St. Sebastian

"KulturKircheKetsch" gelingt ein großer Wurf

Das Instrumentalisten-Duo Renaud Garcia-Fons und Claire Antonini vereint melodische Gegensätze beim Auftritt in der Ketscher Kirche.

Von 
Julia Zent
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Das französische Duo Claire Antonini (v. l.) und Renaud Garcia-Fons schaffte es musikalisch mit Theorbe und Kontrabass, das Publikum in der katholischen Kirche St. Sebastian in eine andere Welt zu entführen. © Zent

Ketsch. Die katholische Kirche St. Sebastian mit Menschen zu füllen, ist angesichts der steigenden Zahl an Kirchenaustritten in Deutschland das Hauptanliegen der Ehrenamtlichen von der „KulturKircheKetsch“. Aus diesem Grund veranstaltet die Gruppe regelmäßig diverse Kulturveranstaltungen in dem Gotteshaus – so auch am Samstagabend, als das international bekannte Duo Renaud Garcia-Fons (Kontrabass) und Claire Antonini (Theorbe) aus Frankreich auf seiner Europa-Reise Station in der Enderlegemeinde machte.

Für Dr. Oliver Brinkmann, Initiator und Mitglied in der Kulturkirche sowie im Pfarrgemeinderat, geben Veranstaltungen wie diese den Bürgern die Möglichkeit, unabhängig von der Religion in die Kirche zu kommen und die besonderen akustischen Eigenschaften des Gebäudes zu erleben. Etwa 40 bis 50 Besucher haben auf den Bänken der Kirche Platz genommen, als das Musiker-Duo den bunt illuminierten Altarraum betritt, der an diesem Abend seine Bühne gewesen ist.

Okzident und Orient vereint

Mit im Gepäck hatten sie ihr Programm „Farangi“, das auf Persisch so viel bedeutet wie „Europäer“ – ein Wort, das ausdrückt, was Garcia-Fons und Antonini auf musikalischer Ebene schafften: Die Begegnung von Orient und Okzident.

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Die Musiktraditionen des Westens und des Orients wurden in vielfältiger Weise auf dem tiefsten aller Streichinstrumente Kontrabass sowie dem Zupfinstrument Theorbe vereint. Die von Garcia-Fons komponierten Musikstücke repräsentierten einen Zusammenprall unterschiedlicher musikalischer Welten: Barocktöne gingen über in Jazz und kurdische oder persische Elemente, während die Töne beider Instrumente perfekt miteinander harmonierten.

Die Kombination aus gezupften Gitarren- und Kontrabassklängen, die mal gezupft, mal gestrichen waren, entfaltete sich eindrucksvoll in dem hohen Altarraum von St. Sebastian, sodass die Zuhörer abschnittsweise in eine Traumwelt entführt wurden.

Das Programm mit Stücken namens „Ricercare“ oder „Nove alla Turca“ war abwechslungsreich: Spannungsaufbauende, dramatische Melodien, die Potenzial für die musikalische Untermalung von Monumentalfilmen hatten, mündeten in sanfte Töne, die eine melancholische Sehnsucht nach der Ferne auslösten. Heitere Melodien mit kurzer Tonabfolge im europäischen Barockstil folgten langen, tiefen Tönen, die eine gewisse Hoffnungslosigkeit widerspiegelten. Der Bass des Kontrabasses ließ die hellen Zupftöne der Theorbe dabei besonders zur Geltung kommen.

Das etwa eineinhalbstündige Musikprogramm begeisterte das Publikum, das die beiden Musiker Renaud Garcia-Fons und Claire Antonini am Ende mit einem langen Applaus belohnte. „Es war einfach brillant“, so die 92-jährige Gisela Schmiedel, die das Konzert mit ihrem Mann Fritz aus einer der ersten Reihen genoss. „Zunächst hatte ich zwar Schwierigkeiten, mich hineinzuhören, aber die Stücke waren dann doch so beglückend, dass ich gar nicht aufhören wollte, zuzuhören. Den beiden Weltklasse-Solisten ist es sehr gut gelungen, den Okzident und den Orient miteinander zu verbinden.“

Auch Edi und Ingo Röper aus Ketsch zeigten sich begeistert von den französischen Instrumentalisten. „Es war großartig. So einen Klang hat man selten im Ohr“, stellte Edi Röper fest. Ihr Mann ergänzte: „Da hat die Kulturkirche wirklich einen exquisiten Geschmack bewiesen.“

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