Kulturtreff Alter Bahnhof

Olli Roth sorgt beim Frühschoppen in Neulußheim für Stimmung

Der musikalische Frühschoppen im Kulturtreff Alter Bahnhof in Neulußheim ist immer ein Besuchermagnet. Bei der jüngsten Ausgabe war der Musik Olli Roth zu Gast und brachte den Biergarten zum Kochen.

Von 
Matthias H. Werner
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Olli Roth (v.l.) an der Gitarre, Patrick Metzger am Schlagzeug, er spielt auch in der Band von Beatrice Egli, Ralf „Bobby“ Bopp (Bass) und Erwin Brandt an der E-Gitarre. © Dorothea Lenhardt

Neulußheim. „Es gibt nix Besseres, als so Roth zu sehen“ – mit vielumjubelten Worten eröffnete am vergangenen Sonntag die Kulturchefin der Vier-Sterne-Gemeinde Alexandra Özkalay den zweiten „Musikalischen Frühschoppen“ dieses Jahres.

Die Veranstaltung, die dereinst von Bürgermeister Gerhard Greiner aus der Taufe gehoben wurde, ist seit weit mehr als 20 Jahren liebgewonnener Dauerbrenner in Neulußheim und seinem Kulturzentrum „Alter Bahnhof“ – und mit seinem Konzept „Gratis Musik, Bier, Sekt und Wurst“ ein Vorzeigeprojekt gelungener Kulturarbeit. Diesmal hatte sich das Team des Vereins Kulturtreff, ohne deren Helfer Veranstaltungen dieser Art gar nicht denkbar wären, auf einen Großkampftag eingerichtet.

Fangemeinde vor Ort in Neulußheim: Olli Roth ist ein Publikumsmagnet

Und tatsächlich war alles zusammengekommen: Mit dem Wieslocher Ausnahmemusiker Olli Roth, der seit Jahren unangefochtene Zuhörer-Rekordhalter als Publikumsmagnet ist, eine angenehme Sonnenpause im arg verregneten Frühsommer und beste Laune beim Auditorium, das schon zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn die Festmeile stürmte, um sich die besten Plätze zu sichern. Als Roth zu seinem Gig vor den alten Güterwagon in den Bahnhofsgarten trat, begrüßte ihn seine Fangemeinde, die den gesamten Garten bis weit auf den Bahnhofsvorplatz geflutet hatte, mit frenetischem Jubel: „Neilosse is so geil“, brachte Özkalay es zutreffend auf den Punkt.

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Das war dann auch der Frühschoppen selbst: Die unnachahmliche Art, in der Olli Roth sich singend und groovend durch sein Programm hangelt, produziert ein ums andere Mal eine familiär-intime Atmosphäre bei gleichzeitiger Partystimmung. Sein Konzept „Accousticountryrockingblues“, eine auf den ersten Blick etwas ziellose, beim Hören aber bewusst breit gestreute Mischung aus Coversongs aller Genre, war einmal mehr „Roth für die Welt“.

Dabei weiß Olli Roth, dessen Lebenslauf Größen wie Bobby Kimball („Toto“), Chris Norman (Ex-„Smokie“) und die „Hooters“ vereint, absolut, was er kann: Im geselligen Plauderton witzelt er sich durch einen Musikmorgen, der es wie immer in sich hatte. Und das mit einem Sound, der sich einmal mehr gewaschen hatte.

Alte Weggefährten von Olli Roth sind auch in Neulußheim am Start

Neben Roth und seiner vielseitigen Gitarre gab es mit seinem langjährigen Weggefährten Ralf „Bobby“ Bopp am Bass und Erwin Brandt, dem im Club „dienstältesten Musiker“ an der Gitarre, die vielgeliebte Routine, mit Drummer Patrick Metzger das Sahnehäubchen: Der Absolvent der Mannheimer Pop-Akademie rührte schon für die amerikanischen Country-Sängern Kate Russel, den Ex-Toto Sänger Bobby Kimball und Klamauk-König Guildo Horn im Drumset und brachte einen mal gediegenen, mal antreibenden Rhythmus ein, der den Roth-Sound grandios verfeinerte.

Gemeinsam gab das musikalische Viergestirn Coversongs vom Feinsten. Neben den immer wieder gern gehörten Klassikern, wenn Olli Roth den besten „Prince“ seit 1984 gibt und sein „Kiss“ mal im Falsett, mal mit tiefgründiger Soulstimme ins Publikum hämmert oder wenn er sich in Steve Millers „Joker“ irgendwo zwischen „picker“, „grinner“, „lover“ und „sinner“ selbst autobiografiert, gab es diesmal als „Klavierstück“ Marc Cohns „Walking in Memphis“. Dies nicht nur mit einem kuscheligen Intro, sondern einer durchzugsstarken Interpretation, die jedes Cher-Cover vergessen macht. Und als „gewerkschaftlich vorgegebenen Frauenanteil“ den vor allem in der Version von Amy Winehouse bekannten, wie Roth mit Blick auf die Quote einräumen musste aber von der englischen Indie-Rockband „The Zutons“ geschaffenen Song „Valerie“, bei dem man Erwin Brandt nicht nur mit seinen genialen Gitarreneinlagen hören konnte, sondern auch am Mikro.

Olli Roth wagt sich beim Frühschoppen in Neulußheim auch an die Legende Chuck Berry

Auch ein „Experiment“ hatte man im Gepäck, als Roth James Taylors „How sweet it is“ zum ersten Mal präsentierte, um gleich danach Chuck Berry mit seinem „You never can tell“ anzuschließen.

Es war wie immer mit Olli Roth: Ein Frühschoppen mit Altbekanntem und voller Überraschungen, in jedem Song aber eine Offenbarung, nicht nur für die vielen „Rotharier“ im Publikum.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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