Kulturtreff Alter Bahnhof

Ausstellung in Neulußheim: Stephanie Kolb folgt beim Malen der Intuition

Die Künstlerin Stephanie Kolb stellt im Kulturtreff Alter Bahnhof ihre farbenfrohen Acrylbilder aus, die eine Mischung aus frischen Werken und Bildern der letzten vier Jahre sind.

Von 
Jan Stößer
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Die Künstlerin Stephanie Kolb stellt am Wochenende im Alten Bahnhof aus. Die Vernissage der Ausstellung findet am heutigen Freitag statt. © Stößer

Neulußheim. Die in Oftersheim lebende Künstlerin und Kunsterzieherin stellt ab dem heutigen Freitag, 16. Februar, ihre Werke im Kulturtreff Alter Bahnhof aus. Die Schau ist bis Sonntag zu sehen. Wir haben uns im Vorfeld mit der Künstlerin unterhalten.

Frau Kolb, Sie präsentieren einen Rausch der Farben. Worauf kann sich der Besucher einstellen, was werden Sie im Alten Bahnhof ausstellen?

Stephanie Kolb: Ich male sehr farbenfrohe Acrylbilder und befinde mich seit 2019 im absoluten Farbenrausch. In der kommenden Ausstellung gibt es eine Mischung aus ganz frischen Werken und Bildern aus den letzten vier Jahren zu sehen. Bei der Auswahl bin ich dem Wunsch der Organisatoren, Herrn und Frau Treiber, nachgekommen und habe viele Bilder ausgewählt, welche die besondere Technik der Negativmalerei beinhalten. Dies ist eine Herangehensweise aus der Aquarellmalerei, bei der man hellere Farbschichten stehen lässt und die Negativform des Objektes ummalt. Diese Kunstform hat mich wieder zum Malen gebracht, nachdem ich viele Jahre eine künstlerische Blockade hatte. Den Wiedereinstieg in meine Malerei begleitete ein Artjournal, man kann das auch Kunsttagebuch nennen. Ein Buch, in dem alle Bildideen gesammelt und auch ausprobiert werden. Anders als beim Skizzenbuch wird dort direkt mit Farbe hineingemalt.

Die Oftersheimer Künstlerin Stephanie Kolb stellt Werke aus dem Zyklus Farbenrausch aus. © Kolb

Wie kamen Sie zum Malen, was fasziniert Sie daran und was gibt es Ihnen persönlich?

Kolb: Ich habe schon in der Kindheit viel gemalt und in der Schule den Leistungskurs in Kunst gewählt. Zu einem Kunststudium fehlte mir einerseits der Mut und zum anderen wollte ich nicht von meiner Kunst leben, der Druck erschien mir zu hoch. Ich habe Kunst auf Lehramt studiert und musste dann leider feststellen, dass ich in der Grundschule gar nicht so viel Kunst unterrichten konnte, da ich stets Klassenlehrerin war. Erst in diesem Jahr bin ich zum ersten Mal Fachlehrerin, ausschließlich für Kunst, was ich total genieße.

Haben Sie Vorbilder und wie haben diese Sie geprägt?

Kolb: Es gab früher Vorbilder oder besser gesagt Quellen der Inspiration, die mich fasziniert haben. In meiner Jugend liebte ich Dalí. Im Studium war ich begeistert von Gerhard Richters fotorealistischer Malerei, ließ mich durch ihn auch auf das abstrakte Malen ein und probierte mich in Spachteltechniken aus. Nach meiner langen künstlerischen Blockade holten mich „Kunstcoaches“ wie Flora Bowley oder Clarissa Hagenmeyer (Happy Painting) aus meinem Kreativitätsloch. Von ihnen habe ich den Zugang über das intuitive Malen abgeschaut und mich endlich freigemalt. Intuitives Malen bedeutet für mich, den Kopf auszuschalten und loszumalen. Sich vom Gefühl, der Intuition, leiten zu lassen, ohne den Anspruch zu haben, ein Kunstwerk zu schaffen.

Die Oftersheimer Künstlerin Stephanie Kolb stellt Werke aus dem Zyklus Farbenrausch aus. © Kolb

Betreiben Sie ein Atelier?

Kolb: Ich betreibe kein Atelier. Ich male im Keller unseres Hauses, nachdem ich die Wohnräume zu arg in Mitleidenschaft gezogen habe. Zum Glück haben wir einen großen Keller, wo alle meine Bilder lagern können und auch Platz zum Malen ist. Den Plan, ein Atelier an einem anderen Ort als zu Hause zu eröffnen, habe ich schnell verworfen, denn ich muss sofort loslegen können, wenn mich die Muse küsst.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration, können Sie uns etwas zur Herangehensweise an ein Werk erzählen?

Kolb: Das intuitive Malen und die Negativmalerei haben mir eine völlig neue Herangehensweise geboten und führten zum Dammbruch oder zur Überwindung meiner 15-jährigen Malblockade. Für meine Bilder gibt es nun in der Regel keinen Plan mehr, keine Skizze, keine Vorüberlegungen zu Komposition sowie Bildaufbau – und oft ist auch das Motiv noch nicht einmal klar, wenn ich mit dem Malen beginne. Bei meinen Bildern in der Negativtechnik fülle ich zunächst rein intuitiv die leere, weiße Leinwand. In der ersten Phase meiner Malerei gibt es keine Fehler, teilweise arbeitet die Farbe selbstständig, wenn sie ineinanderfließt und eigene Töne sowie Formen hervorbringt. Durch das Übermalen nicht stimmiger Flächen, das Freilegen interessanter Farbstrukturen, komme ich ins Schaffen, kommt meine Kreativität in Gang und in meinem Kopf entsteht die Idee für das fertige Motiv.

