Ketsch. Seit 17 Jahren in Deutschland, hat sich der in Ludwigshafen lebende deutsch-kroatisch-serbische Schauspieler und Comedian Boris Stijelja schon seit einiger Zeit einen Namen gemacht. Auch in der Enderlegmeinde kennt – und schätzt – man ihn schon länger. Mehrfach trat er hier auf und überzeugte am vergangenen Freitag mit seinem dritten Programm „Viagra hält die Blumen frisch“.
Darin griff er gängige Klischees über Nationalitäten auf, spielte mit diesen und erzählte erfrischend offen aus seinem eigenen Leben. Dies tat er allerdings auf solch humorvolle Weise, dass an diesem Abend – trotz oder eventuell auch gerade wegen des teilweise ziemlich deftigen Humors – im Ferdinand-Schmitt-Haus kein Auge trocken blieb.
Schwarz auf dem Bau "schaffe": Ketscher hören einige Anekdoten von Stijelja
„Alda, warum machsch du des? Warum schaffsch du net wie annere Kroate schwarz uff dem Bau?“, sei er oft gefragt worden, abgesehen von der häufigsten Frage: „Wie lange bist du schon in Deutschland? Und wann gehst du wieder?“, so Comedian Boris Stijelja.
Der Wahl-Ludwigshafener habe früh erkannt, dass hierzulande die Beherrschung der deutschen Sprache der Schlüssel zum Erfolg sei und habe deshalb schon kurz nach seiner Ankunft einen Volkshochschulkurs besucht. „Danach konnte ich perfekt Türkisch“, betonte er, denn die meisten Mitschüler seien von dort gewesen.
Identitätskrisen hätten ihn schnell ereilt, ihn, der einen deutschen Pass hat, dessen Mutter Kroatin ist und dessen Vater Serbe. „Was bin ich? Kroate? Serbe? Oder einfach nur gut im Bett?“, habe er sich gefragt. Schon mit sieben Jahren habe der 1,90 Meter große Boris eine erste Hauptrolle auf den Brettern, die die Welt bedeuten gehabt, damals im dalmatischen Split: die der Maria im Krippenspiel.
Comedy in Ketsch: Wurden Josef und Maria etwa von ihrem Reisebüro geprellt?
Sogar in einer kroatischen Zeitung sei er erwähnt worden, nachdem er sich einen Spaß erlaubt und an der Herberge, an der Maria und Josef – normalerweise – abgewiesen werden, laut gerufen habe „Wie, kein Zimmer, wir haben das doch im Reisebüro gebucht?“
Von da an sei klar gewesen: Er muss auf die Bühne. Eine Wahl, die sein Vater, zumindest anfänglich, nicht goutiert habe, vor allem nachdem er gesehen habe, wie er eine „russische Transe“ in „Ein Käfig voller Narren“ gespielt habe.
Genüsslich listete Stijelja kulturelle Unterschiede zwischen Kroaten und Pfälzern, Kurpfälzern, seinem Vater und seiner Mutter und im „Melting Pot“ Ludwigshafen auf, wo ein vermeintlich türkischer „Dönermann“ sich schon mal als Italiener herausstellen kann, der ihm – auf Türkisch angesprochen – gefragt habe: „Kannst du kein Deutsch?“.
Comedian Boris Stijelja berichtet den Ketschern vom Viagra-Kauf in der Apotheke
Übrigens halte Viagra tatsächlich die Blumen frisch, was ihm seine Mutter verraten habe. Dumm nur, wenn er dann in die Apotheke gehe und die junge Angestellte ihn frage: „Wie, so jung und schon Viagra?“ und er antworte: „Nein, das ist für meine Mutter.“
Mühelos switchte der Comedian zwischen pfälzischem Dialekt, Hochdeutsch und Kroatisch hin und her und gewann so schnell die Herzen des Publikums. Auch sein teilweise ziemlich deftiger Humor unter der Gürtellinie traf den Nerv der Zuschauer.
Besucherin Gerlinde Eberle aus Ketsch meinte: „Er ist total witzig und spricht auf seine eigene Weise die Probleme in dieser Gesellschaft an.“ Und Monika Schreckenberger aus Schwetzingen kommentierte: „Ich kannte ihn noch nicht, habe aber aus Ihrer Zeitung vom Auftritt erfahren und bin total begeistert. Ich musste so viel lachen.“
Das Ketscher Bücherei-Team setzt auf Altbewährtes in neuem Gewand
Die Leiterin der Gemeindebücherei, Kirsten Pavel, verriet zudem: „Er war schon mehrmals bei uns zu Gast. Kaum wurden die Karten angeboten, gingen sie extrem schnell weg, auch ohne Werbung. Wir fahren ein Programm, bei dem wir immer etwas Neues bieten, aber die Künstler, die beliebt sind, wieder einladen.“
An Stijelja schätze sie vor allem seine Spontanität: „Er ist einfach großartig und variiert sein Programm immer, sodass keine Vorstellung der anderen gleicht. Das kommt ziemlich gut an.“
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