorgfalt ergänzt haben. Aufgrund der komplexen Vorgaben und weil wir das Projekt auf mehrere Jahrzehnte anlegen, braucht diese Planung ihre Zeit“, erklärt das Unternehmen.

Kiesabbauprojekt im Entenpfuhl bei Ketsch hat eine lange Vorgeschichte

Dabei reichen die Vorbereitungen noch deutlich weiter zurück: Bereits 2019 gab es einen sogenannten Scoping-Termin, bei dem die Firma Krieger ihr Vorhaben erstmals öffentlich vorstellte und der Umfang der notwendigen Untersuchungen mit den Behörden abgestimmt wurde. „Gleichzeitig haben wir damals freiwillig eine Öffentlichkeitsbeteiligung gestartet, mit runden Tischen in den betroffenen Kommunen, einer detaillierten Kommunikation und einer bis heute bestehenden Internetseite: Unter www.dialog-krieger.de beantworten wir zahlreiche Fragen, die bei der Bürgerbeteiligung aufgekommen sind. Und auch für die Zukunft planen wir, Infoveranstaltungen durchzuführen“, teilt das Unternehmen mit.

Rein rechtlich sind derartige Formate nicht vorgeschrieben, wie der Kreis auf Nachfrage bestätigt. Lediglich eine öffentliche Auslegung der Pläne ist demnach als einer der nächsten Schritte Pflicht. Zunächst würden nun aber erst einmal die erneut eingereichten Unterlagen auf Vollständigkeit geprüft, zudem erfolge auch eine inhaltliche Überprüfung, „soweit dies von der Unteren Wasserbehörde im Detail beurteilt werden kann“, teilt das Landratsamt mit. Zur Dauer dieses Schrittes könne derzeit „keinerlei Angabe gemacht oder eine Prognose abgegeben werden“.

Über lange Förderbänder gelangen die Rohstoffe im Bruchsaler Kieswerk der Firma Krieger an Land und werden nach Größe sortiert: So soll auch der Abbau im Südosten von Ketsch organisiert werden. © Benjamin Jungbluth

Erst danach starte das Verwaltungsverfahren, bei dem auch die Vorgaben des „Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes“ zu beachten seien. Im weiteren Verlauf würden dann die sogenannten Träger öffentlicher Belange eingebunden. Welche das im konkreten Fall sind, könne erst nach Prüfung der Unterlagen bestimmt werden, so der Kreis. Denkbar sind beispielsweise die Forstverwaltung oder die Immissionsschutzbehörde des Landratsamtes.

Deren Stellungnahmen fließen in die weiteren Planungen ein, die schließlich bei einem öffentlichen Erörterungstermin vorgestellt werden sollen. Ganz am Ende des langwierigen Planfeststellungsverfahrens steht schließlich der Genehmigungsbescheid, sofern er denn vom Rhein-Neckar-Kreis ausgestellt wird.

Bis zum tatsächlichen Kiesabbau im Ketscher Entenpfuhl kann es noch lange dauern

Damit wird es wohl noch längere Zeit dauern, bis die Planungen für den Kiesabbau tatsächlich in die Realität umgesetzt werden können – Beteiligte rechnen „eher mit mehreren Jahren“. Gleichwohl sieht die Firma Krieger einen immer akuteren Bedarf an dem geplanten Abbau. So könnten die Milliardeninvestitionen des Bundes in die Infrastruktur die Nachfrage nach Baustoffen noch einmal deutlich erhöhen.

Zudem gebe es bereits seit Jahrzehnten zu wenige Gewinnungsstätten im Südwesten: Trotz einer immer höheren Nachfrage sei die Zahl der Abbaustätten stark gesunken. Das führe zu immer weiteren Transportwegen für die eigentlich regional verfügbaren Baustoffe – was höhere Kosten und Umweltbelastungen zur Folge habe.

Direkt neben dem Kieswerk nahe Bruchsal betreibt die Firma Krieger ein Transportbetonwerk, wie es ebenfalls im Entenpfuhl geplant ist. Eigene Speziallastwagen bringen das Material dann zu Baustellen in der nahen Region - nach maximal 90 Minuten muss es entladen sein, weil es sonst aushärtet. © Benjamin Jungbluth

„Der Rhein-Neckar-Kreis ist besonders stark betroffen, weil hier trotz großer Vorkommen im Rheingraben der Abbau erschwert ist: Viele Gebiete stehen unter Naturschutz, zudem werden zahlreiche Flächen für Ackerbau und Siedlungen benötigt. Entsprechend schwierig ist es, geeignete Standorte wie den Entenpfuhl zu finden“, so die Firma Krieger.

Kritik an dem Vorhaben durch örtliche Umweltschützer sei zwar legitim, doch aus Sicht des Unternehmens verfangen deren Argumente nicht. „Wir durchlaufen nicht nur ein sehr umfangreiches Planungsverfahren, bei dem der Schutz des Grundwassers und der Natur einen erheblichen Anteil einnehmen, sondern wir schaffen neben den Ausgleichsflächen auch neue Pionierräume für seltene Tier- und Pflanzenarten“, argumentiert Krieger.

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Auf Magerflächen und im über die Jahrzehnte entstehenden Baggersee würden biologisch wertvolle Räume entstehen, bei denen das Unternehmen bei bisherigen Abbauorten eng mit dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sowie dem Naturschutzreferat des Regierungspräsidiums Karlsruhe zusammenarbeite. „Das alles wollen wir transparent kommunizieren, damit die Menschen sehen können, was wir im Entenpfuhl tatsächlich umsetzen möchten“, so das Unternehmen abschließend.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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