Neulußheim. Blickt man auf die Weihnachtsgottesdienste 2021, die Corona-geschuldet im Freien am Alten Bahnhof bei unwirtlichen Wetter gehalten wurden, so fanden sich die Gläubigen genauso zahlreich und festlich gestimmt nun wieder in ihrer, mit einem prächtigen Tannenbaum versehenen Kirche, ein. Fünf Gottesdienste bot die Evangelische Kirchengemeinde zu Weihnachten an. Den Anfang machte um 14 Uhr Pfarrerin Katharina Garben mit einem Gottesdienst im Haus Edelberg.
Als beim Familiengottesdienst die Kirchenglocken und das Orgelvorspiel von Alexander Levental verklungen waren, Kirchengemeinderätin Tanja Löschmann die Gekommenen begrüßt hatte, erklang „Ihr Kinderlein kommet“. „Wir nehmen uns einen Moment der Ruhe im Trubel der Heiligen Nacht. Darum sind wir hier in Gottes Raum“, so Pfarrerin Garben in ihrem Votum. „Das Spiel der Geschichte erleben, die damals in Bethlehem geschah, staunen, um zu singen mit den Engeln, um zu feiern. All dies im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Wie gut, dass es den Erzengel (Lenia Braun) gibt, so Erzähler Maximilian Schleiffer beim Vortrag der Weihnachtsgeschichte. Die Engelversammlung brachte hervor, dass sie keine richtige Aufgabe mehr hätten und dringend etwas zu tun sei. „Wir bringen den Menschen die Botschaft der Ankunft des Retters“, so der Erzengel. Da kamen von den Engeln (Alissa Böhringer, Soraya Naderi, Raffaela Crispi, Romy Wiechert, Hannah Wennecker, Lea Reinhardt, Lara Mert), gespielt von Grundschülern, viele Fragen auf: „Ein Baby und nicht ein König mit einer prächtigen Krone? Wer die Eltern?“ Während der Erzengel alle Fragen geduldig beantwortete, sorgte Jessica Horsch mit ihrer Querflöte für liebliche Engelsklänge.
Maria (Anna Naumann) und Josef (Joel Leendertz) waren da bereits auf dem Weg nach Bethlehem und der Suche nach Unterkunft. Jesus Christus wurde geboren in einem Stall. Die Engel machten sich bereit, auf die Erde zu kommen, um den Hirten auf dem Feld mit dem Gloria Kanon die frohe Botschaft zu verkünden. Alle Engel fröhlich, tanzend und singend bei „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“, bevor sie wieder im Himmel verschwanden und glücklich darüber waren, dass sie die Botschaft „Jesus der Retter, er, der Ängste und Sorgen hört und uns beisteht“, verkünden durften.
Auf dieses Dasein von Jesus Christus ging Pfarrerin Katharina Garben auch in ihrer Ansprache ein. „Ein Moment voller Weihnachtsfreude und Frieden den die Engel erlebt und uns geschenkt haben, nehmen wir ihn mit in unser Leben“. Nach dem Vaterunser, Abkündigungen und dem Segen erklang mit allen Gläubigen „Oh du Fröhliche“.
Auch der weitere Gottesdienst am späten Nachmittag, den Pfarrerin Garben mit Hanni Schneider und Christoph Diez hielt, war überaus gut besucht. „Siehe, ich verkündige große Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren“. Nach diesen Worten von Pfarrerin Garben war allen bewusst, der Heilige Abend ist da. Nach Psalm, Gebet und Liedern wurden die vertrauten Worte der Botschaft aus dem Lukasevangelium durch den Engel Finja und Leserin Josephine verkündet.
Mit einer modernen Form der Weihnachtsgeschichte wurde der Gottesdienst von Lußheimer Konfirmanden fortgesetzt, den deren Vorgänger und Elke Götz bereits vor Jahren entwickelt hatten, erzählt von Luzi Hartmann. Musikalisch umrahmt wurde das Spiel beispielsweise mit „Transeamus Usque Bethlehem“ von der Band der Konfi-Teamer Jessica Horsch und Sofia Gärtner mit Gerhard Müller.
