Rose-Saal

Bürgerforum präsentiert in Oftersheim Ideen für Klimaschutz

Im Rahmen des Bürgerforums "Klimaschutz und Klimafolgenanpassungen" wurden im Rose-Saal die Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgestellt. Diese hatten Ideen zu Strom, Wärme, Konsum, Mobilität und Klimafolgen entwickelt.

Von 
Volker Widdrat
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Oftersheim will Vorreiter in Sachen Klimaschutz werden. Die Veranstaltung im Rose-Saal präsentierte die Ergebnisse aus den fünf Gruppen der Bürgerbeteiligung zum möglichen Klimafahrplan der Gemeinde. © Widdrat

Oftersheim. Gemeinsam für ein besseres Klima: Drei Workshops, fünf Gruppen, zahlreiche Ideen – das ist das beeindruckende Ergebnis des Bürgerforums „Klimaschutz und Klimafolgenanpassungen“, dessen Konzepte am Freitagabend nach dem Gemeinderat nun auch der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.

„Ich möchte, dass wir Vorbild in Sachen Klimaschutz sind. Bei dieser riesigen Herausforderung brauchen wir Sie alle“, begrüßte Bürgermeister Pascal Seidel im Rose-Saal etwa hundert Besucher zum Dialog für mehr Klimaschutz. Unter ihnen 30 Bürgerinnen und Bürger, die in den fünf Arbeitsgruppen zu den Themen Strom, Wärme, Konsum, Mobilität und Klimafolgen jede Menge Ideen entwickelt haben. „Das ist Bürgerbeteiligung, wie ich sie mir vorstelle, auch in Zukunft“, lobte Seidel.

Es habe in Oftersheim schon vorher verschiedene Maßnahmen in Sachen Klimaschutz gegeben, aber mit dem neuen Klimaschutzmanager Martin Hirning, seit 1. Dezember vergangenen Jahres im Amt, sei „noch mal mehr Geschwindigkeit, Nachdruck und Know-how in die Bemühungen gekommen“.

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Allein 40 Balkonkraftwerke, 20 Photovoltaik-Anlagen und vier Lastenräder sowie drei Lastenanhänger habe man bereits fördern dürfen, so Seidel weiter. Nun werde man die gemeindeeigenen Wohngebäude und öffentlichen Einrichtungen sukzessive energetisch sanieren und mit der kommunalen Wärmeplanung beginnen. „Packen wir es gemeinsam an“, stellte Seidel die Ergebnisse aus der Bürgerschaft heraus und dankte für das ehrenamtliche Engagement im Sinne des Klimaschutzes.

„Der Klimawandel ist real, lebensgefährlich, menschengemacht und nicht verhandelbar“, führte Martin Hirning zum Thema hin und malte ein düsteres Szenario. Der Klimaschutzmanager zoomte auf den Rhein-Neckar-Kreis und ging auf das „fossile Strom-Superschwergewicht“ Großkraftwerk Mannheim, die Energieversorgung durch Photovoltaik und Windkraft sowie die Geothermie für den Oberrheingraben ein.

Es folgte eine Überraschung. Die Gruppen, die sich für Oftersheims Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2040 eingesetzt haben, überreichten einen Spendenscheck über 700 Euro an den Bürgermeister. Das Geld sei für eine erste kleine Klimaschutzmaßnahme in der Gemeinde gesammelt worden. Die fünf Teams hatten für diesen Abend umfangreiche Präsentationen erarbeitet, die von einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Klimaschutz zeugen.

In Sachen Wärme neu aufstellen

Für das Team „Wärme“ zeigten Andi und Christian einen Fahrplan, wie Oftersheim bis 2040 die Wärmeversorgung komplett auf erneuerbare Energien umstellen kann. Die detaillierte Wärmeplanung sei die Aufgabe von Spezialisten, „wir haben dazu Ideen gesammelt“. Die Einteilung in Quartiere könne zeigen, „was in Oftersheim wo Sinn macht“.

Klimaschutzmanager Martin Hirning führt in die Thematik des Abends ein. © Volker Widdrat

Das Konzept befasst sich mit der Lage möglicher Quartierspeicher in größeren Freiflächen, der Nutzung einer Fläche für die Kombination aus Wärme und Strom, einer Flusswasser-Wärmepumpe am Leimbach, der gezielten Ansiedlung von Unternehmen, der oberflächennahen Geothermie, der im Winter nutzbaren „Sommerwärme“ und der Bildung einer Bürgerenergiegenossenschaft. Oftersheim habe die Flächen und technischen Möglichkeiten, um die Wärmewende gemeinsam anzugehen „und nicht jedem Einzelnen zu überlassen“. Die Gemeinde müsse den Prozess und die Wärmeplanung effektiv vorantreiben, um den Bürgern Gestaltungsmöglichkeiten zu geben.

Regenerative Stromerzeugung

„Wir müssen ein großes hehres Ziel haben“, teilte die Gruppe „Strom“ mit Christian, Gert, Ingmar, Jan, Pierre und Ralf mit. Das Motto dazu: „Heute revolutionieren wir die Stromproduktion von Oftersheim.“ Der Wechsel von Gas und Öl zu Strom für Wärme erhöhe den Strombedarf zusätzlich, zeigen der Energiebedarf Oftersheims nach Sektoren und die Installationszahlen für Photovoltaikanlagen.