Wie würden Sie Ihren Malstil beschreiben?

Kolb: Ich kombiniere in meinen Bildern verschiedene Malstile. Abstraktion und Zufallstechniken, naturalistische Malerei, Mandalas, Schablonieren, Klecksen, Spritzen sowie Zeichnen. Ich schöpfe aus allen kreativen Techniken, die mir zur Verfügung stehen. Herausgekommen ist ein ganz neuer Stil, der meine Bilder typisch nach mir aussehen lässt.

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Sie gehören der Künstlergruppe Walldorf an, wie ist deren Wesen zu verstehen?

Kolb: Als ich 2020 beschlossen habe, mit meiner Kunst an die Öffentlichkeit zu gehen, habe ich nach Kollegen zum gegenseitigen, künstlerischen Austausch gesucht. Auf die Künstlergruppe Walldorf bin ich zufällig gestoßen. Ich wollte gerne in einem kleinen, persönlichen Verband mitwirken. Nun ist die Gruppe nach Corona sehr geschrumpft. Im Moment kämpfe ich mit den Kollegen darum, dass die Gemeinschaft erhalten bleibt und wir neue Mitglieder gewinnen. Die Künstler treffen sich einmal im Monat zum Austausch und bestreiten gemeinsam Ausstellungen.

Die Werke sprühen durch die bunten Farben vor Lebensfreude. Ist es anzunehmen, dass Sie selbst eine Frohnatur sind?

Kolb: Wenn ich malen kann, bin ich immer eine Frohnatur. Ansonsten gibt es bei mir Höhen und Tiefen wie bei jedem anderen. Allerdings habe ich mit meinen Bildern die Möglichkeit, die Umgebung so zu verzaubern, dass es schwerfällt, trübsinnig zu sein.

Zur Person

Stephanie Kolb ist in Hamburg geboren und absolvierte ein Studium fürs Lehramt an Grundschulen mit dem Hauptfach Kunst. Seit 2000 ist sie als Lehrerin an verschiedenen Grundschulen tätig, gegenwärtig in Oftersheim an der Theodor-Heuss-Schule, seit 2024 als Fachlehrerin für Kunst.

Von Ihrem Vorbild, der Künstlerin Frida Kahlo, schöpft sie Inspiration. 2019 wurde sie Mitglied der Künstlergruppe Walldorf und begann 2020 mit Ihrer Malerei an die Öffentlichkeit zu gehen. jst

Sie haben mehrmals Frida Kahlo gemalt und tragen oft – wie sie – Blumen im Haar. Welche Beziehung haben Sie zu der Malerin?

Kolb: Frida Kahlo ist nicht nur in malerischer Hinsicht ein Vorbild für mich. Ihre Bilder haben eigentlich nicht viel mit dem zu tun, was meine Bilder ausmacht. Ihre Kunst ist Ausdruck ihres Leids, erzählen ihre Geschichte. Sie ist überhaupt nicht fröhlich, sondern drückt ihren Schmerz aus. Als Gemeinsamkeit in den Motiven könnte man höchstens unsere Liebe zu Tieren nennen. Mich fasziniert Frida Kahlos Lebensgeschichte, ihre Kraft und ihr Lebenswille, ihre ungewöhnlich starke Haltung als Frau in der damaligen Zeit und nicht zuletzt ihre Mode. Das, wofür sie heute als Ikone steht – Feminismus, Stärke, Willenskraft und positive Energie – mag ich und zitiere sie mit ihrem Blumenkranz und ihrer Frisur. Meine Tochter ist übrigens an Fridas Geburtstag geboren und wie Kahlo liebe ich einen Mann im „XXL-Format“.

Ihre floralen Bilder ähneln folkloristischen Motiven aus Mexiko. Haben Sie dorthin einen persönlichen Bezug?

Kolb: Nein, ich habe keinen Bezug zu Mexiko. Mir gefallen die bunten Fantasietiere, „Alebrijes“, die oft solche floralen Muster beinhalten, wie ich sie male, natürlich total. Ich bin aber selbst erst auf diese Volkskunst aufmerksam gemacht worden, nachdem ich so gemalt habe.

Viele der Motive zeigen Tiere. Haben Sie selbst Haustiere und gibt es ein Lieblingstier?

Kolb: Oh ja, ich liebe jegliche Fellnasen und fühle mich ihnen nah. Tiere tun mir gut. Wenn es nur nach mir ginge, hätte ich einen ganzen Zoo zu Hause. Aber es geht nicht nur nach mir und deswegen beschränke ich mich auf eine Katze. Wenn ich Zeit habe, gehe ich gerne mit Eseln spazieren oder besuche Tierparks. Ich pflege Urlaubstiere und unterstütze den Tierschutzverein.

Welche Projekte möchten Sie zukünftig angehen?

Kolb: Wie meine Bilder entstehen auch die künstlerischen Projekte bei mir meist spontan und ohne große Vorausplanung. Ich hoffe, dass ich in der nächsten Zukunft weitere Ausstellungen machen kann und dabei meinen Radius von zu Hause aus weiter vergrößere.

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