Altrheinbrücke - Richtfest vor 30 Jahren / Verbindung zur Rheininsel hat Wahrzeichen-Charakter

Steg führt in die Natur

Von 
Caroline Scholl, Marco Brückl
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Ketsch. Tatsächlich ist sie der einzige Weg, über den man auf die wunderschöne Rheininsel, das einzigartige Ketscher Naturschutzgebiet, gelangt – und Generationen von Einheimischen und Besuchern der Enderlegemeinde sind über sie gegangen: die Altrheinbrücke.

Mit ihren 54 Metern Länge und neun Metern Breite avancierte die Brücke, die 98 Meter über Normalnull liegt, längst zu einem echten Wahrzeichen. Vor genau 30 Jahren, am 23. November 1990, wurde Richtfest gefeiert. In dem heute allseitsbekannten Erscheinungsbild wurde sie allerdings erst 1995 freigegeben. Aus Gründen des Hochwasserschutzes musste zunächst noch die Erhöhung des Rheindamms um 70 Zentimeter erfolgen. Außerdem fehlte die Anbindung an die Speyerer Straße – beides beanspruchte also noch ein wenig Zeit.

Die Geschichte dieses Weges über den Rhein ist allerdings schon viel älter. Bereits im Jahre 1890 wurde eine erste solide Holzbrücke erbaut, ein zweite Eisenpfeilerbrücke wurde im Juni 1955 zur Verbindung vom „Ketscher Festland“ zu seiner Rheininsel.

Diese Brücke hielt den besonderen Bedingungen jedoch nicht lange Stand, denn durch das nahezu alljährliche Hochwasser, Wind und Wetter wurden die Pfeiler der Brücke immer wieder stark in Mitleidenschaft gezogen. Aufwendige Reparaturen waren die Folge.

Die dritte Querung

Nachdem das Forstamt Schwetzingen diese Brücke 1985 als nicht mehr verkehrssicher einstufte, begann die Planung für einen Neubau. Unter dem Wirken des ehemaligen Bürgermeisters Ferdinand Schmid und des damaligen Gemeinderats entschloss man sich dann beim Bau der nunmehr dritten Brücke auf die besondere Witterungsbeständigkeit zu achten. Nicht nur zweckmäßig, mit einer Tragkraft von 30 Tonnen, sollte die neue Brücke werden, sondern auch optisch etwas bieten und sich harmonisch in das idyllische Landschaftsbild einfügen.

Um dem Thema Verwitterung durch das unter anderem durch Schneeschmelze entstehende Hochwasser dauerhaft etwas entgegenzusetzen, wurde die Brücke als schwebende Konstruktion geplant. So konnte man auf wasserumspülte Stützpfeiler komplett verzichten, was die dauerhafte Stabilität des als kombinierte Fahrzeug- und Fußgängerbrücke konzipierten Bauwerks verbesserte.

Baubeginn der Fachwerkkonstruktion in Leimbindern unter Verwendung von einheimischem Douglasienholz war im Oktober 1989. Beim ersten Spatenstich war der damalige stellvertretende Ministerpräsident und Landwirtschaftsminister von Baden-Württemberg, Gerhard Weiser, mit dabei. Er hatte ein Jahr zuvor zugesagt, dass die neue Brücke mit Mitteln aus dem Holzeinschlag finanziert werden könne – 1,7 Millionen D-Mark kostete das Projekt.

Eine optisch schöne Ergänzung erhielt die Altrheinbrücke durch die von Gottfried Rimel in Ketsch gestiftete Bronzeplastik, die den Brückenheiligen Johannes Nepomuk auf einem Betonsockel zeigt. Sie wurde am 16. Mai 1996 feierlich eingeweiht. Die Brücke, die aus 380 Kubikmeter witterungsbeständigem Douglasienholz gefertigt ist, wurde dann an einigen Punkten im Jahr 2003 mit Überdeckungs-und Ablaufmaßnahmen saniert. Was machte aber einstmals eine Brückenverbindung zur Rheininsel überhaupt notwendig? Hier klärt Heimatforscher Robert Fuchs auf, der in seinem Buch „Heimatchronik der Gemeinde Ketsch“ ausführt: „Durch die Tullasche Reinregulierung geriet die einstige Ketscher Fähre in den Toten Winkel des Verkehrs. Ihre Nachfolge trat die Altrheinbrücke an. Um 1870 war die Anlandung des Rheininselvorlandes so weit fortgeschritten, so dass der Ersatzfährbetrieb behindert wurde. Vom Försterhaus her hatte sich ein ,Sporen’ gebildet, auf dem ein Weg angelegt wurde, den eine leichte Faschinenbrücke mit dem Ketscher Altrheinufer verband.“

Einrammen der Pfähle

Die im Jahr 1889 geplante und 1890 fertiggestellte hölzerne Jochbrücke habe eine Länge von 56 Metern gehabt, schreibt Robert Fuchs. Auch Ketscher Einwohner hätten beim Einrammen der großen Holzpfeiler geholfen. „Dabei mussten 24 Männer auf einem Holzfloß stehen und den schweren Rammhammer in die Höhe ziehen, der beim Herabfallen die Pfähle zentimeterweise tiefer in den Grund bohrte“, schreibt der Heimatforscher. Wegen Baufälligkeit der alten Holzpfeilerbrücke habe ab 1955 die einen Meter höher liegende Eisenpfeilerbrücke gute Dienste getan – es folgte die aktuelle Brückenkonstruktion.

Und bei ihr steht fest, dass die aktuelle Altrheinbrücke mit ihrem roten Ziegeldach nicht nur das „Tor“ zum Naherholungsgebiet für Spaziergänger, Jogger, Radfahrer und Ruhesuchende markiert, sondern zudem einen wunderschönen Anblick bietet – und der ist mit Sicherheit eines der beliebtesten Fotomotive in der Enderlegemeinde.

Info: Mehr Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

Ketsch

Rheininsel seit 70 Jahren Naturschutzgebiet

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