Neulußheim. Die Früchte sind etwas kleiner, doch der Ertrag stimmt: „Es hängt alles voll.“ Rainer Hoffmann blickt sich auf seiner sechs Hektar großen Plantage um und freut sich über die leuchtend gelben und roten Äpfel, die er seit 5. August erntet. Rund 15 000 Bäume erleichtert er mit seiner Familie und einigen Helfern bis etwa 15. Oktober von ihrer vitaminreichen Last. Für die zahlreichen Freunde seines frisch gepressten unbehandelten Safts direkt aus der Kelter ist Freitag, der 13., ein Glücksdatum: Der Verkauf im Hofladen in der Hockenheimer Straße 14 beginnt.
Der Mai hat die Äpfel buchstäblich kalt erwischt. Weil die Nachttemperaturen gerade in der Zellteilungsphasen der Früchte so niedrig lagen, seien sie etwas kleiner ausgefallen. Der heiße Juli kam hinzu: „Ab 30 Grad erfolgt kein Wachstum mehr, die Nächte waren einfach zu warm“, sagt der Obstbaumeister. Hitzeschäden sind für Rainer Hoffmann inzwischen schon Routine. Dieses Jahr hat es die Birnen stärker erwischt: Wegen der Hitze haben die Bäume Früchte abgeworfen. Das bedeutet ein Minus von 40 Prozent gegenüber der Erntemenge durchschnittlicher Jahre.
Hoher Zucker- und Säuregehalt
Doch die intensive Sonne hat nicht nur negativen Einfluss ausgeübt und Sonnenbrand verursacht: „Sie hat auch für einen hohen Zucker- und Säuregehalt gesorgt – also sind der Geschmack und die Festigkeit sehr gut dieses Jahr“, freut sich Hoffmann und erklärt: „Wenn die Früchte etwas kleiner sind, ist der Zellverband fester, dann knackt’s beim Reinbeißen besser.“
Von Hagel verschont geblieben
Eine Woche später als im Vorjahr hat die Familie mit der Ernte begonnen. Das erstreckt sich dann über alle Sorten. Die Blüte setzte sehr früh ein, blickt der Erzeuger zurück, doch der kalte Mai und die späteren Hitzeperioden hemmten die Entwicklung der Früchte. Dafür war die 1988 angelegte Plantage weder von Schädlingen noch von Hagel nennenswert betroffen: „Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden“, bilanziert Rainer Hoffmann.
Kohlmeisen sind in den Baumreihen in der Nähe des Insultheimer Hofs keine gerne gesehenen Gäste: „Wir verzeichnen relativ viel Vogelfraß“, sagt der Hausherr. Die Meisen picken kleine Löcher in die Äpfel, dann kommen die Wespen und bedienen zum Naschfraß. Ist die Obsthaut einmal beschädigt, setzt Fäulnis ein. „Das ist der größte Schaden: Wenn so eine Frucht in die Kiste gerät, gibt es richtig faule Nester“, erklärt Hoffmann. Abschreckungsmaßnahmen bringen aber nicht viel, ist seine Erfahrung.
Geflügelte Besucher hat sein Hain reichlich. Das liege am Nahrungsangebot für die Insekten: „Es blüht eigentlich das ganze Jahr immer etwas, das fängt Ende März mit den Aprikosen an, dann kommen die Zwetschgen, Birnen, Äpfel, und bis die aufhören zu blühen, geht es am Boden weiter mit Löwenzahn, Klee und Gänseblümchen.“
Gras wichtig fürs Mikroklima
Der Klee sammle den Stickstoff aus der Luft, wenn er mit dem Gras gemäht und unter die Bäume ausgebracht wird, sorgt er für Humusbildung. Das Gras wird auch mit beregnet, denn es ist wichtig für das Mikroklima, erläutert der Obstbauexperte. „Hohes Gras, das Wasser verdunstet, kühlt.“ Die Hoffmanns setzen für den Frostschutz die Überkronenberegnung ein, die Pflanzen selbst werden mit der sparsameren Tropfberegnung aus dem eigenen Brunnen bewässert. „Wir haben hervorragendes Wasser hier unten“, sagt Hoffmann.
Zwischen 70 und 95 Prozent der Äpfel kann er als Tafelobst verkaufen, der Rest wird zu Saft verarbeitet. Die Sorte Elstar beispielsweise vertrage die Sonne nicht gut, Sonnenbrand sei die Folge. Und auch der Trester wird verwertet: Er geht an einen Schafhof in Brühl.
An Spitzentagen mit großen, robusten Sorten rollen bis zu 20 Großkisten auf den Hof. Gala, Elstar, Braeburn, Wellant, Daniela, Jonagold, Rubinette, Fuji und Mariella sind Sorten, die bei Hoffmanns auf den Schwemmlandböden wachsen.
Hoffmann experimentiert in seiner Versuchsparzelle immer wieder mit neuen Züchtungen, die er auch selbst tauft. In Maxoni hat er beispielsweise die Namen seiner Söhne kombiniert. Sorten, die die Hitze besser vertragen, sind für den Obsthof dabei besonders interessant. Denn die bleibt uns wohl treu.
Info: Mehr Bilder von der Plantage: www.schwetzinger-zeitung.de
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