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Neulußheimer Keglerin im Interview: „Ey, cool, wir sind Europameister!“

Pauline Jahn und Trainerin Manuela Stojakowitsch vom KV Neulußheim sprechen im Interview über den Sieg bei der U14-EM in Brezno. Jahns Ziel: eine Heim-WM zu spielen.

Von 
Michael Rappe
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Michael Rappe im Interview mit Trainerin Manuela Stojakowitsch und der jungen Neulußheimer Keglerin bei deren Empfang anlässlich ihres Silbermedaillengewinns. © Dorothea Lenhardt

Neulußheim/Brezno. Es waren aufregende Tage und Wochen für Pauline Jahn vom KV Neulußheim. Die 14-Jährige hatte sich für die erste U14-Europameisterschaften im slowakischen Brezno qualifiziert. Diese erste Austragung war auch die internationale Premiere für Jahn, die die 9. Klasse der Nikolaus-von-Weiß-Realschule in Speyer besucht.

Und gleich dieser Erfolg: Gold im Paarkampf mit Marie Gärtig vom TSV Langenwetzendorf, Platz elf im Einzel und Rang sieben in der Kombinationswertung. Ihre Heimtrainerin Manuela Stojakowitsch war in Brezno als Zuschauerin dabei, betreut wurde Jahn von U18-Bundestrainerin Anke Ruhl. Über den Erfolg sprachen Jahn und Stojakowitsch jetzt mit unserer Zeitung.

Pauline, die Teilnahme an einer Europameisterschaft ist für eine 14-Jährige sicherlich besonders aufregend. Wie hast Du diese Zeit erlebt?

Pauline Jahn: Schon die Nominierung war etwas Tolles. Ich durfte nichts erzählen, bis es offiziell war. Dann begann die Vorbereitung mit den verschiedenen Kugeln. Ich musste mich von der gewohnten 14er,Kugel auf nationaler Ebene auf die international übliche 15er,Kugel – der Gewichtsunterschied beträgt 500 Gramm – umstellen. Da ist der Ablauf der Bewegung anders, auch der Schwung beim Abwurf. Bei den badischen Meisterschaften in Karlsruhe und Ettlingen wurde ich Erste, bei den deutschen Meisterschaften in München musste ich aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Vor der EM habe ich statt zwei- dann dreimal pro Woche trainiert.

Pauline Jahn inklusive Krone bei ihrem Empfang. © Dorothea Lenhardt

Wie kam es, dass Du mit Marie Gärtig im Paarkampf angetreten bist?

Jahn: Es waren zwei U14-Spielerinnen für die EM nominiert. Ich kannte Marie von Ländervergleichen und habe sie dann bei einem DKBC-Lehrgang näher kennengelernt. Marie ist sehr still, aber, wenn man sie näher kennt, ist sie sehr offen. Wir haben uns schnell sehr gut verstanden.

Wie lief der Wettkampf ab?

Jahn: Im Paarkampf bestreitet jede Spielerin 120 Wurf nebeneinander. Wir waren mittags um 11.30 Uhr dran, vorher wurden wir von der Nationaltrainerin eingestellt. Wir wollten das Beste daraus machen. Ich war schon sehr aufgeregt. Mir wurde klar, dass ich für Deutschland spiele. Es war ein tolles Erlebnis, alle haben mitgefiebert.

Wie hast Du dann die entscheidende Phase im Zweikampf mit dem slowenischen Paar erlebt?

Jahn: Ich wusste beim letzten Wurf noch gar nichts. Da ich ohne Brille spiele, sehe ich zwar die Kegel, aber die kleinen Zahlen auf der Anzeigetafel kann ich nicht erkennen. Marie wusste es und wir haben uns dann umarmt. „Ey, cool, wir sind Europameister“, haben wir uns gesagt. Ich musste mich zusammenreißen, nicht zu heulen. Die Siegerehrung war erst am Abend. Dass die Nationalhymne gespielt wird, kannte ich schon von den deutschen Meisterschaften, sie im Deutschlandtrikot zu hören, war noch einmal etwas ganz Anderes.

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Wie war dann der Einzelwettbewerb für Dich?

Jahn: Das lief nicht wie erwartet, weil ich nicht ins Spiel gekommen bin. Ein Bahndefekt führte zu einer fünf- bis zehnminütigen Unterbrechung, das hat mich aus der Konzentration gebracht. So bin ich Elfte und in der Kombination Siebte geworden.

Manuela Stojakowitsch, wie haben Sie den Wettkampf Ihres Schützlings erlebt?

Manuela Stojakowitsch: Ich war überrascht, wie cool sie das gemacht hat. Sie war voll fokussiert, das war toll zu betrachten. Ich wollte ihren ersten internationalen Einsatz unbedingt vor Ort erleben. Ich hatte ihr einen guten Wettkampf zugetraut, egal, ob im Paarkampf oder im Einzel. Die Konkurrenz war natürlich schwer einzuschätzen, aber ich kannte Marie Gärtig, sie ist vom gleichen Schlag wie Pauline.

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Pauline, Du arbeitest intensiv mit Deiner Trainerin zusammen. Sie wird durchaus als streng bezeichnet. Wie ist euer Verhältnis?

Jahn: Wir kennen uns jetzt sechs Jahre, es ist ein normales Verhältnis. Es gibt Tage, an denen ich sie auch mal verfluche, aber nicht oft (lacht). Manu macht aber auch schon viel durch mit mir . . .

Was sind Deine weiteren Ziele?

Jahn: Am 1. Juli beginnt bereits das Training. Da wir neue Bahnen bekommen und sie wohl erst Ende Juli fertig sind, müssen wir nach Trainingsbahnen schauen. Die Ziele sind die WM-Teilnahme, die deutsche Meisterschaft und der Plan, in der 1. Damenmannschaft zu spielen. Und ich möchte eine Heim-WM spielen. 2027 ist sie in Deutschland.

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