Model, Influencer und Journalist
Von einem Engel, der sich wundert, dass sich niemand auf den Weg macht. Von einer Wissenschaftlerin, einer Journalistin, einem Model, einer reichen Frau und einer Influencerin, die die ganze Aufregung nicht verstanden. Für die Journalistin besitzen Medien den Einfluss in der Welt, für die Wissenschaftler sei ihre Disziplin der absolute König und für die reiche Frau seien Karriere und Reichtum der wahre Heiland. Dem Model war klar, Schönheit ist die wahre Königin. Die Influencerin sieht Potenzial in der Geschichte mit vielen „Likes“ über Armut, hartes Leben und dem Kind in der Krippe. Warum sollten aber alle zu dem Kind gehen? Die Erzählerin stellte (Luzi Hartmann) nach ihrem Orgelspiel „The first novel“ betrübt mit Blick auf das Licht an der Krippe fest, dass auch die Weisen bisher ausblieben. Nach erhellenden Worten aus dem Nichts und dem Anzünden von Kerzen, erreichte die frohe Botschaft auch die Zweifler und Ignoranten. Sie sahen die Weisen kommen und das einzigartige Leuchten, das von dem Kind in der Krippe ausging. Vielleicht hat dieses Kind auch in dieser Zeit neue und andere Antworten auf Fragen, Denken und Sehnsüchte der Menschen? Abschließend war man sich einig: „Es gibt nichts zu verlieren, Gott nimmt dich an wie du bist und mit allem, was persönlich zu dir gehört, du bist von Gott geliebt“.
„Das war echt schwierig dieses Jahr mit denen“, so der Engel erleichtert und Pfarrerin Garben konnte der Gemeinde nach gesungenen Weihnachtsliedern, Gebeten, Fürbitten und Abkündigungen die frohe Botschaft der Geburt Jesu den Gläubigen mit in den Heiligen Abend geben. Das I-Tüpfelchen waren draußen die stimmungsvollen Klänge des Musikvereins Harmonie und das Glockenspiel des Turmuhrenmuseums.
Feierliche Christmette
Eine ganz andere, warme und besinnliche Stimmung erfasste die Gläubigen, die die Christmette um 23 Uhr unter den Orgelklängen von Gerhard Müller besuchten. Ein Ort der Ruhe, Stille und Besinnung auf das Wesentliche dieses Heiligen Abends. Festlich geschmückt und erhellt durch viele Kerzen stimmten Professor Klaus Eisenmann an der Orgel und seine Frau Miriam an der Flöte sowie Cellist Hendrik Srama mit der Händelsonate in G-Moll oder dem Largo aus dem Piccolokonzert C-Dur von Vivaldi auf die Predigt von Pfarrerin Garben ein. Sie stand unter den Worten „Krippe und Kreuz aus dem gleichen Holz gemacht und was das für unseren Glauben bedeutet“.
Die Lesung der Geschichte aus dem Lukasevangelium und in der Verheißung immer wieder die Worte um das Licht der Hoffnung und der Sehnsucht nach Frieden, umrahmte der Kirchenchor unter der Leitung von Lena Haug-Habicht gefühlvoll gesungen die Christmette. Und was passte besser als das gemeinsam gesungene Lied „Stille Nacht“ bevor die Gläubigen nach dem Segen und einem weiteren Musikstück in die Nacht hinausgingen um bei Glühwein und Punsch – ausgeschenkt durch Jonas Ballreich und Janis Bauer – noch gemeinsam die Christmette ausklingen zu lassen.
Nach dieser langen Christnacht stand die Predigt am ersten Feiertag unter den Worten eines Briefes von Paulus und seinem Schüler Epaphras an die Kolosser über die Gefährdung eigenartiger Weltanschauungen und das in Jesus allein alle Schätze und Weisheiten und Erkenntnisse verborgen sind, während am zweiten Feiertag die Gläubigen die Kirche in Altlußheim mit einem Wunschliedersingen besuchen konnten. Mit der Taufe der kleinen Karisa fanden die Weihnachtsgottesdienste in Neulußheim einen lebendigen und festlichen Abschluss.
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