Plankstadt. Auch wenn in Plankstadt nun der 25. Geburtstag der Lokalen Agenda gefeiert wird: Der tatsächliche Anfang dieser Geschichte findet sich sieben Jahre früher in Brasilien. Während der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro wurde erstmals das Konzept der Nachhaltigkeit als internationales Leitbild anerkannt. Es wurde verstanden, dass Wachstum absolut gedacht, die Fundamente genau dieses Wachstums zerstört.
Sowohl die soziale Gerechtigkeit als auch die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen sind seither dem Ziel des wirtschaftlichen Wachstums gleichgestellt. Ein entscheidendes Instrument zur Umsetzung dieses Gedankens findet sich im Aktionsprogramm der Konferenz, das unter dem Slogan „Think global, act local – Denke global, handle lokal“ dazu aufrief, weltweit sogenannte Lokale Agenden als Plattform für das Handeln vor Ort zu gründen.
Nachhaltigkeit als Gemeinschaftsziel: Lokale Agenda in Plankstadt
Es war ein Aufruf, dem in Plankstadt Winfried Wolf (kleines Bild), Walter Etzler, Dr. Uta Erichsen und Dr. Klaus Lehmann gefolgt sind. „Unser Ziel war es“, so formuliert es Wolf, „das menschliche Tun mit den natürlichen Grenzen zu versöhnen.“
Heute, genau 25 Jahre später, schaut man auf eine gemischte Bilanz. Mit dem Blick auf die Welt sieht vieles noch nicht wirklich gut aus. Der Klimawandel nimmt angesichts steigender CO2-Emissionen weiter Fahrt auf, immer mehr Arten geraten unter Druck und das Plastikmüll-problem wird Jahr für Jahr größer.
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Die Liste ließe sich rund um die ständig größer und schwerer werdenden Autos oder die enorme Ver- und Zersiedelung des Landes problemlos verlängern. Aber es gebe auch Positives und das beginne mit etwas scheinbar Nebensächlichem wie dem Bewusstsein. Auch wenn die wissenschaftliche Expertise in Sachen Klimawandel 1999 vollumfänglich vorlag, wirklich im öffentlichen Bewusstsein fand sich dieser Wandel nicht.
Wissen und Engagement: Lokale Aktionen machen den Unterschied
„Das ist heute anders“, so das Agenda-Mitglied Dr. Ulrich Finkenzeller. Die seit vielen Jahren stattfindenden Vorträge rund um Klimaschutz, die persönliche Energiewende, Landwirtschaft und Artenschutz sowie viele andere Themen machten einen Unterschied. Am Anfang von allem stehe Wissen und Verstehen. Nicht vergessen werden dürften Unternehmungen wie die Müllsammelaktionen, Pflege von Bäumen und Streuobstwiesen sowie der „Kruuschd und Krempelmarkt“. Dabei werden neue oder mindestens neuwertige Güter gesammelt und für kleines Geld verkauft.
Das Geld kommt dann der Notgemeinschaft zugute. Auch wenn viele Ziele der Verwirklichung harren, in Plankstadt macht die Agenda einen Unterschied, der das Engagement mehr als rechtfertigt. Und das gelte, so Finkenzeller, auch für die Feier an diesem Samstag im Gemeindezentrum.
Die Bedeutung der Biene für die Biodiversität und Ökonomie
Im Mittelpunkt steht mit der Aufführung des Theaterstücks „Summ Summ“ im Ratssaal die Biene. Für Finkenzeller, selber Imker, ist die Biene eine Art Signalart, die den Zustand der Welt ziemlich genau abbildet. Zum einen, verkündet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, trage die Biene „maßgeblich zum Erhalt der biologischen Vielfalt“ bei und zum anderen sei sie ein guter Indikator für die Gesundheit der Ökosysteme.
Es ist nicht übertrieben, was Finkenzeller im Gespräch mit der Schwetzinger Zeitung einst sagte: „Ein Fundament für das Überleben der Menschheit ist die Biene.“ Eine Sicht, die sich sogar in Zahlen fassen lässt. Die Universität Hohenheim schätzt, dass der ökonomische Wert der Bestäubung durch Bienen weltweit auf 70 bis 100 Milliarden Dollar veranschlagt werden muss. Ohne sie würden Ökosysteme verarmen, was auch die Ernährung der Menschen immens erschweren würde.
Die Biene ist für die Biodiversität also systemrelevant. Leider, so der Konsens unter den Agenda-Mitgliedern, verhalte sich der Mensch dem noch nicht entsprechend. Gründe sind unter anderem eine zu monotone und vor allem pflanzenschutzmittellastige Landwirtschaft, Versiegelung von Böden und Zerstörung von Lebensräumen.
Jeder kann zum Schutz der Bienen beitragen
Man dürfe dabei nicht nur an die Honigbiene denken. Viel wichtiger seien die vielen hundert Arten von Wildbienen. Beim Bestäuben, das betont das Bundesforschungsministerium, sei die Wildbiene weit effektiver. Vor allem, weil die verschiedenen Wildbienen über die Zeit Spezifikationen entwickelt haben, die zu ganz bestimmten Pflanzen passten. Es gilt die Formel „Blütenvielfalt braucht Bestäubervielfalt“. Und wenn diese Bestäubervielfalt gefährdet ist, ist auch die Blüten-, sprich die Artenvielfalt gefährdet. Und hier sei Deutschland auf keinem guten Weg. Knapp die Hälfte aller Wildbienenarten sind in ihrem Bestand gefährdet.
Das Gute sei, erklärt Finkenzeller, das jeder gegensteuern könne. Blumen im Garten oder auf dem Balkon seien erste Schritte, die der Biene helfen. Dazu mehr Streuobstwiesen und Blühstreifen rund um die Äcker. Und das sei kein „nice to have“, denn am Ende gehe es immer auch „um unser eigenes Überleben“.
Die Geburtstagsfeier für die Lokale Agenda beginnt an diesem Samstag, 4. Mai, um 19.30 Uhr mit dem Theaterstück „Summ Summ“ im Gemeindezentrum. In der Pause wird passend zum Thema Met – also Honigwein – gereicht.
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