Neulußheim. Die Damenumkleide nur notdürftig im Heizraum eingerichtet, das Büro des Bauhofleiters lediglich mit drei Schränken vom Umkleidebereich der Männer abgetrennt: Viel mehr musste Markus Mensch von der Neulußheimer Gebäudeverwaltung in der jüngsten Ratssitzung nicht sagen, um den Handlungsbedarf im Bauhofgebäude zu verdeutlichen. Dennoch belegte er die dürftige Situation für das Personal zusätzlich mit Fotos. Den veralteten und viel zu kleinen Sozialbereich hatte sich der Verwaltungsausschuss vor einem Jahr vor Ort angeschaut, und der alte Gemeinderat hatte im Dezember 2023 beschlossen, dass Pläne für den Um- und Anbau angefertigt werden. Diese Unterlagen lagen dem im Juni neu gewählten Rat nun vor.
Sie sehen getrennte Umkleideräume für Männer und Frauen vor mit jeweils eigenen Duschen. Außerdem sollen getrennte Toilettenanlagen – für Männer, Frauen und Gäste – sowie ein eigenes Büro mit zwei Arbeitsplätzen künftige angemessene Arbeitsbedingungen bieten.
Umbau und Sanierung: So soll der Bauhof in Neulußheim aussehen
Als weitere Verbesserungen sind Mensch zufolge ein größerer Aufenthaltsraum – samt überdachter Terrasse außen – ein Magazinraum und die energetische Dämmung des Betriebsgebäudes geplant. Zum Vergleich: Momentan sind die Hallentore nicht gedämmt und die Oberlichter der Halle nur einfach verglast, alles nicht mehr zeitgemäß.
Zu guter Letzt soll auf dem Flachdach, das rund 200 Quadratmeter umfasst, eine Photovoltaikanlage installiert werden, die den Stromverbrauch des Bauhofs abdecken kann. Die Kosten für das Vorhaben schätzt die Verwaltung auf 400 000 Euro, umsetzen möchte sie es 2025.
Zu Fragen, die im Wirtschaftsausschuss gestellt wurden, kannte Mensch inzwischen die Antworten. So wäre statt des Flachdaches auch ein Satteldach nötig. Das würde jedoch mehr Aufwand und damit zusätzliche Kosten verursachen. Darüber hinaus würde diese Dachform zu einem Versatz zum angrenzenden Dach der Fahrzeughalle führen, was stets eine Schwachstelle in Sachen Dichtigkeit darstelle. Soll heißen: Hier dringt erfahrungsgemäß oft Wasser ein und richtet erhebliche Schäden an. Ob die Photovoltaikanlage von der Attika – einer Art Brüstung – beschattet werden kann? Das verneinte er nach Rücksprache mit dem Ingenieurbüro.
Die Bauhof-Mitarbeiter seien mitunter die wichtigsten Frauen und Männer in der Gemeinde, die sich um den Ort kümmern, sagte Bürgermeister Kevin Weirether. „Sie sind ein Aushängeschild, dem wir heute ein schönes Geschenk bescheren können.“
Gemeinderat Neulußheim: Was beim Bauhof zur Diskussion steht
Hanspeter Rausch (SPD) warb dafür, die neuen beziehungsweise umgebauten Räume als eigenen Block zwar an die Halle angrenzend, aber eben doch abgetrennt und unabhängig davon zu errichten. Dafür müsse das vorhandene Eternitdach entsprechend bis zur Fahrzeughalle zurückgebaut werden. „Uns ist wichtig, und da freuen wir uns auch, dass es jetzt konkret wird“, erklärte er. „Denn unsere Mitarbeiter haben dort unter wirklich extremen Bedingungen arbeiten müssen.“ Der angestrebte Umbau samt Erweiterung sei keineswegs Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit.
Als einzigen Kritikpunkte nannte er die Attika: „Wieso muss man so etwa einen Meter hoch außenrum bauen?“ Das lasse sich doch sicher wesentlich niedriger gestalten, sodass die Handhabe der Photovoltaikanlage leichter falle. „Im Großen und Ganzen sind wir aber damit einverstanden, dass der Bauhof so umgebaut wird, wie die Planung es vorsieht“, betonte er.
