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Marktsterben in Oftersheim: Griechischer Stand trotzt dem Trend

Kein Personal oder abschreckende Situation: Es gibt viele Gründe für das Marktsterben in Oftersheim. Eine Spurensuche in der Gemeinde.

Von 
Stefan Kern
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Der "Grieche" vom Wochenmarkt: Fast etwas einsam und verlassen steht Vasilios Eulampidis mit seinen griechischen Leckereien unter den Kastanienbäumen und wartet auf Kunden. © Rathaus

Oftersheim. Da hilft kein Ausweichen mehr. Von einem Markt kann in Oftersheim nicht mehr gesprochen werden. Wo früher auf dem Schulhof der Friedrich-Ebert-Grundschule hinterm Rathaus ein Käsestand, Gemüse, Obst, Fleisch- und Wurstwaren und ein Stand mit griechischen Spezialitäten zu finden waren, ist heute noch letzterer übriggeblieben. Fast etwas einsam und verlassen steht Vasilios Eulampidis mit seinen griechischen Leckereien unter den Kastanienbäumen und wartet auf Kunden. An guten Tagen sind es 15 bis 20 Kunden, die er freitags immer zwischen 14 und 17 Uhr begrüßen darf. Am Freitag nach dem Feiertag Christi Himmelfahrt waren es deutlich weniger. Nach den drei Stunden verzeichnete Eulampidis sieben Kunden. Das sei dem Feiertag geschuldet, beruhigt er sich. Aber aus ökonomischer Sicht ist dieser Nachmittag in Oftersheim natürlich ein ziemlicher Flop.

Keine Nachfolger oder kein Personal bei den Marktbetreibern in Oftersheim

Die Situation, so auch Bürgermeister Pascal Seidel, sei sehr unbefriedigend. Man habe einen ziemlichen Aufwand betrieben, um hier im Ort einen Markt zu installieren. Jetzt zu erleben, wie das Angebot fortwährend schmaler wird, sei natürlich frustrierend. Einige der Gründe, so der Bürgermeister, sei der Weggang der Käse-Frau und des Metzgers. Sie hätten für ordentlich Frequenz gesorgt. Aber die Dame mit dem Käsestand sein in den Ruhestand gegangen und habe keine Nachfolgerin gefunden und der Metzger habe kein Personal gefunden, um das Angebot hier im Ort aufrechterhalten zu können.

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Selbstverständlich versuche die Gemeinde, genauer Andrea Markus, neue Marktstände zu rekrutieren. Aber das sei schwierig, gerade wenn die ökonomischen Aussichten für die Marktbetreiber eher mau aussähen. Die schwächelnde Frequenz spreche sich rum und schrecke eher ab. Am Ende, das war Seidel im Gespräch mit der Schwetzinger Zeitung wichtig, entscheide der Bürger über Erfolg oder Misserfolg des Marktes. Wenn die Menschen das Markt-Angebot nicht wahrnähmen und einkauften, könne kein Markt bestehen.

Der Standort des Wochenmarkts in Oftersheim ist nicht ideal

Eulampidis sieht für den Niedergang übrigens noch einen anderen Grund. Der Standort sei nicht optimal. Ein Markt müsse da seine Zelte aufschlagen, wo die Menschen eh schon unterwegs seien. Ideal wäre ein paar Meter weiter auf dem Parkplatz der Bank in der Eichendorffstraße. Bei der Suche nach neuen Marktständen betonte Eulampidis, dass ein Gemüse- und Obststand das Wichtigste wäre. „Die ziehen Kunden.“ Und wie wäre es, wenn Gemeinderäte und Verwaltungsmitarbeiter demonstrativ jeden Freitag in großer Zahl zum Markt kämen. Es wäre ein sichtbares Signal, das vielleicht motivierend in die Bürgerschaft hineinwirke.

Der erste Kunde des Tages, eine halbe Stunde nach Marktöffnung, war Stefan Seibicke aus Eppelheim. Seine Tochter wohne hier und mit ihr habe er den Markt schon besucht. Er ist zum dritten Mal hier und kauft ganz gerne mediterrane Spezialitäten. Das langsame Verschwinden des Marktes sieht er mit Sorge. Auf Märkten bekomme man gute Qualität. Und ganz grundsätzlich sei das Einkaufen auf Märkten sympathischer, als in den großen Geschäften. Eine Sicht, die auch Marcel Renkert teilte. Ganz schlimm wäre für ihn, wenn Eulampidis aufgeben würde. „Ich komme nämlich explizit wegen den Oliven.“ In dieser Qualität bekomme man diese im normalen Handel nicht. Ilse-Marie Dorn sah die Probleme ganz woanders. Sie sagte, dass die Marktstände eigentlich nie wie angekündigt um 14 Uhr öffneten. Immer wieder seien Leute hier gewesen und dann unverrichteter Dinge wieder gegangen. Sie selbst wollte übrigens nur schauen, ob Stände da seien. Eingekauft hat sie nichts. Für sich reklamierte Eulampidis deutlich, dass er stets pünktlich hier sei.

Liegt die Schuld am Marktsterben in Oftersheim bei den Kunden?

Ein letzter Kunde, dem die Schwetzinger Zeitung hier begegnete, ließ keinen Zweifel daran, dass die Schuld für diesen Niedergang allein die Bürger treffe. Mit dem Standortargument konnte der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitungsehen wollte, nicht so viel anfangen. Die paar Meter von der Bank zum Schulhof könne doch fast jeder gehen. „Wenn die Menschen nicht bereit sind dieses Stück zu gehen, ist ein Markt in Oftersheim vielleicht einfach nicht wirklich erwünscht.“ Der Platz hier unter den Bäumen findet der Mann sogar sehr schön. Gerade im Sommer sei es hier schön schattig.

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Wie die Zukunft des Marktes hier aussieht, ist offen. Die Gemeindeverwaltung, so der Bürgermeister, suche nach Marktbetreibern. „Es ist aber schwierig.“ Und Eulampidis versichert, dass er zumindest für die nähere Zukunft keinen Abschied plane. Noch habe er Stammkunden, die explizit zu ihm kämen und ihm ein Plus unter sein Geschäft bescherten. „So lange das so ist, komme ich nach Oftersheim.“

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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