Neujahrsempfang

Neulußheimer Bürgermeister Weirether: „Wir ziehen an einem Strang“

Eine Premiere haben die Besucher beim Neulußheimer Neujahrsempfang erlebt: Die erste Ansprache ihres 2024 neu gewählten Bürgermeister Kevin Weirether. Dabei hat er die Herausforderungen für das neue Jahr benannt.

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Volker Widdrat
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Am Sonntag hat der jährliche Neujahrsempfang in Neulußheim stattgefunden. © Dorothea Lenhardt

Neulußheim. Der Neujahrsempfang in der Rolf-Heidemann-Halle am Sonntagmorgen war für Bürgermeister Kevin Weirether eine Premiere. Der im Mai 2024 gewählte Rathauschef blickte auf das erste halbe Jahr seiner Amtszeit zurück. Danach gab er einen Ausblick auf die wichtigsten Themen für 2025. Der Musikverein Harmonie Neulußheim unter Leitung von Thomas Sturm gestaltete die von knapp 400 Bürgern besuchte Veranstaltung mit fröhlichem Schwung. Auch eine stattliche Anzahl von Ehrengästen war in der Vier-Sterne-Gemeinde vor Ort. Ein besonderes Willkommen galt dem Amtsvorgänger Gunther Hoffmann.

Weirether: Rechtsstaat weist erhebliche Defizite aus

Das vergangene Jahr sei von Herausforderungen und Fortschritten geprägt gewesen, hob Weirether einige Meilensteine hervor. Einer der größten Erfolge sei die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Heidemann-Halle, als wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Jetzt werde noch das Dach der Kita „Pusteblume“ instandgesetzt und ebenfalls mit Photovoltaik ausgestattet. Weitere Projekte, wie die Grillhütte und die Aussegnungshalle auf dem Friedhof, folgten.

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Der Bürgermeister kritisierte unzureichende Zuschüsse bei der Unterbringung von Geflüchteten. Für die Investition von 790 000 Euro in die Flüchtlingsunterkunft am Sandbuckel habe es von Bund und Land nur 8580 Euro dazu gegeben. „Wer bestellt, muss auch bezahlen“, forderte er mehr Konnexität. „Nach sechs Monaten im Amt muss ich leider feststellen, dass unser Rechtsstaat in bestimmten Bereichen erhebliche Defizite aufweist.“

Mit der Wahl zum Bürgermeister sei für ihn persönlich ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Es bleibe ihm ein wichtiges Anliegen, „alle Bürgerinnen und Bürger sowie die Mitglieder des Gemeinderats mitzunehmen und einzubeziehen“. Bis auf eine Abstimmung habe man im Gremium bislang alle Entscheidungen einstimmig getroffen: „Das zeigt, dass wir an einem Strang ziehen.“ Die im September eingeführte Bürgersprechstunde werde sehr gut angenommen. Er freue sich immer über das positive Feedback.

Ein Parkkonzept muss her

Ein dickes Lob gab es für die freiwillige Feuerwehr, die 2025 ihr 125-jähriges Bestehen feiert. Das werde noch entsprechend gewürdigt, gleichzeitig werde auch kräftig investiert, etwa in eine neue Fahrzeughalle für 2,5 Millionen Euro, die Sanierung des Hauses der Feuerwehr für 700 000 Euro und 2026 in ein modernes Löschfahrzeug für rund 550 000 Euro. Bei vergangenen Einsätzen der Feuerwehr habe er sehen können, „dass wir beim Thema Parken so nicht weitermachen können“. Ein Parkraumbewirtschaftungskonzept soll zukünftig Abhilfe schaffen: „Ein wichtiger Schritt, den wir entschlossen angehen müssen.“

Die notwendige Erweiterung des Bauhofs mit einem modernen Gebäude mit Photovoltaik auf dem Dach und die Überarbeitung des Sportgeländes mit der Umstellung der Flutlichtanlage auf moderne LED-Technik, nannte Weirether als weitere Investitionen in die Infrastruktur. Insgesamt habe man 280 000 Euro in die Parkplätze investiert, „eine beachtliche Summe für einen gelungenen Kompromiss“ und „absolut gerechtfertigt“.

