Oftersheim. Kaum zwei Monate ist das Bürgerforum „Klimaschutz und Klimafolgenanpassungen“ im Rose-Saal her, da geht es mit dem Austausch von Ideen schon weiter: In der Pizzeria „Aquila“ fand unter Leitung des Oftersheimer Klimaschutzmanagers Martin Hirning der erste Klimaschutzstammtisch statt, der ab sofort monatlich angeboten werden soll.
Das Interesse war so groß, dass die reservierten Plätze erst reichten, nachdem weitere Stühle dazugestellt worden waren. Dass Hirning für das Thema brennt, ist bekannt. Er erzählte, was er für das Klima im privaten Bereich bereits tue. Schon vor 20 Jahren habe er sein Haus so geplant, dass die Fensterfront nach Süden ausgerichtet wurde, für bessere natürliche Erwärmung des Gebäudes. Photovoltaik (PV) und Solarthermie nutze er ebenso wie ein Elektrofahrzeug. „Es ist viel, was ich jedes Jahr so an Energiekosten spare und es wird mehr. Das ist ein Quell der Freude“, betonte der leidenschaftliche Umwelt- und Klimaschützer, der zudem unterstrich: „Was ich nicht für Energie ausgeben muss, investiere ich zum Beispiel in gute und gesunde Nahrung“.
Daraufhin hagelte es regelrecht Fragen, vor allem nach den Kosten. „Das kann sich nicht jeder leisten. Wenn es um energetische Sanierung geht, sind Ältere schnell raus, denn da sind auch leicht sechsstellige Beträge möglich“, so Teilnehmer Volker Engelfried, der sich für eine größere Verbreitung kleinerer Lösungen aussprach. Denn würde nur jeder ein wenig beitragen, zum Beispiel durch Mini-Solaranlagen, wäre das eher machbar als große Einzelmaßnahmen.
Gesprochen wurde auch über Fördergelder, die nicht immer so gewiss seien, da die Gesamtsummen, zum Beispiel für PV-Lösungen, begrenzt seien, die Nachfrage um ein Vielfaches die zur Verfügung stehenden Gelder überträfe und die Förderkriterien oft zu streng seien. „Bei der KfW gibt es einige nur in Verbindung mit der Nutzung von E-Autos“, bemängelte Engelfried.
Handwerkergipfel für Klimaschutz denkbar
Auch der Einbau von Wärmepumpen wurde thematisiert, unter anderem die dafür nötige Dämmung, die bei Altbauten ziemlich teuer werden könne und die niedrigen Vorlauftemperaturen. Galt bis vor Kurzem noch 60 bis 65 Grad als das Höchste der Gefühle, liege diese jetzt bei bestimmten Modellen bei bis zu 75 Grad, so Hirning. „Toll wäre ein Handwerkergipfel“, so der Klimaschutzmanager, der hinzufügte: „Den wird es leider nicht so schnell geben, da deren Auftragsbücher gerade alle randvoll sind.“
Auf jeden Fall weg müsse die Gesellschaft von der Wärmeerzeugung durch Verbrennung. „Es gibt ungefähr 500 Holz-Einzelöfen in Oftersheim. Müssten diese das Brennholz nur aus dem Gemeindegebiet beziehen, stünde für jeden nur ein halber bis dreiviertel Ster zur Verfügung und Plankstadt und Eppelheim, die keinen Wald haben, gingen ganz leer aus.“ Das Holz solle lieber zum Bauen verwendet werden, um den Verbrauch von klimaschädlichem Beton zu reduzieren oder im Wald verrotten: „Dann wird das CO2 langsam über Jahre die Umwelt abgegeben und nicht, wie beim Verbrennen, auf einmal in großer Menge.“
Ein Teilnehmer monierte das Verhalten raffgieriger Menschen, die immer schauten, wo sie ‚den größten Reibach‘ durch Förderungen machten und widersprach entschieden einem anderen, der anmerkte, dass sich investiertes Geld auch amortisieren müsste. Von dieser Denkweise müsse man fortkommen - wegen der Klimakrise und weil man „den Karren aus dem Dreck ziehen müsse“. Meinungen und Zahlen wurden ausgetauscht und am Ende waren sich alle in einig, dass etwas passieren müsse. Alle müssten sich „auf den Weg machen“.
Positive Bilanz von Oftersheims Klimaschutzmanager
Martin Hirning zog eine positive Bilanz: „Es kamen viel mehr Teilnehmer als angenommen. Es war ein offener Dialog, der mit Respekt geführt wurde. Hier haben die Bürger die Möglichkeit, Informationen zu bekommen und sich auszutauschen sowie mit einigen Fake News aufzuräumen.“ Oft rieten Handwerker von der Wärmepumpe ab und zu klimaschädlichen Gas- oder sogar Ölheizungen. „Bei vielen Profis liegen praktische und theoretische Defizite vor, die man durch Schulungen in den Griff bekommen kann. Hierzu habe ich die Innung der Heizungsbauer angeschrieben“, so Hirning.
Eine Bürgergenossenschaft für ein Klimaschutzprojekt und Arbeitsgruppen zu konkreten Themen könne er sich gut vorstellen. Mit Christian Zimmermann war auch ein Gemeinderat anwesend, der meinte: „Es ist wichtig, zu hören, was die Bürger zu sagen haben, damit man das im Gremium besprechen kann. Wenn man einen ersten Schritt macht, muss der zum Wohle der Gemeinde in die richtige Richtung gehen.“
Info: Der Klimaschutzstammtisch findet am ersten Donnerstag im Monat in der Pizzeria „Aquila“ ab 18 Uhr statt.
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