Oftersheim. Dankbarkeit - das strahlen Ursula und Hans-Peter Hemmerich aus Oftersheim beim Besuch dieser Zeitung aus. 60 Jahre nach ihrer Heirat können sie ihre Diamantene Hochzeit immer noch in den eigenen vier Wände feiern - doch der Zahn der Zeit hat auch vor den Hemmerichs nicht Halt gemacht.
Wegen seiner hohen Dichte sinkt ein Diamant, wenn man ihn ins Wasser wirft, sofort auf den Grund. Und als härtestes bekanntes Material kann der Diamant sogar Glas zerschneiden. Das Band zwischen Ursula und Hans-Peter Hemmerich, das kann aber nicht einmal ein Diamant zerschneiden. In mehr als sechs Jahrzehnten gingen die beiden gemeinsam durch eine Welt, deren stetiger Wandel auch für viele Wendungen im Leben des Ehepaars sorgte.
Erinnerungen an ein bewegtes Leben
Zu sehen, wie seine geliebte Ehefrau leidet, das tut Hans-Peter Hemmerich weh, erzählt er: „Ursula ist seit vier Jahre dement und es wird immer schlimmer.“ Eine Unterhaltung führen? Das ist mit der 79-Jährigen nicht mehr möglich. Umso lieber schwelgt Hemmerich in den Erinnerungen.
Am 16. Januar 1945 ist Ursula Hemmerich in Oftersheim geboren. Sie besuchte die Volksschule, dann die Hauswirtschafts- und Berufsschule. Nach ihrem Abschluss arbeitete die junge Frau beim Schwetzinger Bekleidungshaus Bräuniger. Bis ein Kerwebesuch in Schwetzingen ihr bis dato junges Leben veränderte: Hier traf sie nämlich auf den stattlichen Hans-Peter - der nie wieder von ihrer Seite wich.
Ungefähr zehn Kilometer vom Geburtsort von Ursula entfernt, in Brühl, erblickte Hans-Peter das Licht der Welt - am 21. Juli 1941. Nach der Schule erlernte er in der Schwetzinger Verlagsdruckerei den Beruf des Buchdruckers. Danach wechselte er zum Mannheimer Morgen und in die Druckerei von Teroson. Später war Hemmerich Werbeleiter im Strebelwerk, noch später bei Schilder-Merkel im Außendienst. Nur eines gab es für Hans-Peter Hemmerich nie: Stillstand. Vor allem nachdem er seine große Liebe auf der Kerwe in Schwetzingen kennenlernt, ist ihm klar: Mit Ursula möchte er etwas Großes aufbauen.
Herausforderungen und Erfolge im Berufsleben
Nachdem sich das junge Paar das Ja-Wort am 25. Juli 1964 gegeben hatte, ging alles ganz schnell. Die Geburt zweier Töchter und der Hauskauf am Waldfrieden in Oftersheim hielt die Hemmerichs ständig auf Trapp. Als dann die Schilderfabrik in Schwetzingen den Konkurs bekannt geben musste, stand der junge, arbeitslose Familienvater vor einer Mammutaufgabe. Zwei Kinder, ein Haus, aber kein Job.
Gründung der eigenen Firma VTE-Hemmerich
Doch Hans-Peter Hemmerich war ein Kämpfer, der sich mittlerweile mit Verkehrsschildern auskannte. In seiner Garage - wie man es eigentlich nur aus US-amerikanischen Erfolgsgeschichten kennt - ging sein neugegründetes Unternehmen VTE-Hemmerich die ersten Schritte.
Mit Ursula Hemmerich an seiner Seite, die bereits eine Handelsvertretung hatte, stieg Hans-Peter schnell auf. Innerhalb weniger Jahre sprach sich seine fachliche Expertise weit über die Grenzen von Oftersheim hinaus herum. Im Juni 1984 weihten die Hemmerichs den neuen Firmensitz in der Benz-Straße 21 in Schwetzingen ein.
In den hiesigen Vereinen war Hans-Peter Hemmerich ebenfalls immer aktiv. Aufgrund der Liebe zum Pferdesport war er zehn Jahre Vorstand des Reitervereins Schwetzingen und arbeitete beim Kleintierzuchtverein in der Vorstandschaft mit. Sein gemeinsames Hobby fand das Ehepaar in den Anfangsjahren beim CC Grün-Weiß, in dem ihre beiden Töchter tanzten und Ursula Hemmerich als „Gardemutter“ galt.
Feier der Diamantenen Hochzeit im Eigenheim
Vor zehn Jahren verbrachte das Paar seine Goldene Hochzeit in Ellmau bei Kitzbühl - in den geliebten Bergen. Heute ist das nicht mehr möglich, bedauert Hans-Peter Hemmerich: „Seit meinem Schlaganfall kann ich kein Auto mehr fahren.“ Und auch Ursula Hemmerich ist mittlerweile von Krankheit geplagt. Liebevoll führt ihr Mann das Glas Wein zu ihren Lippen, alleine trinken kann die Seniorin mittlerweile nicht mehr. Zu Hause ist es aber auch schön - die Feierlichkeiten zur Diamantenen Hochzeit verbrachte das Paar mit der Familie im Garten. „Wir haben gegrillt“, verrät Hemmerich. Die beiden Töchter, Schwiegersöhne und die zwei Enkel seien dabei gewesen. „Von der Gemeinde haben wir Glückwünsche per Post bekommen. Und sogar vom Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann kam eine Urkunde“, freut sich der Feiernde.
Dass das Ehepaar den gemeinsamen Lebensabend trotzdem im geliebten Eigenheim verbringen kann, ist Danusie zu verdanken, eine polnische 24-Stunden-Hilfskraft. „Bald habe ich Urlaub, da kümmert sich dann eine Kollegin von mir“, erzählt die junge Frau. „Sie kocht, putzt und pflegt meine Frau, was sie alles für uns tut, ist kaum in Worte zu fassen“, weiß der dankbare Senior.
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