Ketsch. Echte Rührung, Überraschungen, exquisite Jonglage und Frauen in der Bütt machten aus der Prunksitzung der „Narrhalla“ Ketsch einmal mehr Entertainment für jeden Geschmack. Und. dass er am Ende eines langen Abends als Ehrenpräsident seines Traditionsvereins nach Hause gehen würde, hatte sich Sitzungspräsident Dirk Berger bei der Anmoderation sicher nicht ausgemalt.
Die Rührung über die überraschende Auszeichnung war ihm an der sonst so beherrschten Mimik abzulesen, die im Augenblick des Realisierens, dass es sich bei der emotionalen Ansprache um seine Person handelte, doch ein wenig „entgleiste“. Die Spannung stieg von den ersten Worten über die Mitgliedschaft ab 1996 bis zur heutigen Bekanntheit über die Grenzen der Enderlegemeinde hinaus hin zum Menschen Berger, der Buchautor, Schauspieler und aktuell auch Kopf eines Ketscher Familienunternehmens ist, ehemaliger Teil eines Prinzenpaars, als Mannheimer Stadtprinz von Ereignis zu Ereignis fliegt und den Verein nachhaltig prägte. „Er ist ein Narr, holt ihn hier raus“, waren die Worte, die Dirk Berger ins Rampenlicht auf die Rheinhallenbühne lockten, wo Vizepräsident Danny Wehnes vor der Kulisse der versammelten Ehrensenatorinnen und -senatoren die Ernennungsurkunde verlas und Prinzessin Nathalie II. die Insignien ans Revers heftete.
Stehende Ovation begleitete die Szene, zeigte die Wertschätzung Bergers im Kreise der „Narrhalla“ und der Gemeinde am Rhein. Selten wortlos anzutreffen, half tiefes Durchatmen Berger, diese Situation zu meistern und gleich anschließend in gewohnt versierter Manier durchs Programm zu führen: „Ich bin überwältigt, danke für diese große Ehre“, unterstrich er.
Prunksitzung der „Narrhalla“ in Ketsch: Tanz mit bekannter Nanny
Und was soll man sagen? „Supercalifragilisticexpialigetisch“ ist das einzige Wort, das annähernd beschreibt, was diese große Narrenfamilie auf die Bühnenbretter zu bringen vermag: einen fulminanten Inthronisierungstanz mit der etwas anderen Nanny als Vorbild, taktgenaue Marschtänze, fantasievoll in Optik und Bewegung erzählte Geschichten in Showtänzen, sexy Männerballett.
Aufgepimpt mit fetziger Guggemusik, wortstarken Frauen in der Bütt, dazu Jonglage der Extraklasse waren das die Zutaten für den Unterhaltungsmix, der ankam.
Prunksitzung der „Narrhalla“ in Ketsch: Wünsche werden wahr
Doch nicht nur Berger wurde verblüfft, auch Prinzessin Nathalie II. staunte nicht schlecht, dass einige der Wünsche und Aufgaben, die sie bei ihrem Antritt formuliert hatte, real wurden. Nacheinander kamen die Ehrensenatoren der „Narrhalla“ auf die Bühne, ihr Präsident Roland Eisenmann erklärte noch schnell vier Neue – Kerstin Becker, Nicole Blem, Franz Herrmann, Alexander Sturm – als ins Amt gehoben, um danach den „Senatschor“ vorzustellen. Eine Ode an Ketsch, die Heimatgemeinde, brachten die Senatoren zu Gehör, die vom früheren Bürgermeister Jürgen Kappenstein am Akkordeon und unter anderen von Neubürgermeister Timo Wangler stimmlich begleitet wurden. Erster Wunsch: abgehakt.
„Und der zweite folgt sogleich“ formulierte schon Wilhelm Busch und so tat es Wangler und überreichte der Lieblichkeit ein eigenes Straßenschild als Erfüllung eines weiteren Begehrens. „Kirschbaumweg“ steht darauf und personifizierend: „Hier wohnt Prinzessin Nathalie II. aus dem Hause Schmitt“. Strahlend präsentierte die Hoheit ihr Schild der Menge.
Zwischen die Tänze der pfiffigen Indianer aus der Minimäusegruppe, direkt nach Jugendtanzmariechen Emily Krupp und den Garden, die steigernd nach Alter nicht mit Schwierigkeiten sparten, waren Büttenreden eingestreut.
Prunksitzung der „Narrhalla“ in Ketsch: „Isch bleib’, wie isch bin“
Starke Mädels wie Irmi Benz aus Mannheim etwa, die übers Leben als Endfünfzigerin mit wenig straffem Bindegewebe auch über Männer gleichen Alters und deren „Hobbykeller“ lamentierte. Die „Monnemer Schlabbgosch“ sprach den Frauen im Saal ganz offensichtlich aus den Seelen. Desgleichen gelang Jeanette Huck die schnell den Look als Gastelferrat des C.C. Blau-Weiß Hockenheim mit dem pinkfarbenen „Dschoggingoazuug“ tauschte und das morgendliche, unerfreuliche Zwiegespräch mit der häuslichen Körperwaage als Thema gewählt hatte. Ihr Fazit „Isch bleib‘, wie isch bin“ entlockte den Zuhörern Applaussalven.
Junge und die Eltern ziehen aufs Land – geht gar nicht. Inhalt einer frei vorgetragenen Büttenrede von Youngster Julia Strifler, die neben der grünen Handyhülle als äußerlichem Bekenntnis zu „öko“ einen eigenen Song mitgebracht hatte. Auch da gab es zustimmendes Klatschen.
Die Geschichten von Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkelheit oder einfach nur zuckersüß performt wie Eichhörnchen Nüsse finden und knacken – die Schautänze der „Narrhalla“-Garden begeisterten, nahmen mit, sorgten für Applausraketen und hohe Treppchenplatzierungen bei Gardeturnieren. Die ersten, zweiten und dritten Plätze zählten die Moderatoren nach jedem Tanz auf, stolz derart erfolgreiche Tänzerinnen und Tänzer zu haben.
Da setzte lediglich Daniel Hochsteiner mit seiner ausgefeilten Jonglage-Show noch eins drauf. Gleich ob Keulen, Hüte, Tennisschläger oder Bälle – bei ihm erreichten alle Gegenstände Höhenflüge und landeten doch wieder fest in den Händen des Entertainers.
Zum krönenden Abschluss nach gut viereinhalb Stunden Programm nahm Katharina Bender mit zu allen Stimmungskrachern der aktuellen und vergangener Kampagnen - und die Gäste der „Narrhalla“ tanzten und sangen in die Nacht hinein.
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