Es muss endlich etwas passieren: Umbau von Bauhof von Gemeinderat begrüßt
Dass endlich etwas geschehen muss, bestätigte auch Frank Keil (WfN). Allerdings störte ihn ebenfalls die Attika. Er habe selbst schon Hallen gebaut. Eine solche 4,50 Meter hoch zu errichten und dann das innere Dach auf drei Meter abzusenken, ergebe keinen Sinn. „Das kostet nur Geld, da wir für die Kubatur zahlen müssen“, erläuterte er. Dem hielt der Bürgermeister entgegen, das Ingenieurbüro habe den Entwurf plausibel erklärt, da sei ein bisschen Vertrauen in die Experten nötig. Dieses Argument überzeugte die Kritiker aber nicht. Daraufhin bot Weirether als Kompromiss an, diesen Aspekt noch einmal mit dem Fachbüro zu besprechen und zu erörtern, ob sich die Attika vielleicht niedriger gestalten lässt.
An dieser Stelle hakte Monika Schroth (Grüne) mit einer grundsätzlichen Frage ein: „Was ist eigentlich der Sinn von dem Ding?“ Das sei optisch, zudem spiele die Attika eine Rolle bei der Sicherheit von Wartungsarbeiten. Beim Haus der Feuerwehr, das über keine verfügt, habe die Gemeinde bei der Dachsanierung zusätzlich absichern müssen.
Sven Nitsche (FWV) pflichtete seinen Vorredner bei: Es sei absolut notwendig, dass am Bauhof etwas gemacht wird. „Da sind wir ja auch in der Pflicht durch die Arbeitsstättenverordnung, das alles gemäß den Vorgaben zu tun.“ Wir die anderen Fraktionen täten sich aber auch die Freien Wähler mit der geplanten Attika extrem schwer. „Wir befinden uns hier im Gewerbegebiet. Da brauchen wir keinen Schönheitspreis zu gewinnen“, gab er zu bedenken. Daneben regte er an, eventuelle Verbesserungsmöglichkeiten an dem Flachdach zu prüfen, damit es nicht so wartungsintensiv wird wie andere Flachdächer in der Gemeinde.
Dach und Attika: weiterer Gesprächsbedarf bei Bauhof Neulußheim
Wieso wird die neue Mauer nicht einfach an die alte angepasst, sodass beim Dach kein Versatz entsteht? Diese Idee stellte Ingeborg Bamberg (WfN) zur Diskussion. Von der Höhe her sei das möglich, sagte Rathauschef Weirether. Allerdings wisse die Verwaltung aktuell nicht, wie genau es um das Hallendach bestellt und wie genau die Unterkonstruktion aussieht. Müsse in einigen Jahren der alte Teil saniert werden, werde dieser anschließend vielleicht nicht mehr zum jetzt neuen Teil passen, so könnten sich zum Beispiel die Bauvorschriften bis dahin ändern. „Auch das Ingenieurbüro rät uns dringend davon ab, das anzudocken.“
Sozialdemokrat Rausch vermutete, dass die Kommune keine 20 Jahre mehr warten muss, bis sie die Halle in Angriff nehmen muss. Werde die Attika auf die gegenwärtige Traufhöhe abgesenkt, könne die Gemeinde später bei der Dachsanierung der Halle das Dach bis über das neue Gebäude vorziehen. „Dann hätten wir ein einheitliches Dach, was die Hallensanierung nicht wesentlich verteuern würde“, beschrieb er seine Überlegungen.
Nitsche schlug vor, dem Umbau grundsätzlich zuzustimmen, damit das Projekt vorankommt. Wegen des Daches müsse noch mal mit dem Ingenieurbüro geredet und anschließend erneut beraten werden. Das unterstützte der Bürgermeister, die übrigen Ratsmitglieder waren mit diesem Vorgehen ebenfalls einverstanden.
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