Jubeltag

Neulußheimer „Kulturpapst“ Wolfgang Treiber wird 85

Wolfgang Treiber feiert seinen Geburtstag. Die Liebe zur Kunst, zur Bahn und zu Ludwig II. halten ihn jung.

Von 
Andreas Wühler
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Neulußheims „Kulturpapst“ Wolfgang Treiber wird 85 Jahre jung und genießt den Tag auf seinem Lieblingsplatz vor seinem Haus. © Wolfgang Gans

Neulußheim. Die schönen Dinge im Leben, sie sind seine Welt. Weltweit. Zusammen mit seiner Frau Marianne Nagel-Treiber ist Wolfgang Treiber nicht nur in den Konzerthallen und Theaterhäusern der Region und der weiteren Umgebung anzutreffen, hat er nicht nur 32 Reisen um die Welt unternommen – „wir waren überall, außer in Südamerika“ – sondern ist er auch der „Macher“ der Kunstausstellungen im Alten Bahnhof, was ihm nicht zuletzt den Spitznamen „Kulturpapst“ eingebracht hat. Kaum zu glauben, dass Wolfgang Treiber am morgigen Sonntag, dem 13. April, seinen 85. Geburtstag feiert. Agil, den Kopf voller neuer Ideen, merkt man ihm sein Alter nicht an und natürlich feiert er, den es immer in die Ferne zieht, seinen Jubeltag nicht in der Vier-Sterne-Gemeinde, sondern in seiner „zweiten Heimat“, in Oberbayern.

Doch sein kulturelles Herz schlägt in Neulußheim. Über drei Jahrzehnte veranstaltet er nun die Ausstellung im Kulturtreff Alter Bahnhof, an die 200 Ausstellungen dürften es sein, die mittlerweile in den Annalen stehen. Der ehemalige Rektor einer Grundschule in Nußloch, der mit seiner Familie seit 1986 in Neulußheim wohnt, erinnert sich noch gut an die Zeit, als er gegen Ende der 1980er Jahre mit dem Kinderwagen in der Gemeinde unterwegs war und ihm am Alten Bahnhof das offene Tor auffiel. Neugierig wagte er einen Blick ins Innere und sah an den Wänden lauter kleine Bilder hängen. „Das kannst du auch“, schoss es ihm durch den Kopf und prompt organisierte er seine erste Ausstellung in dem früheren Bahngebäude. Sie war ein voller Erfolg, weitere Expositionen folgen ließ. Seit 1992 dann unter dem Schirm der Gemeinde, sozusagen mit offiziellem Segen. Und, fügt er hinzu, immer von der Heimatzeitung tatkräftig unterstützt.

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Auch weiterhin wird der Jubilar in Sachen Kunst in seiner Wahlheimat aktiv sein, zumal seine Frau Marianne ihm mehr als nur tatkräftig zur Seite steht, Kunst studiert hat und sich gleichfalls den schönen Künsten verschrieben hat. Von früh an hat das Paar gemeinsam Kunst gesammelt, sein Haus gleicht einer Galerie, Exponate wohin das Auge reicht. Ob alte oder neue Kunst, das ist für Wolfgang Treiber nicht ausschlaggebend, nur Kunst muss es sein, sprich die Qualität muss stimmen. Für das Paar waren die Dekaden von 1970 bis 2000 die erfolgreichsten, Auktionen, Antiquitätenhändler und Ausstellungen gab es en masse, erinnert sich Treiber – „seitdem ging es bergab“. Was er mit zwei Beispielen unterlegt: Gab es zur Blütezeit vor einigen Jahrzehnten noch rund 70 Holzbildhauer in Oberammergau, so sind es aktuell noch fünf. Und in Wiesbaden, wo sich zur gleichen Zeit rund 70 Antiquitätenhändler niedergelassen hatten, haben es nur fünf in die Neuzeit geschafft. Das Kunsthandwerk stirbt aus, ist der Kulturpapst überzeugt.

Doch der Genussmensch findet seine Freude auch in der Natur, die Berge und das Meer sind seine großen Lieben, die er mit seiner Frau teilt und mit ihrem VW-Bus, ein T4, zieht es sie immer wieder zu ihren Lieblingsorten – „der Bus ist unsere letzte große Freiheit“, schmunzelt Treiber, dem es Bayern, insbesondere das Kloster Andechs, am meisten angetan hat. Das Kloster ist der Ort, dem seine meisten Besuche galt, seit einem Jahrzehnt zieht es ihn einmal jährlich mit seinem Sohn dorthin. Wohl nicht zuletzt wegen des guten Bieres, eine Gabe der Natur. Denn, fügt Treiber hinzu, sein Wahlspruch gelte Körper und Geist gleichermaßen: „Bewegung in Kopf und Füßen, dazu ein frisches Bier und ein guter Wein“, halte jung und sei Natur pur.

Natürlich vertraut er nicht nur dem Hopfensaft, auch regelmäßige Bewegung ist ihm wichtig, jeden Tag geht er mindestens eine Stunde. Früher war er für gut ein halbes Jahrhundert regelmäßiger Saunagänger, spielte er 25 Jahre Hallenfußball – kurzum, Wolfgang Treiber hat schon immer darauf geachtet, in Bewegung zu bleiben. Und die Natur zu genießen, sei es auf Reisen oder im Glas. Weshalb ihn aktuell nicht nur die Sorge umtreibt, dass die bald acht Jahrzehnte während Zeit des Wohlstands endlich ist, sondern auch die Unberechenbarkeit vieler Dinge, beispielsweise des Wetters. So habe es schon lange keinen Winter hierzulande mehr gegeben, weshalb er heuer eigens nach Oberstdorf fuhr, um seiner Freude am Schnee Genüge zu tun.

Die Person Wolfgang Treiber wäre nicht vollständig beschrieben ohne zwei weitere Leidenschaften, die zur Eisenbahn, speziell zur Dampfeisenbahn und die zum bayerischen König Ludwig II.. Seiner Liebe zur Bahn frönt er nicht nur bei unzähligen Reisen auf den Schienen der Welt, sondern auch in seinem Haus, wo sich Modelleisenbahnen aller Couleur finden. Und zum bayerischen Monarchen sei nur erwähnt, dass Wolfgang Treiber eine Bibliothek hat, in der sich rund 400 Bücher mit Ludwig II. befassen.

Nun wird er also am morgigen Sonntag 85 Jahre alt, was kaum zu glauben ist. Und er freut sich noch auf viele Jahre voller Aktivitäten, wozu natürlich die Ausstellungen im Alten Bahnhof zählen. Aber auch die Sonnentage, an denen er gerne mit seiner Frau Marianne auf dem Bänkchen vorm Haus sitzt, das Leben beobachtet und die Sonne genießt. Wobei er festgestellt hat – die meisten Menschen laufen stumm vorüber, nicht wenige haben dabei den Blick auf ihr Smartphone gesenkt. Ja, die Kultur ist in vielen Bereichen auf dem Rückzug.

Den zahlreichen Glückwünschen, die Wolfgang Treiber an seinem Jubeltag erreichen werden, schließt sich die Heimatzeitung an und gratuliert herzlich zum Wiegenfest.

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