Alter Bahnhof - Mit dem Künstler Dieter Köster wird die erste Ausstellung nach der Corona-Pause eröffnet / Maler schildert im Interview seine Arbeitsweise

Künstler Dieter Köster stellt in Neulußheim aus

Von 
Maria Herlo
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Dieter Köster in seiner „Pinselwerkstatt“ in Mühlhausen, in der seine Werke entstehen, in der Ruhe und Muse für seine Leiden- schaft, für das Malen findet. © Herlo

Neulußheim. Er verweigert sich dem Zeitgeist und geht seinen eigenen Weg: der Künstler Dieter Köster. Dafür braucht es eine große Portion Eigensinn sowie handwerkliches Können. Und diese sind seinen Bildern durchaus anzusehen.

Anlässlich seiner Ausstellung im Kulturtreff „Alter Bahnhof“ in Neulußheim besuchten wir ihn in seinem kleinen Atelier in Mühlhausen und sprachen mit ihm über seine Malweise, seine Themen und was ihn am Malen fasziniert.

Zur Person

Dieter Köster ist 1949 in Berlin geboren. Angeregt durch die künstlerische Betätigung seines Vaters, beschäftigte er sich schon sehr früh mit der Malerei.

Zunächst absolvierte er eine Handwerkslehre, gefolgt von einem Ingenieurstudium. Er war in der Industrie als Ingenieur und an der Universität Berlin als Lehrer tätig.

Sein beruflicher Werdegang führte ihn 1991 nach Mühlhausen (Kraichgau), wo er hauptberuflich als Diplom-Ingenieur arbeitete. Seit Januar 2014 ist er im Ruhestand und Künstler aus „Leidenschaft und Liebhaberei“, wie er über sich sagt.

Bevorzugte Techniken sind Ölmalerei, Aquarell, Tusche, Pastell. Mal- und Studienreisen führten ihn in viele europäische Städte wie Venedig, Lugano, nach Meran, Südtirol, Gramais, Österreich, oder nach Ostfriesland. Seine Bilder waren in zahlreichen Einzel- oder Gruppenausstellung zu sehen.

Dieter Köster ist verheiratet, hat drei Kinder und eine kleine „Pinselwerkstatt“ in Mühlhausen, wo er heute lebt. her

Viele Werke haben sich da in seinem langen Künstlerleben angesammelt, er holt sie der Reihe nach hervor, weist auf Motive und Gestaltung hin und auf die Entstehungszeit. Da tauchen die Jahreszeiten auf, Landschaften, die irgendwie bekannt sind und sich doch nicht recht einordnen lassen. Die Physiognomie der Menschen in Bilder wie „Flamenco“, „Cellistin auf Abwegen“ oder „Urbane Begegnung“ ist nicht wirklich zu fassen, aber man assoziiert die unterschiedlichen Charakteren mit gewissen Eigenschaften.

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Viele seiner Arbeiten muten wie surreale Traumszenen an, darunter auch „Komödianten sind in der Stadt“, das den Hintergrund für das abgebildete Zeitungsfoto bildet. Alle zeigen, teilweise in großen, teilweise in kleinen Formaten, innere Vorstellungen von Landschaften, Menschen und Orten und sprechen die Betrachter unmittelbar an. Dieter Köster ist nicht nur Maler, bei ihm gehen Literatur, Kunst und Musik eine inspirierende Symbiose ein. Griffbereit ist das Akkordeon, mit dem er sogleich demonstriert, wie schön Nino Rotas Soundtrack zu Zeffirellis Film „Romeo und Julia“ auf diesem Instrument klingt. Zu einigen seinen Bildern hat er auch Gedichte geschrieben und sie in dem wunderschön gestalteten Künstlerbuch „Zwischen allen Stühlen“ gesammelt.

Herr Köster, wie kamen Sie zum Malen?

Dieter Köster: Ich bin belastet durch meinen Vater. Er hat sein Leben lang gemalt. Als Kind habe ich ihm immer über die Schulter geschaut, das war die beste Ausbildung, die man sich wünschen kann. Später stand ich dann vor der Frage, was aus mir werden soll. Da ich auch die Musikschule besuchte, überlegte ich, ob ich mich für den musikalischen Weg oder für die Malerei entscheiden soll. Schließlich habe ich dann doch eine technische Ausbildung ausgewählt.

Was hat Sie am Malen fasziniert?

Köster: Die Farbe ist eine Ausdrucksform, die mit einem selbst etwas macht. Sie sehen etwas, das sie beeindruckt, und versuchen es, in Linien, Farben umzusetzen …

An dieser Stelle kommt das Kreative ins Spiel.

Köster: So ist es. Neben dem Handwerklichen spielt Kreativität eine bedeutende Rolle. Die kann man nicht lernen. Für mich bedeutet Malen Ausgleich und Ergänzung zum Alltag, die Freude, das zu tun, was Spaß macht.

Wie haben Sie sich künstlerisch weiterentwickelt?

Köster: Ich habe zwar keine akademische Ausbildung, doch bin ich seit mehr als fünfzig Jahren mit unterschiedlicher Intensität als Autodidakt tätig. Das hat den Vorteil, dass mich keine Vorgaben einengen oder beeinflussen. Ich genieße die Freiheit zu malen, wie ich will. Wohl war ich viele Jahre Mitglied der Künstlergruppe Walldorf und habe zahlreiche Mal- und Studienreisen unternommen, trotzdem bin ich stets meinen eigenen Weg gegangen. Meine Bilder sind schwer zu kategorisieren, sie bilden eine Mischung aus klassischer, surrealer und abstrakter Malerei.

Wo nehmen Sie Ihre Themen und Inspiration her?

Köster: Einmal im Jahr gehe ich auf Malreise. Da habe ich immer ein Aquarellblock dabei und Zeichenstifte. Öffnet man die Augen und schaut genau hin, entdeckt man Unglaubliches. Von den festgehaltenen Eindrücken treffe ich eine Auswahl und setze sie im Atelier um.

In Ihren Bildern gibt es zahlreiche Bezüge zu Musikinstrumenten, zu Clowns und zu Märchen. Wie kommt das?

Köster: Die Ironie, das Augenzwinkernde ist ein wesentliches Merkmal meiner Malweise. Der Clown steht für das tollpatschig Lustige, hinter dessen fröhliche Maske oft das Dunkle, Traurige lauert. Und Märchen liebte ich schon immer, seit meiner Kindheit, es ist eine Welt, in der alles möglich ist. In geballter Form schenken uns Märchen Erkenntnisse, die aus jahrhundertealter Erfahrung von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Und Musik ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, der dementsprechend in meinen Arbeiten seinen entsprechenden Niederschlag findet.

Sie haben im Laufe der Jahre Ihre Arbeiten in unterschiedlichsten Ausstellungen präsentiert. Wie ist es nun für Sie, nach der Corona-Zwangspause wieder ausstellen zu können?

Köster: Ich habe mich natürlich gefreut, als Wolfgang Treiber vom Kulturtreff Alter Bahnhof auf mich zukam und mich fragte, ob ich nicht meine Arbeiten präsentieren möchte. Es ist immer wieder eine willkommene Gelegenheit, sich mit Künstlerkollegen oder Kunstliebhabern zu treffen, sich auszutauschen und vielleicht auch, dass das eine oder andere Bild einen neuen Besitzer findet.

Freie Autorin

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