Neulußheim. Manchmal zeigt sich wahre Stärke nicht in Uniform, sondern im Mitgefühl. Nachdem der letzte Artikel über den schwerkranken siebenjährigen Leonid aus Neulußheim erschienen war, löste er eine Welle der Solidarität aus – weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Besonders groß ist die Unterstützung durch den Kindergarten Pusteblume und die Bundespolizeiinspektion Karlsruhe.
Wir berichteten am 26. September zum ersten Mal über Leonid. Der Junge ist an einem seltenen, aggressiven Hirntumor, einem sogenannten Ponsgliom, erkrankt. Die Prognosen der Ärzte waren eher negativ. Mittlerweile kann Leonid seine Arme und Beine wieder eingeschränkt bewegen. Er ist kognitiv vollständig da, kommuniziert mit seiner Familie über Augenbewegungen und Laute – „ja“ und „nein“ sind nicht immer deutlich, aber er bemüht sich. Er lacht viel, reagiert emotional auf Filme und Spiele.
Familie Tschaus aus Neulußheim gibt nicht auf
Seit dem letzten Zeitungsartikel haben sich viele Menschen gemeldet, die Familie Tschaus helfen und wertvolle Kontakte vermitteln konnten. „Wir stellen gerade ein Therapeuten-Team zusammen und hoffen sehr, dass es Leonid helfen wird“, berichtet Leonids Mutter, Margarita Tschaus.
Doch ganz ohne Rückschläge ist der Weg nicht: Vor kurzem meldete sich die metabolische Azidose erneut. „Diesmal war es jedoch nicht so schlimm, und wir haben die Situation schnell in den Griff bekommen“, so Vater Wadim Tschaus. Leonid ist derzeit stabil. „Aktuell gibt es leider keinen Aufwärts- und keinen Abwärtstrend“, beschreibt die Familie die Lage. „Wir arbeiten jedoch intensiv daran, dies zu ändern, und blicken voller Hoffnung nach vorn.“
Leonids Geschichte hat viele Menschen tief bewegt und das in ganz Deutschland. Der Kindergarten Pusteblume, den er bis zu seiner Erkrankung besucht hatte, organisierte eine Spendenaktion mit Kinderkino, Popcorn und Kuchenverkauf. Der Erfolg übertraf alle Erwartungen: Insgesamt kamen dabei rund 20.000 Euro zusammen. „Es tut gut zu wissen, dass so viele Menschen an uns denken“, erzählt Margarita Tschaus.
Die Bundespolizeiinspektion Karlsruhe setzt sich für den schwerkranken Leonid ein
Auch bei der Bundespolizeiinspektion Karlsruhe blieb Leonids Schicksal nicht unbemerkt. Pressesprecherin Julia Busse erinnert sich genau an den Moment, als sie das erste Mal davon hörte: „Ich habe morgens Whatsapp geöffnet und denselben Spendenaufruf in unzähligen Statusmeldungen gesehen. Da wusste ich sofort: Das ist die Geschichte der Familie meines Kollegen Eduard Priebe.“
Gemeinsam mit weiteren Kollegen startete sie daraufhin eine private Hilfsaktion. Die Idee, Leonids Geschichte öffentlich zu machen, entstand spontan. „Nur auf Social Media teilen reichte mir nicht“, erzählt Busse. Dass sie den öffentlichen Weg wählte, hat auch mit ihrem Beruf zu tun. Busse arbeitet im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Bundespolizeiinspektion Karlsruhe. Dort ist sie regelmäßig im Austausch mit Journalisten, erstellt Pressemitteilungen zu aktuellen Themen und beantwortet Anfragen zu sicherheitsrelevanten Sachverhalten. „Der Kontakt zur Presse war mir also nicht fremd, und ich wusste ziemlich gut, welchen Vorteil und welche Reichweite man dadurch erzielen kann“, erklärt sie.
Familie Tschaus aus Neulußheim erfährt enorme Hilfsbereitschaft
Die Bundespolizeiinspektion Karlsruhe erstreckt sich örtlich gesehen von Pforzheim bis Heidelberg. Sie ist unter anderem für den Bahnverkehr an den Hauptbahnhöfen in Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Pforzheim sowie an kleineren Bahnhöfen dazwischen zuständig. Außerdem fallen der Grenzschutz im 30-Kilometer-Bereich um Karlsruhe und der Objektschutz des Bundesverfassungsgerichts in ihren Aufgabenbereich.
Die Hilfsbereitschaft innerhalb der Bundespolizei war enorm. „Es haben so viele Kolleginnen und Kollegen gespendet oder geteilt, dass man am Ende gar nicht mehr sagen konnte, wer alles beteiligt war“, berichtet Busse. Besonders hervorgehoben hat sie Eugen Stolz, der den ersten Spendenaufruf ins Leben rief. Auch ein Kollege einer anderen Inspektion nutzte seinen privaten Instagram-Account „Kudat96“, um auf Leonids Situation aufmerksam zu machen. „Es war beeindruckend zu sehen, wie groß die Resonanz war“, so Busse.
Hilfe und Solidarität für den siebenjährigen Leonid brechen nicht ab
Die Unterstützung blieb nicht nur digital. Ein weiterer Kollege vermittelte den Kontakt zum Förderverein für krebskranke Kinder Karlsruhe „Stelzenmännchen“. Dieser bot der Familie Hilfsangebote an, unter anderem eine kleine Familienauszeit, die aufgrund von Leonids Gesundheitszustand bislang nicht umgesetzt werden konnte, dennoch weiterhin besteht.
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Bei dem Polizeiball der Gewerkschaft der Polizei, Kreisgruppe Nordbaden, in St. Leon-Rot gab es eine weitere Spendenaktion. „Am Eingang stand eine Spendenbox, damit sich auch Menschen beteiligen konnten, die nicht beim Ball waren“, erklärt Busse. Es kamen auch hier 1.200 Euro an Spenden zusammen. „Mit diesem Ergebnis sind wir tatsächlich sehr zufrieden“, kommentierte sie die Summe.
Was die Anteilnahme jedenfalls deutlich macht: Der Zusammenhalt in der Region ist enorm und Mitgefühl verbindet auch über die Gemeindegrenzen hinweg.
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