Als Möglichkeiten der Stromerzeugung böten sich reine Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen und mit Nutzung von Lärmschutzwänden der Bahntrasse, Agri-Photovoltaik auf den örtlichen Feldern und ein Mischkonzept aus Biomassekraftwerk und Windparkbeteiligung der Gemeinde an. Auf dem Weg zur CO2-Neutralität sei die Umstellung der Straßenbeleuchtung schon beschlossen, der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur und die Reduzierung des Individualverkehrs folgten noch.

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„Zu hundert Prozent erneuerbare Energien in Oftersheim bis 2030, die Qualifizierung ehrenamtlicher Photovoltaik-Berater und die Einrichtung von Bürgergruppen, die die Umsetzung vorantreiben“, lauten die Vorschläge an den Rat. Der Appell: „Lassen Sie uns die Revolution heute starten, bevor es zu spät ist.“

Die jüngste Gruppe mit Florian Reck und Florian Eichmann hatte sich mit dem Thema „Mobilität“ beschäftigt. Die Verkehrswende könne nur in einer Kombination aus drei Strategien erreicht werden: die Vermeidung von Verkehr, positive Anreize zur Stärkung nachhaltiger Verkehrsmittel, die sogenannten „Pull-Faktoren“ und negative Anreize gegen weniger nachhaltige Verkehrsmittel als sogenannte „Push-Faktoren“.

Mobilität neu denken

Konkrete Maßnahmen könnten unter anderem die Elektrifizierung der Mobilität und der Ausbau der Lademöglichkeiten, die Digitalisierung der Verwaltung, die engere Taktung des ÖPNV, die Förderung, aber auch der Pflichteinbau von Wall-Boxen, die Parkraumbewirtschaftung, die Förderung des Radverkehrs mit dem Verleih von Lastenrädern und die Schaffung mindestens einer Nord-Süd- und einer Ost-West-Verbindung als Fahrradstraßen sein.

Eine seriöse Quantifizierung aller Einzelmaßnahme sei nicht möglich. Wichtig sei aber eine „integrierte Kommunikationsstrategie und Rückkopplung an die Bürgerschaft“. Das Team hält diese Ziele für „realistisch, angemessen und ambitioniert“. Oftersheim habe als „Gemeinde der kurzen Wege“ das Potenzial für die Verkehrswende, die Bevölkerung „die Motivation, bei der Transformation mitzuziehen“.

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Einkaufen vor Ort

Das Team „Konsum und Klimaschutz“ zielte auf „weniger CO2-Ausstoß durch klimafreundliches Konsumverhalten“: Einkaufen vor Ort, regionale Produkte und klimafreundliche Verpackung, lange Nutzungsdauer von Gegenständen statt Neukauf, klimafreundliche Reisen und keine Verschwendung von Konsumgütern. Bei der Wandlung im Konsumverhalten sei eine „dauerhafte Öffentlichkeitsarbeit“ unumgänglich. Dabei gelte es, Hemmschwellen abzubauen durch Praxistipps, Einrichtungen vor Ort mit einzubeziehen und Müll zu vermeiden.

Die Gruppe setzt auf Angebote von Bauern der Region, Tipps für klimafreundliche Ausflüge, Kochkurse zu vegetarischen und veganen Gerichten und Stammtische für Information, Austausch und Beteiligung. „Die Voraussetzung ist allerdings, dass wir wollen“, hieß es. Kleine Schritte bewirkten auch schon viel beim Konsumverhalten.

Steingärten entsiegeln

„Ofdascha wird klimafit“, präsentierte das Team „Umwelt“ seine Ideen aus dem Bürgerforum. Die Klimafolgenanpassung beinhalte „Initiativen und Maßnahmen, um die Empfindlichkeit natürlicher und menschlicher Systeme gegenüber tatsächlichen oder erwarteten Auswirkungen der Klimaänderung zu verringern“.

Die erarbeiteten Themen beträfen Entsiegelung, Begrünung, Forstwirtschaft, Waldumbau und Wassermanagement. Bei den privaten Flächen müssten Anreize für Bürger zur Entsiegelung von Steingärten und Einfahrten geschaffen werden. Eine Idee ist die Schaffung von zwei „Frischeinseln“ für Hitzeperioden je Kalenderjahr im Ort, mit schattenspendenden Bäumen, Sitzgelegenheiten und Trinkwasserspendern.

Der Gemeinderat solle die Zielbilder bis Ende dieses Jahres in konkrete Projektentwürfe bringen und über das Budget entscheiden. Dazu müsse viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, über die Auswirkung des Wärmemanagements, Biodiversität, bestehende Vorschriften, mögliche Beiträge der Bürger und Fördermöglichkeiten seitens der Gemeinde. Wünschenswert sei auch die Organisation eines Stammtischs. Der Appell zum Schluss war eindeutig: „Anfangen – jetzt!“.

Alles ist verhandelbar, nur der Klimawandel nicht. Die Unterlagen der fünf Arbeitsgruppen aus dem Bürgerforum können sich Interessierte zuschicken lassen.

Info: Infos: Klimaschutzmanager Martin Hirning, Telefon: 06202597-201, E-Mail: klimaschutz@oftersheim.de

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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