Neulußheim. Ein Feuerwerk, bestehend aus farbenfrohen Werken der aktuellen Schaffungsphase, entzündete Stephanie Kolb im überregional bekannten und geschätzten Neulußheimer Kulturtreff Alter Bahnhof. Die Organisatoren der Ausstellung, Wolfgang und Marianne Nagel-Treiber, unterstützt von ihrem Sohn Tassilo, der wie immer für die Bewirtung bei der Vernissage sorgte, freuten sich mit der Künstlerin Stephanie Kolb über den regen Zuspruch bei der Ausstellungseröffnung, die mit über 70 Gästen fast den Ausstellungsraum im Alten Bahnhof sprengte.
Schon als Jugendliche begeisterte sich Kolb für kreatives Gestalten und entdeckte die Kunst von Salvator Dalí sowie der mexikanischen Ausnahmekünstlerin Frida Kahlo – und damit naturgetreues Malen im surrealen Kontext. Gerhard Richters fotorealistische Kunst öffnete den Weg Kolbs für farbenfrohe und abstrakte Werke, wobei diese für sie den Beweis liefern, dass man zur Abstraktion nur kommen kann, wenn man das Handwerk der gegenständlichen Malerei erlernt hat, dann die Formen immer mehr vereinfacht, bis man schlussendlich zur totalen Ungegenständlichkeit – der Abstraktion – gelangt. In der Ausstellung präsentierte sie eine Mischung aus aktuellen Werken der letzten vier Jahre, die sie nach einer längeren Abwesenheit von den bildenden Künsten zu ebendiesen zurückgeführt haben.
Herangehensweise und Intuition
In ihrer Laudatio erklärte Marianne Nagel-Treiber die künstlerische Laufbahn und die Arbeitsweise von Stephanie Kolb: In ihren Bildern kombiniert Kolb verschiedene Malstile. Abstraktion und Zufallstechniken, naturalistische Malerei, Mandalas, Schablonieren, Klecksen, Spritzen sowie Zeichnen. „Ich schöpfe aus allen kreativen Techniken, die mir zur Verfügung stehen. Nach diesen Stationen des Experimentierens ist ein ganz neuer Stil, der meine Bilder typisch nach mir aussehen lässt, herausgekommen“, so die ausstellende Künstlerin. In dieser Zeit verwarf sie den Plan, ein Atelier an einem anderen Ort als zu Hause zu eröffnen, um loslegen zu können, „wenn mich die Muse küsst“. Manchmal „menschelt“ es, oft geht es „tierisch“ zur Sache und bisweilen gestaltet sie ihre Bilder floral oder ornamental geometrisch – im Wechsel zwischen realistischer und ungegenständlicher Darstellung – mit surrealen und traumhaften Elementen im Stil Negativmalerei.
Dies ist ein einzigartiger Ansatz, ein Objekt zu gestalten, um es in einer Komposition zu definieren. Kolb arbeitet dabei intuitiv und beginnt frei, lässt sich von Farben und Formen leiten und entwirft so zunächst den Hintergrund des Bildes durch Malen, Spritzen, Schablonieren und Zeichnen. Wenn diese Kulisse sich verfestigt hat, wird sie mit Acrylbinder gefertigt. Dann beginnt Kolb zu übermalen, was nicht stehenbleiben soll, setzt neue Linien und Flächen für das Sujet, das sie als Form oder Figur gestalten möchte.
Mit der dadurch herbeigeführten Transformation übermalt sie das „Nichtgewollte“ mit beliebig vielen Schichten, bis das, was sie beeindruckt, stehen bleibt und ergänzt wird, bis das Bild schlussendlich seine Stimmigkeit findet. Dabei gibt es keine Fehler, die sie einschränken können, sondern nur Fragen auf der Leinwand, die Kolb mit Pinseln und einem schier unerschöpflichen Repertoire an Farben beantwortet. Alles ist hierbei erlaubt: Ob bunt, naiv, kitschig, ornamental, blumig oder symbolisch – Freude und Spaß am Gestalten stehen bei der Künstlerin im Vordergrund.
Der Betrachter sieht beim vollendeten Bild sich überlagernde Farbschichten und findet immer wieder neue Details, Ornamente, Formen und Strukturen. Laut Kolb gibt es für ihre Bilder in der Regel keinen Plan, keine Skizze, keine Vorüberlegungen zu Komposition und Bildaufbau. Die Motivideen entspringen aus spontanen Einfällen ihres Alltags. „Für mich eine ideale Kombination ist die Verbindung von meiner Liebe zu Tieren und der Malerei. Durch das in Szene setzen der Tiere bin ich in der Lage, ihnen Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Ihre Schönheit und Einmaligkeit hervorzuheben, welche von uns Menschen im Alltag oft vergessen und missachtet wird“. Ihre Werke definiert die Künstlerin als „Wohlfühlbilder“ und empfindet Freude sowie Bestätigung in der Rücksprache mit Liebhabern der Kunst.
Den Nerv der Zeit getroffen
Es ist ihr mit ihren Arbeiten gelungen, einen Wiedererkennungswert zu schaffen, mit dem sie sich und der Audienz ihre eigene, bunte Welt erklärt. Wolfgang Treiber hob hervor, dass man Aufmunterung, Freude und Heiterkeit in diesen schwierigen Zeiten gut gebrauchen könne. Er betonte, dass „Farbe – wie wir alle wissen – unsere Stimmung beeinflusst. Helle, leuchtende Farben muntern uns auf, wohingegen gedeckte, dunkle Varianten uns melancholisch oder traurig stimmen. Der Farbenrausch von Stephanie Kolbs Bildern löst eine Gefühlsexplosion mit positiven Emotionen aus und zaubert uns durch deren Motive ein Lächeln ins Gesicht“.
Begleitet wurde der optische Genuss durch die akustische Bereicherung von Karl-Heinz Steidel am Klavier und Ellen Eichele am Saxofon. Die beiden Musiker werden mit ihrer fünfköpfigen Jazz-Band im Sommer an gleicher Stelle performen.
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