Heimatverein

Fahrradexkursion Lußhardt: Kermesbeere akzeptieren

Fahrradexkursion mit Diplom-Geograph Thomas Kuppinger durch die Natur der Lußhardt

Von 
Gisela Jahn
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Auch bei einem Zwischenstopp am Neulußheimer Friedhof beantwortet Diplom-Geograph gerne Fragen der Teilnehmer, die der Einladung des Heimatvereins nachkommen, und die Umgebung auf dem Fahrrad erkunden. © Verein/Rausch

Neulußheim. Es war schon eine witterungsmäßig heiße Angelegenheit an diesem Samstagnachmittag, als Diplom-Geograph Thomas Kuppinger mit dem Neulußheimer Heimatverein eine größere Gruppe Interessierter vor dem Neulußheimer Friedhof begrüßte: „Ich hab schon ein paar Wolken für uns bestellt“, tröstete er angesichts der sehr hohen Temperaturen.

Und los ging es auf den Fahrrädern zunächst einmal in die Richtung von Hockenheim auf die Bahnüberführung zwischen Neulußheim und der Rennstadt. Anhand von großformatigem Bildmaterial machte Kuppinger deutlich, wie sich der Oberrheingraben zwischen Vogesen und Pfälzer Wald im Westen sowie Schwarzwald und Odenwald im Osten in den letzten 50 Millionen Jahren bis heute entwickelte. „Noch heute senkt er sich, allerdings nur etwa einen Millimeter pro Jahr“, erklärte der Experte.

Kuppinger erwähnte die großen Sand- und Kiesablagerungen im Oberrheingraben, die der Rhein in den Eiszeiten – die jüngste Eiszeit endete vor rund 10 000 Jahren – vor allem aus seinem Entstehungsgebiet in den Alpen mitgebracht hat. Dieser Sand und Kies wird noch immer auch in der Gegend als Baumaterial abgebaut.

Von Tulla begradigt

Der Diplom-Geograph erklärte die Rheinbegradigung durch Tulla und wies auf einen zweiten Fluss am Ostrand des Oberrheingrabens hin, der das Wasser der Flüsse und Bäche aus dem Schwarzwald und dem Kraichgau sammelte und dem Rhein zuführte: der sogenannte Kinzig-Murg-Fluss, der nach seinen größten Zuflüssen aus dem Schwarzwald benannt ist.

Dieser Fluss führt heute kein Wasser mehr, das trockene Flussbett ist in Richtung Reilingen und Hockenheim aber noch gut zu sehen. Interessant: Ein altes Verbotsschild mit dem Wortlaut „Baden verboten“ steht noch immer an seiner alten Stelle.

Thomas Kuppinger veranschaulichte weiter, wie der Wind am Ende der vergangenen Eiszeit den abgelagerten Sand aus dem Kies geblasen und als Flugsanddecke auf der Fläche verteilt hat. So entstanden auch Sanddünen: „Oftersheim hat mit 23 Metern die höchste Sanddüne in Baden-Württemberg.

Thomas Kuppinger erklärte, dass der trockene Boden, der sich auf dem abgelagerten Sand gebildet hat, sehr nährstoffarm ist, was die land-wirtschaftliche Nutzung in früheren Zeiten eingeschränkt hat. „Daher haben wir hier verhältnismäßig viel Wald.“ Hanspeter Rausch gab dazu eine kurze Erläuterung betreffs der hiesigen Wälder, früher aus Eichen und Buchen bestehend. „Vor rund 200 Jahren hat man angefangen, Kiefern zu pflanzen, bei uns ‚Forlen‘’ genannt, die auf den sandigen Böden gut und schnell wachsen.“

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Andreas Wühler
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Nach einer kurzen Rast an der Steinernen Brücke, „de Stoona Brick“, wo Kuppinger einiges zum Kriegbach zu berichten wusste, ging es weiter an den Duttlacher Graben. „Sein Wasser ist das Abwasser von Bruchsal, früher ungeklärt, heute aus der Kläranlage.“ Hier treffen auch Staats- und (Altlußheimer genossenschaftlicher) Hubwald, aufeinander. Man befindet sich hier in der „Lußhardt“, die ihren Namen von solch feuchten Bereichen wie an Kriegbach und Duttlacher Graben hat: „Luß“, das auch in den Ortsnamen Altlußheim und Neulußheim vorkommt, bedeutet so viel wie Wasser, Sumpf oder Morast.

Klimawandel im Fokus

Aktuelles Thema war die lästige Kermesbeere, ein Neophyt aus Nordamerika, vor etwa zehn Jahren hier in der Lußhardt erstmals entdeckt. „Es ist ein hoffnungsloses Unterfangen, diese Halbschattenpflanze zu eliminieren. Wir müssen das akzeptieren“.

Auch die Frage, welche Bäume aufgrund des Klimawandels neu gepflanzt werden könnten, kam vonseiten der Exkursionsteilnehmer auf. Der Gedanke geht dabei in Richtung Baumarten aus dem nördlichen Mittelmeer-Raum.

Der Weg führte den Kriegbach entlang zum Punkt am Waldrand, wo früher ein Steg über den Bach führte. „Die kleine Brücke zur Überquerung“ fehlt sehr vielen Menschen, war der Tenor aus der Runde. Der alte Steg war zu marode und musste daher entfernt werden. Für einen Ersatz stehen bei der Gemeinde Altlußheim, in deren Bereich diese Angelegenheit fällt, aufgrund vordringlicher Sanierung anderer Kriegbachbrücken keine entsprechenden Mittel zur Verfügung.

Hanspeter Rausch bedankte sich im Namen des Heimatvereins bei Thomas Kuppinger für seine sehr interessanten Ausführungen und wünschte sich ein Wiedersehen mit den Teilnehmern bei der nächsten Fahrradexkursion „in unsere nähere Heimat“.

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