Ketsch. Bereits zum achten Mal veranstaltete der Umweltstammtisch gemeinsam mit der lokalen Agenda und den Naturfreunden den Naturerlebnistag. Zum Start konnten Matthias Ihrig vom Umweltstammtisch, Gernot de Mür von der Lokalen Agenda und Gerd Welker von den Naturfreunden – trotz schlechter Wettervorhersage – über 30 Teilnehmer begrüßen.
Nach einer kleinen Vorschau und Hinweisen über die geplante Wegstrecke durch Matthias Ihrig informierte Gernot de Mür noch über das als Anschauungsobjekt mitgeführte E-Lastenrad, das in der Gemeinde Ketsch als Verkehrsmittel eines Bauhofmitarbeiters genutzt wird. Bis zur ersten Station am Insektenhotel der Streuobstwiese im Bruch fielen dann noch einige wenige Regentropfen aber – so viel vorweg – für die restliche Veranstaltungen hatte man trockenes und warmes, perfektes Radfahrwetter.
Insektenhotel in Ketsch: Extrem wichtig für Wildbienen
Gernot de Mür erläuterte ausführlich die Wichtigkeit des Insektenhotels für die Wildbienen und deren Bedeutung für die Artenvielfalt, während Heinz Eppel vom Umweltstammtisch auf die Bedeutung des danebenliegenden Steinhügels für Kleinlebewesen und insbesondere Eidechsen hinwies, von denen wird dieser Lebensraum auch rege genutzt.
Die Streuobstwiese selbst – so Matthias Ihrig – wird als ehemalige Ausgleichsfläche vom Umweltstammtisch gepflegt. Der Verein hat ein Verwertungsrecht für das anfallende Obst, doch auch die Bevölkerung kann und soll sich hier gerne und in haushaltsüblichen Mengen zur Erntezeit im Herbst bedienen.
Als nächste Station steuerten die Veranstalter die Ketscher Altrheinbrücke an und versorgten die Teilnehmer mit Informationen unter anderem zum Naturschutzgebiet der Ketscher Rheininsel, den Infotafelweg der lokalen Agenda und den Wildrebenbestand. Befinden sich hier doch die größte Anzahl der vom Aussterben bedrohten Wildrebenpflanzen nördlich der Alpen.
Die Radler erfahren jede Menge über die Biotope in Ketsch
Weiter ging es den Altrhein entlang an den Storchennestern vorbei Richtung Brühl, wobei auch im weiteren Verlauf und bei zahlreichen Stopps Heinz Eppel und Matthias Ihrig insbesondere auf ein Hauptthema der Veranstaltung, die Biotope, einging. Und hiervon gibt es zahlreiche auf der Ketscher Gemarkung. Oftmals nicht besonders gekennzeichnet sind sie der Bevölkerung häufig unbekannt und nicht auf Anhieb ersichtlich.
Biotope sind besonders geschützte Flächen für die Tier- und Pflanzenwelt, vom wenige Quadratmeter großen Tümpel bis hin zu einigen Hektar großen Feldheckenbereichen. Viele Heckenbereiche neben Brückenauffahrten oder entlang Bahnlinien, aber auch viele mit Bäumen durchsetzte Abgrenzungen zwischen Äckern, sind als Biotop geschützt.
Auf der Homepage der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) findet man Kartenmaterial, auf dem detailliert die Biotope mit zugehöriger, ausführlicher Beschreibung eingetragen sind. Regional werden die Biotope etwa alle 25 Jahre überprüft und die Änderungen dokumentiert – in Ketsch zuletzt 2021.
Naturerlebnistag in Ketsch: Gruppe macht Halt am Hirschkäfermeiler
Der Weg führte nun an der Realschule vorbei, den Leimbach entlang, am Wegkreuz vorbei zur Autobahnunterführung. Kurz danach passierten die Teilnehmer den Hirschkäfermeiler – eine künstlich angelegte Überlebenshilfe für Deutschlands größte Käferart, die etwa acht Zentimeter Körperlänge erreicht.
Die Bahnlinie entlang ging es weiter über die Autobahnbrücke und schließlich am Spilgerloch vorbei zum Entenpfuhl. Hier hatten die Naturfreunde einen tollen Verpflegungsstand aufgebaut, an dem die Teilnehmer kostenlos mit Getränken und selbstgebackenen Muffins sowie Blätterteigleckereien die Reserven wieder auffüllen konnten und die Veranstalter bedankten sich bei allen, die die Verpflegung zur Verfügung gestellt haben. An dieser Stelle informierte Heinz Eppel als Sprecher der BI „Rettet den Entenpfuhl“ auch über die Lage und den aktuellen Stand des drohenden Kiesabbaus mit der Vernichtung von rund 42 Hektar Waldfläche.
Die Ketscher Radtour führt auch in den Hockenheimer Rheinbogen
Danach führte der Weg an der Grillhütte vorbei in den Hockenheimer Rheinbogen und den Karl-Ludwig-See. Hier informierte Gernot de Mür sehr aufschlussreich über die Geschichte des Karl-Ludwig- Sees und die Infotafeln der Lokalen Agenda auf dem Weg Richtung Johanneshof.
Nach etwa drei Stunden erreichten alle dann wohlbehalten gerade noch im geplanten Zeitrahmen wieder den Ausgangspunkt, das Naturfreunde-Clubheim. Zum Abschluss bedankte sich Matthias Ihrig bei den Radlern für die disziplinierte Teilnahme, die vielen, interessanten Fragen während der Tour und bei den Naturfreunden für die örtliche Unterstützung und Verpflegung. Gernot den Mür wies noch auf die Aktion Stadtradeln hin, die in diesem Jahr vom 23. Juni bis zum 13. Juli stattfindet und für die er als Teamkapitän wieder die Mannschaft „Nachhaltigkeit Ketsch“ eingerichtet hat. Den „Kern“ des Teams bilden die lokale Agenda und der Umweltstammtisch, aber beide freuen sich über jeden Mitradler, der den Gedanken der Nachhaltigkeit mitträgt und diese umweltfreundliche Art der Fortbewegung gerne auch im Team unterstützt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-naturerlebnistag-ketscher-erkunden-landschaft-per-fahrrad-_arid,2204806.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html