Bahnunterführung

Graffitikünstler will die Oftersheimer Jugend inspirieren

Marco Billmaier gestaltet im Anschluss an einen kürzlich erfolgten Workshop die zweite Wand der Bahnunterführung an der Albert-Schweitzer-Kita neu. Doch es geht nicht nur um Verschönerung - er will auch Interesse wecken.

Von 
Lukas Heylmann
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Blick in die Unterführung in Richtung Hildastraße und Albert-Schweitzer-Kita: Auf der rechten Seite ist die Unterwasserwelt zu sehen, auf der linken Seite die triste weiße Wand, die Marco Billmaier noch gestalten wird – inklusive Gekritzel, das vermutlich eher nicht erwünscht ist und dank ihm verschwinden wird. © Heylmann

Oftersheim. Zur Hälfte erstrahlen die Wände der Oftersheimer Bahnunterführung an der Albert-Schweitzer-Kindertagesstätte bereits in neuem Glanz. Der zweite Teil soll folgen – und zwar erneut unter der Regie und Expertise von Marco Billmaier. Dieser betreibt seit 2007 „Die Wandgestaltung“ und übernimmt damit deutschlandweit Graffitiprojekte aller Art, wie es auf der Firmenwebsite heißt. Im September gestaltete Billmaier an zwei Tagen mit Kindern und Jugendlichen ein Motiv für eine der Wände in der Bahnunterführung. „Für den Workshop haben wir uns etwas Einfaches überlegt“, erklärt er im Gespräch mit dieser Zeitung. „Eigentlich geht es bei Graffiti ja um Schriftzüge, aber mit den Kindern haben wir eine Unterwasserwelt gestaltet.“

Marco Billmaier bekommt regelmäßig Aufträge wie den jetzigen. © Billmaier

Die gegenüberliegende Seite soll sich nun an eine etwas andere Zielgruppe richten. „Der Gedanke war, an der einen Wand ein bisschen mehr im Comicstil zu arbeiten – mit den Kindern und auch für sie – und die andere soll eher Jugendliche ansprechen und auch mehr klassisches Graffiti sein“, erläutert Billmaier den Planungsprozess. Auch dort sollen sich dann ein paar Figuren finden, die zur Unterwasserwelt gegenüber passen, ansonsten allerdings eher Schriftzüge.

Entstehen soll das Kunstwerk voraussichtlich an einem Sonntag im Oktober – wann genau ist allerdings noch nicht klar, denn Billmaier schultert das Projekt nicht alleine, sondern mit befreundeten Sprayern. „Die Planung ist da nicht ganz einfach – es hat nie jeder Zeit, aber es wollen alle mitmachen“, sagt er und lacht.

Mehrere Zielsetzungen der Graffitikunst in Oftersheim

Das Kunstwerk verfolgt am Ende mehrere Ziele. In jedem Fall soll natürlich die Unterführung ansehnlicher werden – für Billmaier kein seltener Auftrag. Im Spätsommer 2022 hat er etwas Vergleichbares für die Stadt Schwetzingen angefertigt, ebenfalls in einer Bahnunterführung. „Die Stadt hatte bei mir angefragt, weil immer wieder Menschen die Wände vollgeschmiert haben. Das wollte man unterbinden und hat dann im Gegenzug auch die Farbe bezahlt und mir völlig freie Hand bei der Motivgestaltung gelassen“, erinnert er sich. Dafür gab es für die Große Kreisstadt ein Schwetzingen-Logo und einen passenden Schriftzug.

Aus Billmaiers Sicht soll die von ihm und seinen Kollegen gestaltete Wand aber auch Jugendliche ansprechen, somit in ihnen womöglich Interesse an der Graffitikunst wecken und daran, sich in dem Bereich auszuprobieren. Möglichkeiten gibt es dafür laut dem Künstler einige. „Verschiedene Städte haben Wände, an denen das Sprayen legal ist“, berichtet er. „Da gilt aber natürlich, dass man andere, bereits vorhandene Bilder respektieren muss, das ist kein Wilder Westen. Neulinge sollten sich da eher in den Ecken oder bereits verkritzelten Bereichen ausprobieren.“

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Andererseits gebe es auch regelmäßig Workshopangebote wie das jüngst in Oftersheim, oft von Jugendzentren oder Schulen, manchmal privat – auch Billmaier bietet so etwas an, unabhängig von der Altersklasse der Teilnehmer. Grundsätzlich findet er aber etwas anderes zunächst wichtiger: „Bevor ich an der Wand loslege, sollte ich erst mal ein Jahr lang auf Papier üben“, erläutert er aus Erfahrung. „Das ist ja nur logisch. Einen schönen Schriftzug zu gestalten, muss man erlernen. Das dauert lange und ist schwer. Und wenn man dann vor einer Wand steht, muss man es erst mal schaffen, das vorher Gemalte umzusetzen – in viel größer und mit der Spraydose, also einem völlig anderen Medium.“

Kindern und Jugendlichen sein Handwerk näherzubringen, ist also genau wie Aufträge von Städten oder Gemeinden ein regelmäßig wiederkehrender Aspekt von Billmaiers Arbeit. Für das, was in der Oftersheimer Unterführung noch geschehen soll, rechnet er mit ungefähr einem Tag Arbeit. „Klar, mit den Kindern haben wir dafür zwei Tage gebraucht. Wenn wir dann mit drei bis fünf Menschen, die das schon öfter gemacht haben, eine gleich große Fläche angehen, geht das wohl schneller.“ Die zu füllende Fläche ist im Übrigen 17 mal 2,20 Meter – also beachtliche 17,4 Quadratmeter – groß. Ganz schön viel Raum also, der künftig Nachwuchskünstler zum Nacheifern animieren soll – wo es gestattet ist und erst mal ja sowieso auf Papier.

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