Umfrage vor Ort

Rheininsel-Besucher in Ketsch haben wenig Verständnis für Kahlschlag

Die Baumfällarbeiten durch Forst BW auf der Rheininsel sind ein Aufreger-Thema in der Enderlegemeinde. Wir haben uns vor Ort umgehört.

Von 
Jörg Runde
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Die Kahlschläge auf Ketscher Rheininsel sind für jedermann sichtbar. © Jörg Runde

Ketsch. Es ist eines der Aufregerthemen in Ketsch in diesem Frühjahr: der Kahlschlag auf der Rheininsel. Das Fällen Hunderter Bäume wurde zuletzt vor allem von der Ortsgruppe der Grünen in der Enderlegemeinde massiv kritisiert. Sogar der Grünen-Landtagsabgeordnete Andre Baumann schloss sich den Vorwürfen an.

Verantwortlich für den Kahlschlag ist Forst BW, die den den baden-württembergischen Staatswald im Auftrag des Landes bewirtschaftet. Dort verteidigt man die Baumfällungen als notwendige Maßnahmen. Der Forst argumentiert, dass der massive Eingriff aufgrund des Eschentriebsterbens und einer geplanten Eichenaufforstung notwendig ist.

Doch was sagen eigentlich die Besucher des beliebten Ausflugsziels zu der Entwicklung? Fritz Stohner aus Schwetzingen ist am Ostermontag mit seinen Hunden auf der Rheininsel unterwegs. „Mir sind die vielen Bäume am Wegesrand natürlich aufgefallen. Ich verstehe nicht, warum man unbedingt in die Natur eingreifen muss. Das Totholz wäre doch das beste für den Wald“, sagt der 73-Jährige. „Vorher, als er noch dichter war, fand ich den Wald definitiv schöner.“

Der 73-jährige Fritz Strohner aus Schwetzingen versteht nicht, warum auf der Rheininsel in die Natur eingegriffen wird. © Jörg Runde

Jürgen und Ulrike Huck sind an diesem Nachmittag auf Empfehlung von Freunden extra aus Bretten nach Ketsch gekommen. Nach einem Spaziergang auf der Rheininsel haben sie sich noch einen Tisch beim „Alten Fritz“ reserviert. „Wir sind total begeistert von der Rheininsel“, sagt der 67-Jährige und seine zehn Jahre jüngere Frau ergänzt: „Die kahlen Stellen sind uns natürlich aufgefallen. Aber es wird schon gute Gründe dafür geben.“

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Ingo Enderlein aus Heidelberg ist sich bezüglich der „guten Gründen“ nicht so sicher. „Sobald es auch um wirtschaftliche Interessen geht, wird es meistens problematisch. Warum kann man die Natur nicht einfach sich selbst überlassen?“, fragt der 73-Jährige und fügt mit Blick auf die Klimakrise an: „Es wird Zeit, dass wir die Natur so lassen, wie sie ist und unser Verhalten anpassen.“

Ketscher Bürgerin: Wald auf der Rheininsel ist mehr als ein Holzlager

Anja Büttner aus Ketsch sieht das ähnlich. „Der wirtschaftliche Nutzwert dominiert, während Artenvielfalt und Klimaschutz zu kurz kommen. Unsere Wälder sind mehr als Holzlager. Sie sind Lebensraum, Klimaschützer und Erholungsort für uns alle. Ihre Zukunft sichern wir nur gemeinsam – mit Respekt, Offenheit und dem Mut, alte Denkweisen zu hinterfragen“, sagt sie.

Und mit Blick auf das Auftreten von Forst BW ergänzt die 59-Jährige: „In dieser Situation kritische Stimmen als ‚Zauderer und Nörgler‘ abzutun – wie es Forst BW kürzlich getan hat – ist nicht nur unsachlich, sondern respektlos gegenüber engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Wer Fragen stellt, wer sich für den Erhalt unserer Wälder einsetzt, verdient kein Etikett, sondern ein offenes Ohr.“

Übrigens: Am Freitag, 25. April, lädt Forst BW zur Rheininsel-Besichtigung ein, per Fahrrad geht es dann durch das Naturschutzgebiet. Treffpunkt ist um 15 Uhr auf der Holzbrücke, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Teilnehmer sollen aber festes Schuhwerk mitbringen, weil es weit durch den Wald geht.

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