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Der Anspruch auf Ganztagsbetreuung von Kindern werde ab dem 1. September 2026 eine zentrale Rolle spielen, blickte Weirether voraus. Eine Ganztagsschule könnte hier eine echte Bereicherung darstellen. Die Gemeinde könne aber stolz sein „auf unsere hervorragend ausgestatteten Kinderbetreuungseinrichtungen“. Das habe auch seinen Preis. Der Gemeinderat habe deshalb den Beschluss fassen müssen, die Betreuungsgebühren anzupassen.

Das Thema Verkehrssicherheit liegt Weirether ebenfalls am Herzen. In der Waghäuseler Straße habe man mit der Tempo-30-Regelung zwischen 22 und 6 Uhr einen Teilerfolg verbuchen können. Leider habe man keine vollständige Geschwindigkeitsreduzierung im gesamten Bereich zwischen dem Kreisel und dem Ortsende anordnen dürfen. Die Fahrbahndecke der L 546 zwischen Reilingen und Neulußheim sei innerhalb von drei Arbeitstagen erneuert worden, lobte der Verwaltungschef das Land für die prompte Erledigung der Arbeiten. Beim geplanten Ausbau der Bahnstrecke Mannheim-Karlsruhe müsse ein deutlich verbesserter Lärmschutz oberste Priorität haben. Weitere Dankesworte kamen für die kommunale Zusammenarbeit in den Zweckverbänden Lußheim, Bruchniederung und Wasserversorgung Südkreis Mannheim.

Der Frauenchor „Women’s Voice“ als Neulußheims „schönster Verein“, so Weirether, brachte einen musikalischen Beitrag zu Gehör. Dem folgte der Blick in die Zukunft. Er appellierte an die Bürger, am 23. Februar bei der Bundestagswahl ihre Stimme abzugeben: „Die Entscheidungen, die in unserem Parlament getroffen werden, beeinflussen unser aller Leben, sei es in der Bildung, der Wirtschaft, beim Klimaschutz oder in der Sozialpolitik. Lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung übernehmen und zeigen, wie wichtig uns unsere Demokratie ist.“

Stabile Finanzen

Er zeigte sich stolz auf die Finanzlage seiner Gemeinde. Aller Voraussicht nach werde man als einzige der Horan-Gemeinden ausgeglichen bleiben oder sogar ein leichtes Plus erwirtschaften können: „Wir haben eine stabile finanzielle Grundlage. Ein ausgeglichener Haushalt ermöglicht es uns, nachhaltig zu wirtschaften und unseren Ressourcenverbrauch verantwortungsbewusst zu gestalten.“ Eine solide Finanzlage sei „die Basis für eine nachhaltige und lebenswerte Gemeinde“, führte der ehemalige Kämmerer von Sandhausen zu seinem „Steckenpferd“ aus.

In den kommenden Jahren müssten wichtige Projekte finanziert werden. Die Sanierung der Hardthalle schlägt mit insgesamt 1,2 Millionen Euro zu Buche. Mit der Ertüchtigung soll im Frühjahr begonnen werden. „Die Diskussion über einen möglichen Gewerbepark in der Nähe des Friedhofs beschäftigt uns weiterhin“, wies er darauf hin, dass sich der Gemeinderat inzwischen mehrheitlich für die Einrichtung eines kleinen Gewerbegebiets ausgesprochen hat. Jetzt liege es an der Verwaltung, gemeinsam mit dem betroffenen Landwirt eine tragfähige Lösung zu erarbeiten. Neulußheim sei zunehmend auf zusätzliche Einnahmen angewiesen, die wichtigsten Finanzquellen blieben die Gewerbesteuer und die Grundsteuer. Ohne zusätzliche Einnahmen drohe eine deutliche Anhebung der Grundsteuer.

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Zum Abschluss seiner Neujahrsansprache dankte Kevin Weirether für „ein lebendiges Miteinander, das von Engagement und Gemeinschaft getragen wird“. Der Dank richtete sich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, den Gemeinderat, die Vereine, Organisationen und Ehrenamtlichen und nicht zuletzt an die Bürgerinnen und Bürger, „die mit ihren Ideen, ihrer Kritik und ihrem Lob dazu beitragen, dass wir uns weiterentwickeln können. Wenn wir zusammenarbeiten, wenn wir offen und respektvoll miteinander umgehen, dann können wir vieles erreichen“.

Zum Abschluss des offiziellen Teils intonierte der Musikverein noch das Badnerlied, das kräftig mitgesungen wurde. Der Frauenchor „Women’s Voice“ hatte sich um das Buffet im Anschluss gekümmert, der Kulturtreff hatte den Ausschank der Getränke übernommen.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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