Neulußheim. Wie brüchig der Frieden geworden ist, zeigt sich nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine täglich in den Medien, wenn es um das Leid der Menschen und ihre hastige Flucht aus der Heimat geht.
Harald Butz und Gerhard Villhauer von der Freiwilligen Feuerwehr Neulußheim hatten in der vergangenen Woche um Hilfsgüter für einen Transport an die polnisch-ukrainische Grenze gebeten. Die Spendenbereitschaft der Neulußheimer war derart groß, dass sich noch Jörg Petersen und Stefan Scharhag mit dem Neulußheimer Gemeindebus und die zwei Hockenheimer Feuerwehrkollegen Michael Marquardt und Markus Rausch mit einem Mannschaftswagen der Wehr gemeinsam auf den Weg machten. Bei allen Fragen, die zu bewältigen waren, habe ein Mitglied der deutsch-ukrainischen Gesellschaft Heidelberg geholfen.
Nach insgesamt 3000 gefahrenen Kilometern – über Dresden, Krakau und Umwege an die polnisch-belarussische und ukrainische Grenze in den Ort Chelm sowie zurück – wurden sie von einem polnischen und Deutsch sprechenden Spediteur begrüßt, der die dringend benötigten Hilfsgüter in kürzester Zeit weitertransportierte. „Die ganzen Eindrücke, müssen wir nach diesen drei Tagen erst einmal in unserer Seele verarbeiten“, so Butz. „Leid, Trauer, Hilflosigkeit, Verzweiflung der vielen Kinder und Mütter anzusehen, das geht auch an gestandenen Männern nicht vorbei. Das Fernsehen liefert uns Bilder, aber erst vor Ort konnten wir hautnah erleben, was wirklich Sache ist. Keiner der Geflüchteten weiß, ob er seine Heimat wiedersehen kann, sie haben alles verloren und dazu die große Sorge um Väter und Söhne. Und das mitten in Europa und nur einige Stunden von Deutschland entfernt“.
„Kaum in Worte zu fassen“
„Die große Hilfsbereitschaft der polnischen Bevölkerung kann man kaum in Worte fassen“, so Villhauer. In Chelm kämen täglich bis zu 20 000 Menschen an, die in einer Turnhalle versorgt und bis zur Weiterfahrt betreut würden. „Eng an eng sind Feldbetten aufgebaut, Kinder sitzen still und apathisch neben ihren Müttern und brachten kaum ein Lächeln zustande, als die vielen gespendeten Schokoladentafeln an sie verteilt wurden.“
Die dankbaren Blicke aber nahmen die Männer um Harald Butz und Gerhard Villhauer für alle Spender und dabei ganz besonders an die Bäckerei Bauer sowie die Apotheken in Neulußheim, Altlußheim und der Globusapotheke gerne mit nach Hause. Besonderen Dank sprachen sie der Gemeinde Neulußheim mit Bürgermeister Gunther Hoffmann aus, für den es selbstverständlich war, die Kosten der Fahrt zu übernehmen.
Harald Butz und Gerhard Villhauer überlegen, eine weitere Fahrt mit Hilfsgütern zu starten. Dringend benötigt werden nämlich Lebensmittel wie Tütensuppen, Babynahrung und medizinische Versorgungsgüter. Sobald ein Termin feststeht, werde darüber informiert.
Die Freiwillige Feuerwehr habe mit diesem Transport ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen gezeigt. „Zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber sie ist bereit, weiter zu helfen, wo und wie es nur möglich ist“, so das Fazit der ersten Fahrt.
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